Für „Maniac“braucht’s Geduld
Die neue Netflix-Serie über eine fragwürdige Medizinstudie ist hochkarätig besetzt.
LONDON (dpa) Owen sitzt auf einer Parkbank in Manhattan und füttert Tauben, als ihn jemand von der Seite anspricht. „Owen, du bist ausgewählt worden, um die Welt zu retten“, sagt der mysteriöse Mann.„Du wirst ein Held.“Owen wird nervös. Außer ihm scheint niemand den Fremden zu bemerken. Plötzlich bebt der Boden. Es knallt. Owens Taubenfutter wird zu Popcorn.
Owen leidet an Schizophrenie und Verfolgungswahn. In der neuen Miniserie „Maniac“richten US-Regisseur Cary Joji Fukunaga und Autor Patrick Somerville („The Leftovers“) den Blick auf psychische Krankheiten, allerdings nur sehr oberflächlich. Die Hollywood-Stars Jonah Hill („Moneyball“) als Owen und Emma Stone („La La Land“) sind die Hauptdarsteller der Netflix-Produktion. Als Probanden nehmen sie an einer dubiosen Arzneimittelstudie des Konzerns Neberdine Pharmaceutical Biotech (NPB) teil.
Drei Wunderpillen sollen alle psychischen Probleme beseitigen. Der Supercomputer GRTA versetzt die Teilnehmer in eine Art Tiefschlaf, in dem sie sich auf einen Erkundungstrip durch eigene Erinnerungen und kuriose Fantasien begeben. Durch einen technischen Fehler durchleben Owen und Annie dieselbenVorstellungen. Im Labor versucht das NPB-Personal, die Lage unter Kontrolle zu halten. Denn auch Super- computer GRTA leidet unter emotionalen Schwankungen.
Die Idee zu „Maniac“basiert nur ganz entfernt auf der gleichnamigen norwegischen Serie. Die zehnteilige US-Show wird als nächster Netflix-Hit gehandelt und hat auch Kultpotenzial. Ob sie ein breites Publikum anspricht, ist trotzdem fraglich. Denn Regisseur Fukunaga verlangt den Zuschauern viel ab. Er bezeichnet „Maniac“selbst als „weird“, also seltsam oder schräg. Stone nannte die Show in Interviews treffend„herausfordernd und anstrengend“.
Das Erzähltempo der 25 bis 45 Minuten langen Episoden ist langsam und mitunter zäh. Fukunaga lässt die Zuschauer lange im Dunkeln. Wer die Geduld dafür aufbringt, wird zwar belohnt, irgendwann setzen sich die ersten Puzzleteile zusammen. Um aber wirklich alle Details der raffinierten Geschichte mitzubekommen, muss man „Maniac“mindestens zweimal aufmerksam schauen.