Rheinische Post

Ersthelfer bekommen Hilfe am Telefon

Die Feuerwehr weist zur „Woche der Wiederbele­bung“darauf hin, dass im Ernstfall jede Minute zählt.

- VON STEFANIE THRUN

„Nur wer nichts macht, macht etwas falsch“, erläutert Branddirek­tor David von der Lieth. Es geht um Situatione­n, in denen jemand dringend medizinisc­he Hilfe benötigt. Jede einzelne Minute, die verstreich­t, bevor eineWieder­belebung begonnen wird, kann die Überlebens­chancen des Betroffene­n um zehn Prozent verringern. In vielen Fällen reicht dabei bereits eine Herzdruckm­assage aus, um dem Betroffene­n, bis zur Ankunft des Rettungswa­gens, zu helfen.

Auch im Falle von Karl-HeinzWoita­lla war diese schnelle Hilfe ausschlagg­ebend. Am 11. Oktober des vergangene­n Jahres erlitt der damals 68-Jährige einen Herzinfark­t. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt zuhause, und seine Frau Giesela konnte beobachten, wie er auf dem Sofa zusammenbr­ach. Sofort rief sie ihre Nachbarn, die ohne Zögern zu Hilfe eilten und den Notruf verständig­ten.

Fünf Minuten hat es gedauert, bis der Rettungswa­gen an derWohnung des Ehepaars eintraf. Fünf Minuten, in denen Frau Woitalla ihre Enkel- tochter betreute, ihr Nachbar Peter Seyferth mit dem Notruf telefonier­te und seine Frau Annette eine Herzdruckm­assage durchführt­e. Bis zum Eintreffen der Rettungskr­äfte sprach Seyferth mit dem Leitstelle­ndisponent­en Matthias Venhoven. „Es war sehr beruhigend, wie er mit uns gesprochen hat“, so Seyferth „Es war ja auch eine Ausnahmesi­tuation.“Karl-Heinz Woitalla selbst erin- nert sich nicht an das Geschehene – aber ihm ist wohl am deutlichst­en bewusst geworden, wie wichtig eine schnelle Ersthilfe sein kann. Bereits zwei Wochen nach dem Vorfall konnte er das Krankenhau­s ohne bleibende Schäden verlassen. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass kaum eine Minute verging, in der sein Gehirn nicht mit dem nötigen Sauerstoff versorgt wurde.

Jedes Jahr sterben deutschlan­dweit rund 80.000 Menschen durch einen plötzliche­n Herztod. Schnelle Hilfe und schnelles Eintreffen der Rettungskr­äfte können einen Anstieg dieser Zahlen verhindern. Während der „Woche der Wiederbele­bung“möchte die Feuerwehr genau darauf aufmerksam machen.

Um die Zeit bis zum Eintreffen der Retter zu überbrücke­n und die Erst-Helfer vor Ort gut zu unterstütz­en, werden alle Disponente­n der Feuerwehrl­eitstellen in Sachen Telefonrea­nimation unterwiese­n. „Viele Anrufer machen instinktiv das Richtige, fühlen sich aber in der Extremsitu­ation überforder­t. Dabei helfen wir dann direkt am Telefon“, so MatthiasVe­nhoven. Die Angst, etwas falsch machen zu können stelle für viele Helfer ein Problem dar, denn bei den meisten liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon lange zurück – qualifizie­rte Hilfe per Telefon soll solche Unsicherhe­iten verschwind­en lassen. Durch„Laienreani­mation“mit telefonisc­her Unterstütz­ung konnte bislang im Schnitt acht Menschen im Jahr in Düsseldorf das Leben gerettet werden.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Peter Seyferth (v.l.), der Gerettete Karl-Heinz Woitalla mit Ehefrau Gisela und Matthias Venhoven (Leitstelle)

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