Eine Führung durch Düsseldorfs Gegenwart und Zukunft
Eine neue Stadtführung zeigt, wie viel Architekturgeschichte in den Gebäuden steckt, die das Bild von Düsseldorf prägen – und welche Bedeutung einige der Bauwerke haben, die im Stadtbild weniger auffallen.
Düsseldorf macht sich schön – die zahlreichen Baustellen im Stadtbild dürften dafür als Beweis ausreichen. Mit viel Lärm und Staub entstehen neue städtebauliche Highlights wie der Kö-Bogen und der neu gestaltete Corneliusplatz. Aber die Stadt hat nicht nur brandneue Architektur zu bieten: Einige moderne Bauten prägen schon seit Jahrzehnten – oder noch länger – das Stadtbild. „Von der Moderne in die Zukunft“heißt eine neue Stadtführung, die sich der modernen Architektur in der Düsseldorfer Innenstadt widmet.
„Düsseldorf ist eine wahre Schatzkammer, was moderne Architektur betrifft“, sagt Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus, dem Organisator dieser und vieler anderer Führungen durch die Stadt. Er sagt, die Führung sei auf Anfrage vieler Besucher hin entstanden und thematisch die erste ihrer Art. Übernommen werden die Rundgänge, die vom Alten Stahlhof über die Kö, durch die Altstadt bis zum Ehrenhof am Rhein führen, von der Kunsthistorikerin Christina Kallieris. „Ich habe mich bewusst für diese Strecke entschieden, weil sich dort architektonische Besonderheiten befinden, die sonst nicht auf Rundgängen behandelt werden“, sagt sie.
Ein besonderes Highlight sei für sie der neue Kö-Bogen von Architekt Daniel Libeskind. „Hier war die besondere Herausforderung, ein Gebäude zu schaffen, dass mit den starken Einflüssen im Umfeld – dem Nordende der Kö, dem Hofgarten und dem Gustaf-Gründgens-Platz mit Schauspiel- und Dreischeibenhaus – harmoniert“, schwärmt die Kunsthistorikerin. Libeskind habe es geschafft, allen Ansprüchen gerecht zu werden. So sei die nordwestliche Fassade zum Hofgarten hin begrünt, so dass der Übergang von Natur zur Stadt weich verlaufe. Zum Gustaf-Gründgens-Platz hin sei der Kö-Bogen geschwungen und harmoniere so mit den Formen des Schauspielhauses, während er zur Kö hin bescheiden in die Reihe der anderen Häuser zurücktrete und so den Gesamteindruck der Flaniermeile nicht störe. Kallieris spricht mit Begeisterung über die Architektur der Stadt und klärt ihre Zuhörer auch über Details auf, etwa die Tatsache, dass der Travertin, mit dem der Kö-Bogen verkleidet ist, aus dem selben Steinbruch stammt wie die Steine, die am Petersplatz oder im Kolosseum in Rom verbaut wurden. „Typisch Düsseldorf, man will es eben immer noch etwas exklusiver“, sagt sie lachend.
Während der Führung geht Christina Kallieris auch auf berühmte Architekten ein, die sich in Düsseldorf verewigt haben, erzählt, wer von wem inspiriert wurde und wer sich nicht leiden konnte. Ein gewisses Grundwissen über Architektur wird also beim Zuhörer vorausgesetzt, um beispielsweise Kallieris Ausführungen über den Düsseldorfer Architektenstreit folgen zu können, der in den 1950er Jahren die architektonische NS-Vergangenheit der Landeshauptstadt aufarbeitete. Eine Station auf dem zweistündigen Weg durch die Stadt ist die St. Andreas Kirche. Bei einer Führung mit dem Titel „Von der Moderne in die Zukunft“erscheint der Halt an einem 1629 eingeweihten Gotteshaus etwas unpassend. „Aber in ihrer Zeit war die Kirche ein einziger Ausdruck moderner Architektur“, erklärt Kallieris.
Die Architekturführung findet jeden Sonntag um 11 Uhr statt. Treffpunkt ist der Neue Stahlhof, Breite Straße 69, in der Nähe des GrafAdolf-Platzes. Sie richtet sich an jeden, der Interesse für moderne Architektur hat, dauert mit zwei Stunden etwas länger als die meisten Stadtführungen, die Teilnahme kostet 13 Euro.