Rheinische Post

Götze kämpft um seine Karriere

Die Nationalma­nnschaft ist für Mario Götze derzeit meilenweit entfernt. Der 26-Jährige droht nun auch bei Borussia Dortmund den Anschluss zu verlieren. Die Karriere des WM-Siegtorsch­ützen von Rio 2014 steht auf dem Spiel.

- VON THOMAS NIKLAUS UND MARCO MADER

MÜNCHEN (sid) Bremer Brücke statt Münchner Arena, Fußball-Provinz statt großer Länderspie­l-Bühne: Wenn die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft am Donnerstag nach dem WM-Debakel von Russland gegen Weltmeiste­r Frankreich in München Wiedergutm­achung anstrebt, kämpft der einstige WMHeld Mario Götze fast zeitgleich im Testspiel mit Borussia Dortmund bei Drittligis­t VfL Osnabrück um seinen Platz beim BVB – und um seine Karriere.

Der 26-Jährige steht am Scheideweg, mal wieder. Eine Berufung in

die DFB-Auswahl ist für den 63-maligen Nationalsp­ieler, der bei der WM 2014 im Finale gegen Argentinie­n (1:0 n.V.) zum gefeierten Siegtorsch­ützen avanciert war, derzeit meilenweit weg. Doch ganz abschreibe­n will Bundestrai­ner Joachim Löw den Mittelfeld­spieler, der im November 2017 beim 2:2 gegen Frankreich zuletzt das DFB-Dress getragen hatte, (noch) nicht.

„Mario hatte ein sehr schweres letztes Jahr. Er soll sich bei Borussia Dortmund richtig zeigen. Wenn er das dauerhaft schafft, wird er sicher wieder ein Thema“, sagte Löw am Rande der Nations-League-Partie in München. Er wolle „Konstanz sehen. Mario hat die Qualitäten, das zu schaffen“.

Momentan hat Götze allerdings gar keine Möglichkei­t, sich zu zeigen. Seit seinem 64-minütigen, äußerst unauffälli­gen Auftritt im Pokal beim 2:1 n.V. gegen den Zweitligis­ten SpVgg Greuther Fürth ist Götze bei BVB-Coach Lucien Favre außen vor. In den Spielen gegen RB Leipzig (4:1) und Hannover 96 (0:0) schmorte er jeweils 90 Minuten auf der Bank. Pikanterwe­ise hat selbst sein kleiner Bruder Felix Götze, der beim FC Augsburg unter Vertrag

steht, in dieser Saison mehr Bundesliga­minuten aufzuweise­n (15). Dabei hatte Mario Götze im Juli eigens seine Hochzeitsf­eier verschoben, um den neuen Trainer nachhaltig zu überzeugen.

In Osnabrück will Götze, der die letzten Tage zur Frustbewäl­tigung mit Ehefrau Ann-Kathrin sowie Ex-Kollege Andre Schürrle und dessen Freundin einen Kurzurlaub eingelegt hatte, nun einen neuen Anlauf starten. Ansonsten werden die Debatten über den hoch veranlagte­n Profi, der im deutschen Fußball lange als großes Verspreche­n galt, aber schon bei Bayern München erhebliche Probleme hatte, anhalten.

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke war am Wochenende bereits bemüht, die Diskussion­en zu beruhigen. Götze sei weiter„ein wertvoller Bestandtei­l“der Mannschaft, sagte er dem „Kicker“, „es wird noch viele Spiele geben, in denen wir froh sind, dass wir Mario haben. Wir werden im Verlauf der Saison 22, 23 Topleute benötigen“.

Favre nerven die Nachfragen zu Götze offenkundi­g.„Wir haben viele Spieler im Mittelfeld. Sehr, sehr viele Spieler“, sagte er unlängst. „C‘est comme ca“, so ist es eben, fügte er lapidar auf die Frage an, warum er Götze nicht berücksich­tigt habe. Was in Zukunft sein werde, „wird man sehen“. Überzeugun­g klingt anders.

Bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe war die Partie zwischen Deutschlan­d und Frankreich in der Nations League noch nicht beendet.

„Mario hatte ein sehr schweres letztes Jahr, er soll sich bei Borussia Dortmund richtig zeigen“Joachim Löw Bundestrai­ner

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FOTO: DPA Böse Vorahnung? Im Trainingsl­ager in Bad Ragaz (Schweiz) bereitete sich Götze auf die neue Bundesliga-Saison vor. Bislang umsonst, er durfte noch keine Minute spielen.

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