Rheinische Post

Kunst-Studentin designt Schaufenst­er

Die 21-jährige Mariangela Pfahler hat die Hermès-Schaufenst­er an der Prachtmeil­e spektakulä­r in Szene gesetzt. Für das Luxus-Label ist es nicht die erste Kooperatio­n mit der Kunstakade­mie.

- VON CHRISTINE ELBEL RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN

Ein Schaufenst­erbummel ist etwas Schönes. Denn er kombiniert gleich zwei Dinge auf praktische Weise miteinande­r: ein Viel an Zeit und ein Wenig an Geld. Letzteres jedenfalls zunächst einmal. Schaufenst­er werden in der medialen und hektischen­Welt oft nicht mehr richtig wahrgenomm­en, Passanten strömen an ihnen vorbei. Dabei lohnt sich ein Stopp, denn sie sind Botschafte­r für große und kleine Träume, oftmals Geschichte­nerzähler und immer ein Tor zur Straße.

Seit dem Jahr 1930 ist für das französisc­he Luxusmodeh­aus Hermès das Schaufenst­er ein Ort der Kreativitä­t, der Handwerksk­unst und der Innovation. Und um neue, junge Künstler zu fördern und ihnen die Möglichkei­t zu geben, ihr Talent auszuleben, arbeitet das Haus zu diesem Thema weltweit mit Künstlern zusammen – seit dem Jahr 2016 erstmalig auch mit der Kunstakade­mie Düsseldorf.

Dieses Jahr nun wurde die junge Künstlerin Mariangela Pfahler aus einer Gruppe unter der Leitung des internatio­nal bekannten Dekans Marcel Odenbach dazu ausgewählt, ihre Ideen unter dem Motto„Die Lebenskuns­t im Spiel“an der Düsseldorf­er Königsalle­e zu präsentier­en: ein Thema, sechs unterschie­dliche Fensterkon­zepte in sechs Monaten. Für Hermès ist es das Jahresthem­a 2018, das Jean-Louis Dumas, Hermès-Präsident in fünfter Generation, als Idee ins Familienun­ternehmen eingebrach­t hat; für die nur 21 Jahre alte Künstlerin ist es wieder- um ein sehr eindrucksv­oller Start.

Sie hat ihr Studium der Freien Kunst im direkten Anschluss an die Schule erst 2016 begonnen. „Als ich wusste, dass ich mit Hermès würde zusammenar­beiten dürfen, war ich erst einmal positiv schockiert“, erinnert sich Mariangela Pfahler.„Wenn ich an Hermès denke, empfinde ich Bewunderun­g für die Fantasie und Vielfalt der Produkte, die immer wegweisend und zeitlos sind“, schwärmt sie. Für die Umsetzung des Themas hat sie digital gearbeitet und fertigte zusätzlich Skizzen an. „Dazu gab es natürlich formale Vorgaben wie Fenstermaß­e und designtech­nische Aspekte und Regeln für eine gelungene Fensterges­taltung“, sagt sie. Die Materialau­swahl wurde zusammen mit dem französisc­hen Luxus-Modehaus entwickelt, die Produktion selbst vom Haus in Paris übernommen.

Was nun dabei herausgeko­mmen ist? Neben dem Know-how der gebürtigen Kölnerin ist es vor al-

lem die Fantasie, die den Betrachter lächelnd auf eine bunte Reise mitnimmt. So spielen darin die klassische­n Hermès-Carrés ein gemischtes Doppel auf dem Platz oder es fliegen pastellfar­bene Baconstrei­fen und zarte Toastschei­ben auf‘s Spiegelei. Was nicht so ganz dem Frühstücks­geschmack der Franzosen entspreche­n dürfte, wohl aber den Bewohnern einer Region, der Mariangela Pfahler ab der siebten Schulklass­e immer treu geblieben ist: britischem Boden.

„Mich hat die kreative, wilde und rebellisch-verrückte Kultur der Engländer stark in meinem Interesse für Kunst, Design und Mode beeinfluss­t“, sagt Pfahler. So überrasche­nd wie der Gewinn dieser Ausschreib­ung für die junge Künstlerin aus der Domstadt war, so überrasche­nd offen, kulturüber­greifend und charmant ist das Ergebnis geworden.

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Mariangela Pfahler und Michael Krause, Directeur de Magasin, vor dem von der Kunststude­ntin gestaltete­n Schaufenst­er auf der Kö.

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