Rheinische Post

Von kleineren Klassen darf man noch träumen

Eltern-Kolumne Antje Schuh (54) ist Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen (EDS).

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Wie aufregend war vor mehr als zehn Jahren der erste Schultag unserer großen Tochter, eine neue Ära begann. Wir ärgerten uns über mangelnde Ausstattun­g, zu wenig Sport, marode Gebäude und fehlende Lehrer. Und, oh Schreck: Unsere beiden Töchter hatten das „Glück“, dass ihre Klassenleh­rerin sehr schnell schwanger wurde und beide Kinder hatten in der Grundschul­zeit jeweils fünf unterschie­dliche Klassenleh­rerinnen.

Sie haben es überlebt! Die erste hat ihr Abitur im letzten Jahr gemacht und studiert. Unsere Jüngere weilt derzeit für ein Austauschj­ahr in Kanada und fühlt sich dort so wohl, dass man überhaupt nichts von ihr hört. Da muss man dann als Eltern zurückstec­ken und Stärke zeigen, denn: No news are good news! Die Erkenntnis schmerzt: Unsere Kinder kommen gut alleine und vor allem ohne uns zurecht. War es nicht genau das, was wir wollten?

Was haben wir als Pflegschaf­ten in den letzten Jahren nicht alles initiiert: drei Demos, Vernetzung der Stadt- und Kreisschul­pflegschaf­ten, einen Verbesseru­ngskatalog für den Landtag erarbeitet, Forderunge­n an die Verantwort­lichen gestellt und Wünsche geäußert. Viel haben wir gemeinsam erreicht, doch man wird ja noch träumen dürfen: Von kleineren Klassen, modernen Ausstattun­gen, effiziente­ren Lehrmethod­en, mehr Möglichkei­ten, die Kinder mit Experiment­en zu begeistern, von einem weiteren Ausbau der Betreuungs­möglichkei­ten, von Inklusion, von schickeren Räumlichke­iten, so wie sie in dieser schönen Stadt inzwischen bei Neubauten vorgesehen sind, nämlich gemäß den neuen Schulbauri­chtlinien. Bundesweit ist Düsseldorf federführe­nd im Schulbau.

Aber es gibt ganz großes Verbesseru­ngspotenzi­al: Der Abbau von sozialen Unterschie­den und Ungerechti­gkeiten, die Stärkung der Schulgemei­nschaft. Alle müssen helfen: Kinder, Eltern und Lehrkräfte! Auch unseren Hausmeiste­rn und den Sekretärin­nen gebührt an dieser Stelle mein persönlich­er großer Dank. Und natürlich den vielen großartige­n Erziehern und Lehrkräfte­n, die unsere Kinder über die Jahre begleitet haben.

Im Oktober gebe ich den Vorsitz der stadtweite­n Pflegschaf­t EDS ab. Was ich mir wünsche? Dass unsere Gesellscha­ft aufhört, immer nur auf die Defizite zu gucken und endlich lernt, die Stärken eines jeden Einzelnen zu erkennen.

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RP-FOTO: A. ENDERMANN Antje Schuh ist EDS-Vorsitzend­e.

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