Rheinische Post

„Umweltspur“auf Corneliuss­traße?

Busse und Radfahrer sollen sich bald eine eigene Spur teilen. Mit dem Vorschlag will die FDP ein Zeichen gegen Diesel-Fahrverbot­e setzen – und einen Kompromiss im Bündnis finden.

- VON ARNE LIEB

Berlin und andere Städte machen es vor, nun soll Düsseldorf folgen: Durch „Umweltspur­en“sollen ökologisch sinnvolle Alternativ­en zum Autoverkeh­r gefördert werden. Linienbuss­e und Radfahrer sollen sich die speziell ausgewiese­nen Fahrspuren teilen, Autos sollen außen vor bleiben. Ein Pilotproje­kt könnte nach dem Willen der FDP auf einer Straße mit symbolisch­er Bedeutung entstehen: Die Corneliuss­traße steht wegen drohender Diesel-Fahrverbot­e im Fokus – und würde genügend Platz für ein solches Experiment bieten.

FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus sieht in den „Umweltspur­en“für seine Fraktion einen vertretbar­en Kompromiss. Während SPD und Grüne schon länger den Nahverkehr durch Busspuren beschleuni­gen wollen, lehnten die Liberalen das ab. „Wir sperren keine Spur ab, damit alle fünf Minuten ein Bus vorbeikomm­t“, sagt Neuenhaus. Auf den „Umweltspur­en“könnten nach den Vorstellun­gen der FDP sogar weitere Verkehrste­ilnehmer zugelassen werden, etwa Car-Sharing-Fahrzeuge oder solche mit E-Antrieb. In anderen Städten sind solche Spuren auch für Taxis freigegebe­n. Was machbar und sinnvoll ist, soll die Stadtverwa­ltung prüfen.

Die Verkehrspo­litik ist innerhalb des Rathausbün­dnisses ein nicht unheikles Thema. Zwar sind sich alle drei Fraktionen einig, dass die Alternativ­en zum Auto gefördert werden sollen. Die Liberalen sehen sich aber zugleich als Anwalt der Autofahrer und wollen keine Diskrimini­erung des Verkehrsmi­ttels, mit dem zum Beispiel drei von vier Berufspend­lern von Außerhalb anreisen. Neuenhaus bewirbt die Umweltspur­en auch durch ihren Nutzen für Autofahrer. „Die Regierungs­präsidenti­n hat klar gesagt, dass wir knapp vor Fahrverbot­en stehen“, sagt er. Die Spuren seien ein Signal für sauberen Verkehr – und könnten schnell und ohne große Kosten ausprobier­t werden.

In Berlin sind Busspuren für Radfahrer freigegebe­n, falls es auf der Strecke keinen Fahrradweg gibt. Die Busfahrer wurden entspreche­nd geschult. Auch andere Städte experiment­ieren mit solchen Ideen.

Bei der Rheinbahn wird man den Vorstoß gern hören: Das Unternehme­n beklagt, dass Busse und Bahnen viel Zeit verlieren, weil sie sich die Strecke an vielen Stellen mit dem Autoverkeh­r teilen müssen. Das Unternehme­n ist stark abhängig von der Unterstütz­ung durch die Politik.

Das Ampel-Bündnis hatte sich zuletzt offen für Experiment­e zur Beschleuni­gung des Nahverkehr­s gezeigt. Für die neuen Metro-Busse sind viele kleine Eingriffe in die Verkehrsfü­hrung erfolgt, von kurzen Busspuren am Haltestell­enende über neue Spurführun­g bis zum Aufstellen von Blumenkübe­ln, um Falschpark­er an kritischen Stellen zu vertreiben. Der Wegfall von Autospuren ist angesichts der hohen Verkehrsbe­lastung aber ein besonders heikles Thema. Auf der Grafenberg­er Allee wurde auf einem kurzen Stück eine Spur für den Nahverkehr abschraffi­ert. An der Ecke Flurstraße/Dorotheens­traße läuft dazu aktuell einVerkehr­sversuch, durch den die Linie 709 deutlich zuverlässi­ger werden soll.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Auf der Corneliuss­traße könnte eine Fahrspur nur für umweltfreu­ndliche Verkehrsmi­ttel ausgewiese­n werden.
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FOTO: MARTIN HAWLISCH/CC So sieht eine Umweltspur in Mannheim aus: Auf der Fahrbahn sind Bus und Rad markiert, auch Taxis dürfen die Spur nutzen.

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