Langweiler halten sich oft lange
Eine strikte Amtszeitbegrenzung von Regierenden sollte Gesetz werden.
Undankbarkeit gegenüber ihren bedeutenden Führern sei die Eigenheit selbstbewusster Völker. Was der große Brite und Vaterlandsretter Winston Churchill nach seiner überraschenden Abwahl im Sommer 1945 nach Kriegsende scheinbar honorig sagte, gilt bis heute auch für schmalere Figuren auf den politischen Schachbrettern.
Das Volk liebt es zuweilen, große und kleine „Könige“stürzen zu sehen; noch befriedigenderer ist es, wenn man als demokratischer Souverän bei Wahlen den Sturz selbst herbeiführen kann. Die guten Zeiten, die man mit dem „König“hatte sind schnell vergessen. Die Briten wählten da-
mals ihren Kriegshelden Churchill ab und entschieden sich für den Blässling Clement Attlee. Wie tief Churchill sich verletzt fühlte, belegt auch sein famoser Spott über den Nachfolger als Premier: Mr. Attlee sei ja bekanntlich ein sehr bescheidener Mann, er habe auch allen Grund dazu.
Von dem unvergessenen, geistvollen Schelm Hellmuth Karasek stammt folgende fein beobachtete Abschiedsszenerie: Dem ins Altersabseits Gefeierten werde versichert, dass man „sein Werk“in „seinem Sinne“fortsetzen werde. Kaum sei der Alte zur Tür hinaus, würden die Tapeten gewechselt, die Bilder von den Wänden genommen sowie die Vertrauten des Alten
entlassen oder auf unwichtige Nebenposten abgeschoben.
Mir fallen derzeit keine bedeutenden Führer ein. Ist das womöglich ein Grund dafür, dass sich viele von ihnen so lange im Amt halten? Kann das Völkchen Langeweile und Mittelmaß besser ertragen, wenn nur das rumpelnde Staatsvehikel irgendwie gezogen wird und gelegentlich ein paar Münzen vom Wägelchen geworfen werden? Liebe Leserinnen und Leser: Das hier ist ein Plädoyer für strikte Amtszeitbegrenzung von Regierenden im Bund und in Bundesländern.
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