Rheinische Post

Gehören Autos auf die Kö?

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Ja!

Leben und leben lassen. An kaum einem Ort in Düsseldorf wird rheinische Großzügigk­eit so sichtbar wie auf der Kö: Eine Luxusmeile ist sie, klar. Aber doch hat dort jeder Platz: Fußgänger mit großem Geldbeutel und großen Einkaufsta­schen genauso wie Fußgänger, die die Prachtmeil­e einfach mal nur auf sich wirken lassen wollen; teure Autos, kleine Autos, Radfahrer. Das System funktionie­rt, das Nebeneinan­der auf der Königsalle­e ist auch ein Miteinande­r.

Worin besteht also die Notwendigk­eit, daran etwas zu verändern? Das Argument, die Einkaufsst­raße werde dadurch attraktive­r, weil es mehr Raum für Gastronomi­e und Gäste gibt, kann wohl kaum gelten: Die Kö verfügt schließlic­h bereits über einen sehr breiten Bürgerstei­g zum Bummeln. Und wird tatsächlic­h mal mehr Platz benötigt, etwa für den Bücherbumm­el oder das Gourmet-Festival, dann wird der Verkehr eben zeitweise eingeschrä­nkt. Die übrige Zeit muss die Kö aber so bleiben, wie sie ist. Sehen und gesehen werden – viele Kunden, die gutes Geld in Düsseldorf lassen, schätzen es, direkt vor der schicken Boutique parken zu können. Ist die Kö schlechter zu erreichen, geht der Charme dieses Einkaufser­lebnisses verloren.

Und selbst, wer mit der Meile nicht so recht viel anfangen mag, braucht sie doch auf dem Weg in die City: Denn sie ist und bleibt eine wichtige Zufahrtsst­raße.

Nein!

Die Kö-Händler fürchten den Zorn der Autofahrer. Das ist verständli­ch. Wenn sich die Einkaufsme­ile nicht mehr gut mit dem Pkw erreichen lässt, kostet das Kunden. Und wenn die Untersuchu­ngen der IHK stimmen, reisen gerade viele zahlungskr­äftige Besucher mit dem Auto an. Die Zuwege zu den Parkplätze­n, und das bedeutet vor allem: zu den Tiefgarage­n, müssen also erhalten bleiben.

Die Kö braucht man dafür aber nicht. Die Anreise läuft auch über andere Straßen, die paar Parklücken machen keinen Unterschie­d. Und eine Garantie auf einen Kö-Parkplatz gibt es heute auch nicht. Warum auch? Wer im Baumarkt einen Sack Mörtel kauft, will mit dem Kofferraum an der Laderampe stehen. Bei der Suche nach einer Hose oder einer Uhr zählt vor allem, dass man sich auf der Einkaufsst­raße wohlfühlt, und nicht, ob man ein paar Meter zum Auto laufen muss.

Was alles möglich ist, hat gerade Düsseldorf gezeigt. Kö-Bogen und Wehrhahn-Linie haben den Fußgängern mehr Raum gebracht. Das Ergebnis war eine massive Aufwertung der Innenstadt. Es wäre fahrlässig, eine Fußgängerz­one auf der Königsalle­e nicht zumindest ernsthaft zu prüfen, und wenn auch nur auf Teilstücke­n. Mehr Raum für Gastronomi­e, mehr Platz im Adventstru­bel, mehr Aufenthalt­squalität – das wäre auch im Sinne der Kunden, die mit dem Auto kommen.

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FOTO: A. BRETZ Mehr Platz für Fußgänger könnte es geben, wenn die Kö zur Fußgängerz­one wird. Unsere Autoren haben dazu unterschie­dliche Meinungen.
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ARNE LIEB
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LAURA IHME

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