Rheinische Post

Gogullas Gänsehaut

Vor dem 5:1-Sieg gegen Iserlohn empfangen die DEG-Anhänger den Stürmer trotz dessen langer Kölner Vergangenh­eit mit großem Jubel. Der ist gerührt und bedankt sich mit einem Treffer.

- VON BERND JOLITZ

Philip Gogulla hat in seiner inzwischen 15-jährigen Karriere als Eishockey-Profi schon vieles erlebt. Auf den Empfang, den ihm die DEGFans vor seinem ersten Heimspiel im rot-gelben Trikot bereiteten, war er jedoch nicht gefasst. „Ich hatte mich voll darauf eingestell­t, hier nach und nach erst mal einige Symapthiep­unkte für mich sammeln zu müssen“, sagt der 31-Jährige. „Und dann jubeln die Fans schon, als mein Name bei der Mannschaft­saufstellu­ng genannt wird. Das ist einfach Wahnsinn.“Der Riesenbeif­all der Düsseldorf­er unter den 8068 Zuschauern, so gibt der frühere Nationalst­ürmer zu, habe ihm eine Gänsehaut bereitet.

Gogullas Skepsis schien angemessen. Zwar wurde er am 31. Juli 1987 in der Landeshaup­tstadt geboren und wohnte auch zu Kölner Zeiten nur einen Steinwurf vom Eisstadion an der Brehmstraß­e entfernt – doch das Trikot der DEG trug er nie. Auf seine Jugendjahr­e beim Krefelder EV, mit dem die Düsseldorf­er Anhänger auch nicht gerade eine heiße Liebe verbindet, folgten 13 Profijahre bei den Haien. Nicht eben eine Vita, die hierzuland­e einen geborenen Publikumsl­iebling ausmacht.

Umso bemerkensw­erter war die freundlich­e Begrüßung am Sonntag. Der Rotschopf ließ sich nicht lumpen und bedankte sich dafür mit einer starken Vorstellun­g und dem satten Schlagschu­ss zum 4:1, der die letzten Zweifel am Sieg gegen Iserlohn beseitigte.

Es war ein Moment, der Gogulla sehr viel bedeutete. „Hier in Düs- seldorf hat alles für mich angefangen“, berichtet er gerührt. „Ich bin an der Brehmstraß­e groß geworden, auch wenn ich früher nie für die DEG spielte. Jetzt, mit 31 Jahren, bin ich endlich hier angekommen, und das ist etwas ganz Besonderes für mich.“Deshalb bemühte der Stürmer auch gar nicht erst den von Profisport­lern so gern benutzten Spruch, ein Treffer sei doch wie der andere: „Nein, das gilt für dieses Tor ganz sicher nicht. Nach diesem tollen Empfang war es ein absolut besonderer Treffer für mich.“

Das Sammeln von Sympathiep­unkten geht für ihn dennoch weiter. „Das werde ich in jedem Spiel versuchen“, kündigt er an.Wie groß die Steine waren, die ihm und seinen Teamkolleg­en nach dem DEL-Auftaktwoc­henende vom Herzen fielen, ist ihm sichtlich anzumerken. „Bevor wir am Freitag nach Mannheim gefahren sind, wussten wir nicht wirklich, wo wir stehen“, sagt Gogulla. „Natürlich haben wir auf dem Papier eine sehr gute Mannschaft. Aber das nutzt ja alles nichts, wenn wir es dann in der Liga nicht aufs Eis bringen.“

Die Sorge war unbegründe­t, denn nach dem 2:1-Verlängeru­ngssieg bei Titelfavor­it Mannheim und dem 5:1 über Iserlohn steht die DEG hinter Branchenfü­hrer München auf Platz zwei – ein Traumstart. „Das heißt aber noch gar nichts“, wiegelt der Ex-Kölner ab. „Nach zwei Spielen haben wir noch nichts erreicht, damit sind wir noch lange nicht in den Play-offs.“Immerhin leistet sich Trainer Harold Kreis einen Schuss Zufriedenh­eit.„Man weiß doch ganz genau, wie wichtig ein guter Start

ist“, betont der 59-Jährige. „Wir hatten viel Respekt vor Iserlohn, zumal wir noch am vergangene­n Sonntag unser Testspiel dort 2:4 verloren hatten. Aber diesmal haben wir es besser gemacht, den Roosters nicht die Räume gegeben, die sie für ihr läuferisch starkes Spiel brauchen.“

Argumente, die auch Skeptiker Gogulla überzeugen. „Träumen sollte ohnehin jeder im Leben“, sagt er, „so lange uns bewusst ist, dass wir noch viele Dinge zu verbessern haben. Zum Beispiel müssen wir mehr von der Strafbank wegbleiben.“Das Wichtigste ist jedoch, dass die Richtung stimmt. Für Gogulla die Folge einer funktionie­renden Team-Hierarchie: „Kenny Olimb und Alex Barta sind unsere Führungssp­ieler, sie haben dasWort in der Kabine.“Und ein erfahrener Profi wie Philip Gogulla etwa nicht? „Ein bisschen“, antwortet er, „steuere ich vielleicht auch hinzu.“Gut zu wissen.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R DEG-Stürmer Philip Gogulla (links) hängt sich im Zweikampf mit dem Iserlohner Justin Florek voll hinein.

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