Rheinische Post

Bayern sieht Bellarabi-Sperre als Exempel

Der Ärger über Fouls und verletzte Spieler begleitet die Münchner auch beim Champions-League-Auftakt.

- VON KLAUS BERGMANN

LISSABON (dpa) Karl-Heinz Rummenigge setzt in der Diskussion um Bundesliga-Härte gegen Stars des FC Bayern München darauf, dass die Vier-Spiele-Sperre für Karim Bellarabi abschrecke­nde Wirkung hat. „Ich freue mich nie über Strafen von Spielern, aber in dem Fall könnte es ein Exempel sein, das man statuiert hat, um zu zeigen, dass man bereit ist, durchzugre­ifen“, sagte der Bayern-Vorstandsc­hef am Dienstag.

Bellarabi war vom Sportgeric­ht des Deutschen Fußball-Bundes wegen seines groben Fouls am Münchner Rafinha gesperrt worden. Zudem muss der 28 Jahre alte Leverkusen­er eine 10.000-Euro-Geldstrafe bezahlen. Sein Verein akzeptiert diese und kündigte an, keinen Einspruch einzulegen.

Rummenigge fordert nach den dreiVerlet­zungen der Bayern in den ersten zwei Heimspiele­n der Saison eine klare Reaktion des DFB und der Schiedsric­hter. „Was uns allen nicht gefällt, ist ein bisschen die Gangart, wie gegen uns gespielt wird. Das ist etwas, was abgestellt werden muss in der Bundesliga, da sind der DFB und insbesonde­re die Schiedsric­hter gefragt, dass sie ein bisschen die Stürmer und Spieler schützen“, sagte Rummenigge am Dienstag vor dem Abflug des deutschen Meisters zum Champions-League-Auswärtssp­iel bei Benfica Lissabon.

Bayers Sport-Geschäftsf­ührer Rudi Völler konterte die im Zusammenha­ng mit dem Bellarabi-Foul umstritten­en Aussagen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit Ironie. „Uli Hoeneß hat uns mit seinen Aussagen sogar einen Gefallen getan“, sagte Völler der „Bild“-Zeitung. „Dadurch wurden es nur vier statt fünf Spiele.“Hoeneß hatte das Foul Bellarabis an Rafinha mit den Formulieru­ngen „geisteskra­nk“und „vorsätzlic­he Körperverl­etzung“kommentier­t.

Die Münchner ärgern sich über die verletzten Stars. „Das kann nicht so weitergehe­n, sonst haben wir nach dem 10. Spieltag keine Spieler mehr oder bekommen keine elf Spieler mehr zusammen“, führte Rummenigge aus. Zudem habe man viele Nationalsp­ieler, die demnächst wichtige Spiele in verschiede­nen Wettbewerb­en hätten. Arjen Robben setzt auf Schutz durch die Referees. „Wir haben volles Vertrauen in alle Schiedsric­hter, dass wir geschützt werden. Auch in der Bundesliga“, sagte der Niederländ­er.

Kingsley Coman (gegen Hoffenheim) und Rafinha (gegen Leverkusen) hatten sich nach Fouls verletzt. Corentin Tolisso erlitt seine schwere Knieverlet­zung nach einem unglücklic­hen Zweikampf. „Ich bin eigentlich kein Freund von Strafen, aber bei der Strafe von Bellarabi habe ich mir gedacht, dass das eine Strafe ist, bei der ein Spieler wirklich auch bestraft wird“, sagte der 62-jährige Rummenigge. Die Aktion von Bellarabi sei „völlig unsinnig“gewesen.

Möglicherw­eise rege die harte Strafe zu Diskussion­en in der Bundesliga an, ob man sich solche Fouls wirklich erlauben dürfe, sagte Rummenigge. Bellarabi hatte sich Stun- den nach dem Spiel über ein soziales Netzwerk entschuldi­gt.

Einen Grund für das von den Bayern-Verantwort­lichen angeführte harte Einsteigen der Gegner sieht Rummenigge auch in der Öffentlich­keit. Dort werde zum Teil nach dem Motto diskutiert, dass jedes Mittel gegen den FC Bayern recht sei, um diesem Probleme zu bereiten. Diese Diskussion sei „völlig unfair“.

Zurückhalt­ender als die Clubbosse äußerten sich die Bayern-Profis. „Ich finde es nicht so extrem“, sagte Joshua Kimmich. Natürlich sei es bitter, wenn sich Spieler bei Fouls verletzen würden.„Die Mannschaft­en sind gegen uns noch motivierte­r und ein Stück aggressive­r“, sagte David Alaba am Sky-Mikrofon. „Wir werden versuchen dagegenzuh­alten.“

Mit Blick auf den Start in der Kö- nigsklasse formuliert­e Rummenigge ein klares Ziel. „Mein Wunsch ist ein guter Auftakt mit drei Punkten“, formuliert­e er. Die Bayern sind die Startspezi­alisten der Champions League: Gegen Benfica soll der 15. Auftaktsie­g am Stück gelingen. Robben erinnerte aber an die Probleme beim Viertelfin­alerfolg 2016, als die Bayern nach einem mageren 1:0 im Hinspiel in Lissabon 2:2 spielten. „Die haben eine gute Mannschaft. Wir müssen von Anfang an bereit sein. Das wird ein heißer Abend“, sagte der Holländer. Vor zwei Jahren gelang Thomas Müller in Lissabon ein Tor. „Wäre schön, wenn er das wiederholt“, sagte Rummenigge. Er mahnte:„Die Gruppe wird kein Selbstläuf­er.“

Das Champions-League-Spiel Schalke gegen Porto war bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe nicht beendet.

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FOTO: DPA Unter den Blicken der Bayern-Spieler zeigt Schiedsric­hter Tobias Welz am Samstag Karim Bellarabi die Rote Karte nach dessen Foul gegen Rafinha.

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