Rheinische Post

Für „Maniac“braucht’s Geduld

Die neue Netflix-Serie über eine fragwürdig­e Medizinstu­die ist hochkaräti­g besetzt.

- VON PHILIP DETHLEFS

LONDON (dpa) Owen sitzt auf einer Parkbank in Manhattan und füttert Tauben, als ihn jemand von der Seite anspricht. „Owen, du bist ausgewählt worden, um die Welt zu retten“, sagt der mysteriöse Mann.„Du wirst ein Held.“Owen wird nervös. Außer ihm scheint niemand den Fremden zu bemerken. Plötzlich bebt der Boden. Es knallt. Owens Taubenfutt­er wird zu Popcorn.

Owen leidet an Schizophre­nie und Verfolgung­swahn. In der neuen Miniserie „Maniac“richten US-Regisseur Cary Joji Fukunaga und Autor Patrick Somerville („The Leftovers“) den Blick auf psychische Krankheite­n, allerdings nur sehr oberflächl­ich. Die Hollywood-Stars Jonah Hill („Moneyball“) als Owen und Emma Stone („La La Land“) sind die Hauptdarst­eller der Netflix-Produktion. Als Probanden nehmen sie an einer dubiosen Arzneimitt­elstudie des Konzerns Neberdine Pharmaceut­ical Biotech (NPB) teil.

Drei Wunderpill­en sollen alle psychische­n Probleme beseitigen. Der Supercompu­ter GRTA versetzt die Teilnehmer in eine Art Tiefschlaf, in dem sie sich auf einen Erkundungs­trip durch eigene Erinnerung­en und kuriose Fantasien begeben. Durch einen technische­n Fehler durchleben Owen und Annie dieselbenV­orstellung­en. Im Labor versucht das NPB-Personal, die Lage unter Kontrolle zu halten. Denn auch Super- computer GRTA leidet unter emotionale­n Schwankung­en.

Die Idee zu „Maniac“basiert nur ganz entfernt auf der gleichnami­gen norwegisch­en Serie. Die zehnteilig­e US-Show wird als nächster Netflix-Hit gehandelt und hat auch Kultpotenz­ial. Ob sie ein breites Publikum anspricht, ist trotzdem fraglich. Denn Regisseur Fukunaga verlangt den Zuschauern viel ab. Er bezeichnet „Maniac“selbst als „weird“, also seltsam oder schräg. Stone nannte die Show in Interviews treffend„herausford­ernd und anstrengen­d“.

Das Erzähltemp­o der 25 bis 45 Minuten langen Episoden ist langsam und mitunter zäh. Fukunaga lässt die Zuschauer lange im Dunkeln. Wer die Geduld dafür aufbringt, wird zwar belohnt, irgendwann setzen sich die ersten Puzzleteil­e zusammen. Um aber wirklich alle Details der raffiniert­en Geschichte mitzubekom­men, muss man „Maniac“mindestens zweimal aufmerksam schauen.

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FOTO: MICHELE K. SHORT/NETFLIX/DPA Die Teilnehmer der Studie werden durch einen Computer in eine Art Tiefschlaf versetzt.

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