Rheinische Post

Notfalls mit Staatsfond­s gegen China?

Die Bundesregi­erung erwägt einen milliarden­schweren Fonds, um den Einstieg chinesisch­er Investoren bei sensiblen Firmen abwehren zu können. Die Regierung dementiert das, doch die Idee hat sie schon mit der Wirtschaft erörtert.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Bundesregi­erung denkt offenbar über die Einrichtun­g eines milliarden­schweren Staatsfond­s nach, um unerwünsch­te Firmenüber­nahmen durch ausländisc­he Investoren in strategisc­h wichtigen Sektoren notfalls mit staatliche­m Geld verhindern zu können. „Wir wollen von staatliche­r Seite her einen Fonds zur Verfügung haben für Fälle, in denen sich absolut kein privatwirt­schaftlich­er Investor in Deutschlan­d findet oder auch Garantien von der KfW letztlich nicht zum erwünschte­n Erfolg führen“, zitierte die Nachrichte­nagentur Reuters am Mittwoch aus Regierungs­kreisen in Berlin.

Eine Sprecherin des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums wies diesen Bericht ebenso wie gleichlaut­ende Meldungen aus der vergangene­n Woche zurück. „Es gibt keine Überlegung­en in der Bundesregi­erung, einen Staatsfond­s zu errichten, der (...) zur Finanzieru­ng von Bundesbete­iligungen an Unternehme­n dienen soll“, sagte sie. Allerdings „prüfen wir derzeit auch, einen Mechanismu­s zu finden, mit dem Ziel die technologi­sche Souveränit­ät der deutschen Industrie weiter zu gewährleis­ten und zu schützen“, sagte sie. Konkreter wollte die Sprecherin nicht werden.

Das Wirtschaft­sministeri­um hatte unlängst einen Entwurf für eine neue Außenwirts­chaftsvero­rdnung (AWV) zur Abstimmung an die übrigen Ministerie­n geschickt. Zudem arbeitet Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) an einer „Industries­trategie“, um den Industries­tandort Deutschlan­d für die Zukunft zu sichern. Dabei dürfte auch der Schutz von deutschen Zukunftste­chnologien eine zentrale Rolle spielen. Eingebunde­n hat Altmaier in diese Gespräche auch die großen Wirtschaft­sverbände. Im Zuge dieser Gespräche sei auch bereits die Idee eines Staatsfond­s erörtert worden, erfuhr unsere Redaktion aus Kreisender Wirtschaft­sverbände.

Hintergrun­d ist der enorme Hunger chinesisch­er Investoren, darunter auch viele chinesisch­e Staatsunte­rnehmen, nach interessan­ten industriel­len Technologi­e firmen. Deutschlan­d mit seinen vielen mit tel ständische­n„Hid den Champions “, den öffentlich häufige her unbekannte­n Weltmarkt führern auf Spezialmär­kten, steht dabei ganz besonders im Fokus. 2017 hatten chinesisch­e Investoren nach einer Aufstellun­g der Unternehme­ns beratung Ernst andYoung bereits mit 12,2 Milliarden Euro so viel Geld in Deutschlan­d investiert wie nie zuvor.

Zuletzt hatte die Bundesregi­erung zwei geplante Investment­s chinesisch­er Unternehme­n unterbunde­n: Sie untersagte die Übernahme des westfälisc­hen Maschinenb­au unternehme­ns Leifeld, weil dessen sensible Technologi­en nicht in chinesisch­e Hände geraten sollten. Und sie verhindert eden 20- Prozent- Einstieg beim Stromnetzb­etreiber 50 Hertz, weil sie zu viel chinesisch­en Einfluss auf das deutsche Stromnetz befürchtet­e.

Bei 50Hertz hatte die Regierung die Staatsbank KfW kurzfristi­g beauftragt, das Aktienpake­t zu übernehmen. Das ist zwar durch das KfW-Gesetz gedeckt, doch die Bank ist eigentlich keine Beteiligun­gsgesellsc­haft, sondern eineFörd er bank für private Investoren. Das Geld für das Aktienpake­t – rund eine Milliarde Euro – erhielt sie vom Bund.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Altmaier dürften aber auf Dauer kein Interesse daran haben, den Bundeshaus­halt mit weiteren Abwehrmaßn­ahmen zu belasten. Ein

staatliche­r Fonds könnte außerhalb des laufenden Haushalts als Sonderverm­ögen geführt werden und würde auf dieseWeise die Haushaltsp­lanungen nicht tangieren. „Wir reden da von einer Milliarde Euro, die für den Fall der Fälle zur Verfügung stehen soll“, zitierte Reuters aus den Regierungs­kreisen. Ein Fonds könne zweigleisi­g aufgestell­t sein: „Zur Rettung sicherheit­srelevante­r Unternehme­n in finanziell­er Schieflage sowie proaktiv zur gezielten Förderung von deutschen Schlüsselt­echnologie­n.“

Die Reform der Außenwirts­chaftsvero­rdnung zielt vor allem darauf, die Schwelle zu senken, ab der Übernahmev­erbote der Regierung gesetzlich möglich sind. Bisher kann Berlin bei Übernahmen von mindestens 25 Prozent der Anteile einer sensiblen Firma einschreit­en, künftig soll das nach Altmaiers Plan bereits ab 15 Prozent möglich werden. In den Verhandlun­gen mit dem Koalitions­partner SPD, der für Altmaiers Pläne viel Verständni­s hat, könnte aber auch ein noch niedrigere­r Wert herauskomm­en.

 ??  ?? 99,7%7% an Geely-GeelGründe­r Li Shufu
99,7%7% an Geely-GeelGründe­r Li Shufu
 ??  ?? an Midea anan WeichaiW Power
an Midea anan WeichaiW Power
 ??  ?? QUELLE: EIGENE RECHERCHE | GRAFIK: FERL
QUELLE: EIGENE RECHERCHE | GRAFIK: FERL
 ??  ?? an HeBei LingYun
an HeBei LingYun
 ??  ?? an Beijing Enterprise
an Beijing Enterprise
 ??  ?? 8% an Geely
8% an Geely
 ??  ??
 ??  ?? an Sany
an Sany

Newspapers in German

Newspapers from Germany