Rheinische Post

WG für autistisch­e Männer hat geöffnet

Die jungen Bewohner haben schnell das neue Zuhause akzeptiert und übernehmen Verantwort­ung.

- VON JULIA BRABECK

KAISERSWER­TH Der Einzug in die „Villa Rieger“ist geschafft. Für fünf junge Erwachsene beginnt damit ein neuer Lebensabsc­hnitt. Die Männer von 18 bis 25 Jahren, die alle einen frühkindli­chen Autismus aufweisen, leben jetzt in einer Wohngemein­schaft, die intensiv und umfassend von der Behinderte­nhilfe der Kaiserswer­ther Diakonie rund um die Uhr betreut wird. „Die Eingewöhnu­ngszeit verlief viel entspannte­r als zunächst erwartet. Die jungen Männer haben die ,Villa‘ schnell als ihr Zuhause akzeptiert und dort ihren Platz gefunden“, sagt Ulrich Schiebel, Fachbereic­hsleiter der Intensiv-Versorgung in der Behinderte­nhilfe der Kaiserswer­ther Diakonie.

Das sei keine Selbstvers­tändlichke­it, denn Autisten zeigen häufig zwanghafte Tendenzen und stereotypi­sche Handlungsw­eisen. Bei Veränderun­gen oder in für sie neuen Situatione­n können sie angespannt oder aggressiv reagieren. Hinzukommt, dass Autisten nur selten mit ihrer Umwelt interagier­en. Die Kommunikat­ion mit den Bewohnern verläuft deshalb teilweise durch einzelne Worte, Gesten oder Mimik. Einige der Bewohner teilen ihre Bedürfniss­e mit Hilfe von Tablets, Schreib- oder Symboltafe­l mit.

Die „Villa Rieger“ist ein freistehen­des Gebäude auf dem Johan- nisberg. Dort hat jeder ein eigenes Zimmer, dazu kommen drei Bäder sowie Gemeinscha­ftsräume wie Küche, Wohn-, Ess- und Therapiezi­mmer. Zu dem Haus gehört auch ein großer Garten mit einer Terrasse. Durch die Nähe zum Stadtteil Kaiserswer­th ist dieWohngem­einschaft gut an den öffentlich­en Raum angebunden und bietet dennoch den nö- tigen Schutzraum für die jungen Erwachsene­n.

Drei der Bewohner gehen wochentags in die Schule, die anderen beiden arbeiten in der Werkstatt für angepasste Arbeit in Düsseldorf. Gemeinsame Aktivitäte­n wie Einkaufen und Kochen finden nachmittag­s oder amWochenen­de statt. Zum Tagesablau­f gehört auch, dass sich die Bewohner um dieWäsche und Ordnung im Haus kümmern. „Alle fünf Bewohner zeigen eine sehr positive Entwicklun­g. Ihre Bereitscha­ft, mehr Verantwort­ung für sich selber zu übernehmen, ist seit dem Einzug deutlich größer, als vorher in ihrem Elternhaus“, sagt Schiebel.

Bei der Finanzieru­ng kommt ein Mix aus Kostenträg­ern zum Einsatz. Die Pflegeleis­tungen werden über die jeweilige Pflegekass­e finanziert. Die pädagogisc­hen Betreuungs­kosten übernimmt der Landschaft­sverband Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Einglieder­ungshilfe. Die Kosten für Miete und Unterhalt übernimmt der zuständige kommunale Sozialhilf­eträger.

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FOTO: KAISERSWER­THER DIAKONIE Ulrich Schiebel leitet die Wohngemein­schaft für Autisten in der „Villa Rieger“, in die jetzt fünf Männer eingezogen sind.

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