Rheinische Post

DFB sieht sich auf dem Weg zur EM 2024

Der Bewertungs­bericht der Uefa stärkt deutsche Stellung im Wettbewerb mit der Türkei.

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FRANKFURT/MAIN (sid) Der deutliche Etappensie­g auf dem Weg zur EM 2024 sorgte beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Freitag für ein Hochgefühl. „Wir machen genauso weiter und heben die Transparen­z und Nachhaltig­keit unserer Bewerbung hervor“, sagte DFB-Botschafte­r Philipp Lahm nach Studium des Berichts der Uefa-Evaluierun­gskommissi­on (Bewertungs­kommission). Er glaubt wie andere DFB-Funktionär­e, der Bericht bestätige, dass Deutschlan­d – und nicht der Mitbewerbe­r Türkei – der geeigneter­e Turnier-Gastgeber wäre. „Wir hoffen, dass wir gewinnen, denn Deutschlan­d ist der richtige Ort“, erklärte der Weltmeiste­r von 2014. Er ist nicht nur das Gesicht der deutschen Bewerbung, er soll auch das Organisati­onskomitee führen, wenn Deutschlan­d den Zuschlag bekommt.

Auf 44 Seiten stellt die Europäisch­e Fußball-Union zwar beiden Kandidaten ein gutes Zeugnis aus. Im Gegensatz zur türkischen Kampagne weist die DFB-Bewerbung aber kaum Mängel auf. Dass in Deutschlan­d in jedem Fall Steuern und Mieten bezahlt werden müssten, könnte zugunsten der Türkei interpreti­ert werden. Die Entscheidu­ng trifft das Uefa-Exekutivko­mitee am 27. September in Nyon.

„Der Bericht zeigt, dass wir unsere Arbeit in den vergangene­n Monaten ernstgenom­men haben und die Uefa unsere Stärken honoriert“, sagte Lahm. Die Uefa schreibt von einer „inspiriere­nden, kreativen und sehr profession­ellenVisio­n“des DFB, der bereits die Europameis­terschaft 1988 mit Spielen unter anderem in Düsseldorf ausgericht­et hatte. Die Türkei hatte sich schon mehrfach beworben (zuletzt für 2016), war aber immer wieder an anderen Bewerbern gescheiter­t – zuletzt an Frankreich, das bei der EM im eigenen Land das Finale gegen Portugal mit 0:1 verlor. Im Halbfinale setzten sich die Franzosen mit 2:0 gegen Deutschlan­d durch.

In der aktuellen türkischen Bewerbung sei das „Fehlen eines Aktionspla­ns in Sachen Menschenre­chte problemati­sch“, schreibt die Uefa. Zudem könnten die geplanten öffentlich­en Investitio­nen „infolge der jüngsten wirtschaft­lichen Entwicklun­gen“im Land „unter Druck“geraten, urteilen die Fachleute im europäisch­en Fußball-Dachverban­d.

Die Türkei steuert derzeit auf eine Wirtschaft­skrise zu, die türkische Lira hatte zuletzt stark an Wert verloren. Nac denVorstel­lungen der Uefa sollen und müssen aber mehrere Milliarden Euro in die Infrastruk­tur investiert werden. Der Umfang der nötigen Arbeiten „birgt angesichts des gegebenen Zeitrahmen­s ein Risiko“, heißt es im Bericht.

Die von der Regierung um Staatschef Recep Tayyip Erdogan versproche­nen Steuergara­ntien seien außerdem„nicht vollständi­g“konform mit„den aktuell geltenden Gesetzen und Verpflicht­ungen nach geltendem internatio­nalem Recht“, findet die Uefa. Bei der DFB-Bewertung weist sie dagegen darauf hin, dass „die deutschen Behörden die Steuerbefr­eiung gestrichen“haben und somit „etwaige Gewinne“zu versteuern wären.

„Der Bericht ist eine erste Bestätigun­g für unsere Arbeit der zurücklieg­enden Monate“, sagte DFB-Bewerbungs­chef Markus Stenger, „es freut uns, dass unsere in allen Bereichen transparen­te und faktenbasi­erte Bewerbung von der Uefa als inspiriere­nd, kreativ und sehr profession­ell bewertet wird. Eine tolle Teamarbeit, an der alle unsere Partner aus Politik, Wirtschaft, Sport und der Zivilgesel­lschaft einen großen Anteil haben.“

Voraussich­tlich werden in der kommenden Woche 17 Funktionär­e abstimmen, die Wahl ist geheim. Die Mitglieder des Exekutivko­mitess können, müssen aber nicht die Ergebnisse des Evaluierun­gsberichts in ihre Entscheidu­ng einbeziehe­n.

Als warnendes Beispiel dient bis heute die Vergabe der Weltmeiste­rschaft 2022. Das Wüstenemir­at Katar hatte vor der Abstimmung im Exekutivko­mitee des Weltverban­ds Fifa die schlechtes­te Bewertung bekommen – und gewann trotzdem. Über die Umstände der Wahl wird bis heute spekuliert.

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FOTO: DPA Der EM-Botschafte­r bei der Arbeit: Philipp Lahm präsentier­t ein Trikot für die Bewerbung um die Europameis­terschaft 2024 im WM-Sommer beim Besuch in einer Moskauer Schule.

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