Rheinische Post

CDU sucht den Verkehr der Zukunft

Die Ratsfrakti­on lud Experten in den Industriec­lub. Der Abend zeigte: Technisch ist vieles möglich – die Hürden für „Mobilität 4.0“sind aber hoch.

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(arl) Tassilo Wanner ist sich sicher, dass bald Pendler mit dem Elektroflu­gzeug zur Arbeit kommen. Von Aachen nach Düsseldorf zum Beispiel wäre es dann nur noch ein Katzenspru­ng, meint der Kommunikat­ionschef des in München ansässigen Start-ups Lilium. „Das wird wie der Umstieg von der Kutsche zum Auto.“

Mit unerschütt­erlichem Erfolgsgla­uben trug Wanner die Pläne bei einer Diskussion vor, zu der jetzt die CDU-Ratsfrakti­on in den Industriec­lub geladen hatte. Es war die sechste Ausgabe der Reihe „Zukunftsdi­alog“– und der Abend hielt, was der Titel verspricht. Zu Wort kamen bewusst Gäste außerhalb der Kommunalpo­litik. Eine gute Entscheidu­ng, die einen

Blick über den Tellerrand erlaubte – und zeigte, vor welchen Herausford­erungen auch Düsseldorf steht. CDU-Verkehrsex­perte Andreas Hartnigk übernahm die Moderation.

Claus Beringer, der einen ThinkTank bei Siemens leitet, kennt die Trends, die unter dem Schlagwort „Mobilität 4.0“diskutiert werden: Elektrifiz­ierung, Konnektivi­tät – also die digitale Kommunikat­ion zwischen Fahrzeugen und Elementen im Straßenrau­m – und natürlich das autonome Fahren. Wobei Beringer glaubt, dass in Stadträume­n noch lange humane Intelligen­z am Steuer gefragt ist, weil die Technik schwer mit unvorherse­hbaren Ereignisse­n wie auf die Straße laufenden Kindern zurechtkom­mt. „Der Mensch ist das Risiko“, sagte Beringer.

Leider wurde in dem Gespräch auch deutlich, wie viel Arbeit vor dem Verkehr der Zukunft steht. Nicht nur, dass enorme Investitio­nen nötig sind. Dazu kommen rechtliche Fragen, langwierig­e Planverfah­ren – und starre Strukturen bei Entscheidu­ngsträgern. Hildegard Müller, ehemalige CDU-Staatsmini­sterin und heute Vorstandsm­itglied bei Innogy, warb dafür, Kreativitä­t zu fördern und den Wandel in kleinen Schritten voranzutre­iben.

Für die Politik auf lokaler Ebene bedeutet das vor allem, bei der Stadtplanu­ng schon jetzt die Voraussetz­ungen zu schaffen – obwohl noch gar nicht klar ist, welche Technologi­en sich durchsetze­n werden. Ulrike Reutter, Professori­n an der UniWuppert­al, verwies auf Freiburg: Dort wird zuerst die Bahnanbind­ung geplant, dann das Wohnquarti­er darum. Auch E-Ladesäulen und Fahrradabs­tellplätze müssen bedacht werden – und bald sogar Landebahne­n? „Uns ist allen klar, dass wir für Mobilität 4.0 viele Probleme lösen müssen“, lautete das Resümee von Moderator Hartnigk.

„Für Mobilität 4.0 müssen wir viele Probleme lösen.“Andreas Hartnigk, CDU-Verkehrsex­perte

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