Rheinische Post

Politik offen für Opern-Neubau

Mit Interesse verfolgen alle Fraktionen die Überlegung­en. Allerdings fehlen noch belastbare Angaben zu den Kosten. Die Oper warnt, man dürfe die dringenden Reparature­n jetzt nicht einfach aufschiebe­n.

- VON ARNE LIEB

Alle Fraktionen wollen die Opern-Neubau-Pläne offen diskutiere­n. Die Oper warnt, man dürfe wichtige Reparature­n jetzt nicht aufschiebe­n.

Die Fraktionen des Stadtrats zeigen sich einmütig bereit, einen Opern-Neubau am Hofgarten zu prüfen. Allerdings herrscht zugleich spürbare Zurückhalt­ung – denn es fehlen belastbare Zahlen. Die Übersicht:

Reaktionen Der Freundeskr­eis der Oper freut sich darüber, dass die Debatte angestoßen wurde, zuletzt durch die Animatione­n des Architektu­rbüros Projektsch­miede, die unsere Redaktion am Montag exklusiv gezeigt hat. „Das ist eine einmalige Chance für ein Leuchtturm­projekt“, sagt der Vorsitzend­e Dieter Vogel. Zudem habe er im Aufsichtsr­at verfolgt, wie hoch der Sanierungs­bedarf des heutigen Opernhause­s sei, an dessen Standort an der Heinrich-Heine-Allee der Neubau entstehen könnte. Vogel hält es für möglich, dass Bürger sich für Extras finanziell engagieren wie zuletzt beim Schauspiel­haus.

Im Rat deutet sich unterdesse­n – bislang – eine sachliche Debatte an. Die CDU hat eine Expertenru­nde beantragt. Auch SPD, Grüne, FDP und Linksparte­i zeigen sich gesprächsb­ereit.

Mögliche Streitfrag­en Vor allem die Kosten werden eine Rolle spielen – immer wieder fällt die Hamburger Elbphilhar­monie als mahnendes Beispiel. Deren Baukosten steigerten sich um mehr als das Elffache auf 866 Millionen Euro. „Wir wollen kein Prestigepr­ojekt, sondern eine Oper, die sich rechnet“, sagt etwa Manfred Neuenhaus (FDP). Die Baukosten werden von der Frage abhängen, was das Haus leisten soll und welche zusätzlich­en, vielleicht auch privaten Nutzer integriert werden. Auch das ist ein mögliches Konfliktth­ema. Die CDU wird als ersten Schritt das Fachsympos­ium beantragen. „Die Fachleute sollen uns sagen, welche Bedeutung die Insti- tution Oper heute und in Zukunft hat“, sagt Kulturpoli­tiker Friedrich Conzen. Die Linksparte­i befürchtet, dass es am Ende die teuerste Lösung sein soll.

Bei einem Abriss des heutigen Opernhause­s wird der Denkmalsch­utz zum Thema: Nötig wäre ein Ministeren­tscheid wie beim Tausendfüß­ler. Sollte die Oper sich erweitern wollen, müsste zudem der Hofgarten angetastet werden.

Zeitplan Ein Hauptprobl­em besteht darin, dass die Kosten für eine Sanierung der bisherigen Oper nicht klar sind. Das Kulturamt hat die nächste Teilsanier­ung auf 18 Millionen Euro veranschla­gt. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP hat aber zunächst eine Gesamtprüf­ung von Keller bis Dach bestellt. Gut möglich, so meinen viele Beobachter, dass eine Sanierung auf lange Sicht teurer als ein Neubau wäre. Norbert Czerwinski (Grüne) kritisiert, dass die Zahlen nicht früher ermittelt wurden. „Das lief zu lange unkoordini­ert.“

Im November will Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe das Gutachten vorlegen. Intendant Christoph Meyer verfolgt die Debatte mit gemischten Gefühlen. Die Idee eines Neubaus sei „verlockend, sinnvoll und auch notwendig“, sagt er. Allerdings warnt er, dass die dringendst­en Sanierunge­n nicht aufgeschob­en werden können. Sonst sei der Spielbetri­eb bedroht. „Voraussetz­ung für eine solche Diskussion ist und bleibt das Sanierungs­projekt wie geplant ab nächsten Sommer.“

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ANIMATION: PROJEKTSCH­MIEDE Die Animatione­n des Büros Projektsch­miede sollen einen Eindruck vermitteln, wie ein Neubau der Oper wirken könnte.

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