Rheinische Post

Rheinbahn-Chef will Hilfe der Politik

Vorstand Michael Clausecker kontert die massive Kritik an seiner Person. Er sieht auch die Politik in der Verantwort­ung, Busse und Bahnen attraktive­r zu machen – durch mehr Busspuren oder höhere Parkgebühr­en.

- VON ARNE LIEB

Michael Clausecker glaubt an sein Wachstumsp­rogramm. Er sieht auch die Politik in der Verantwort­ung, Bus und Bahn attraktive­r zu machen.

Michael Clausecker, 52, soll die Rheinbahn nach vorne bringen. Zweieinhal­b Jahre nach seinem Antritt herrscht aber Krisenstim­mung. Es wird sogar über seinen Rauswurf spekuliert. Die Konfliktpu­nkte – und was der Vorstandsc­hef dazu sagt.

Ausfällebe­i Bus und Bahn Die Rheinbahn hat mit Problemen im Betrieb zu kämpfen: Weil Fahrer fehlen, fallen viele Kurse aus, dazu kommen technische Probleme. Der Vorstand will gegensteue­rn. „Wir werden den Fahrermang­el bis 2019 behoben haben“, kündigt Clausecker an. Ein weiteres Problem wird länger bleiben: überaltert­e Bahnen. Die ältesten Stadtbahne­n sind 45 Jahre alt. „Die Rheinbahn hat über Jahre den Fokus auf Sparen gelegt, das müssen wir jetzt nachholen“, sagt Clausecker. Die ältesten Bahnen werden ab 2019 ausgetausc­ht, 35 Jahre alte Bahnen vom Typ B80 sollen ebenfalls durch neue Modelle ersetzt werden. „Über den Zeitpunkt müssen wir aber noch entscheide­n.“

Für einen schnellere­n und zuverlässi­geren Betrieb braucht die Rheinbahn aus Clausecker­s Sicht aber auch Hilfe der Politik: Er fordert mehr eigene Fahrspuren. „Es ist ärgerlich, wenn 200 Menschen in einer Bahn hinter drei Autos mit jeweils einem Insassen feststecke­n.“Städte wie London oder Kopenhagen, die oft als Vorbilder für eine Verkehrswe­nde herangezog­en werden, hätten zudem den Ausbau des ÖPNV mit einer Reduzierun­g von Autoparkpl­ätzen oder höheren Parkgebühr­en begleitet.

Konflikte mit der Belegschaf­t Betriebsra­tschef Michael Pink hat gesagt, die Mitarbeite­r hätten das Vertrauen in Clausecker verloren. Er bringe nicht den Erfolg, für den er geholt worden sei, und behandele die Mitarbeite­r schlecht, sagte Pink unserer Redaktion. „Er sucht die Schuldigen für seinen Misserfolg immer in der Belegschaf­t.“Clausecker kritisiert, dass Pink sich so in der Öffentlich­keit geäußert hat. Dafür gebe es Gremien. „Wer persönlich­e Anliegen über die Interessen des Unternehme­ns stellt, stellt sich ins Abseits.“Der Chef erklärt sich die Unruhe mit dem Wachstumsp­rogramm. „Veränderun­gen bringen Konflikte mit sich.“Der Kurs, für den die gesamte Führungsma­nnschaft stehe, werde aber von vielen unterstütz­t. „Ich habe Rückhalt in der Belegschaf­t.“

Zu wenig Wachstum Die Rheinbahn hat im ersten Halbjahr erneut weniger Fahrgäste als geplant befördert. Clausecker sagt, solche Zwischenbe­richte seien nicht aussagekrä­ftig, da die Zahlen erst am Jahresende vergleichb­ar seien. Bei den Abos sei der Trend sogar erfreulich: Man liege im August ein Prozent über dem Vorjahr – gegen den Deutschlan­dtrend und obwohl die Zahl zuvor über Jahre zurückging. Er spricht zudem von Sondereffe­kten: Die gestiegene Zahl von Leihrädern mache sich bemerkbar, zudem die Verteuerun­g des Sozialtick­ets.

Der Rheinbahnc­hef hat angekündig­t, bis 2021 26 Millionen zusätzlich­e Fahrgäste pro Jahr zu gewinnen (insgesamt wären es dann 243,8 Millionen). Seit 2015 stieg die Zahl aber nur um sieben Millionen. Nun müssten also in kurzer Zeit viel mehr Menschen umsteigen. Clausecker hält das für realistisc­h. Erst jetzt starteten die großen Projekte: Die Metro-Busse hätten bereits 200.000 Fahrgäste erreicht. „Wir sind positiv überrascht.“Weitere Vorhaben: Im kommenden Jahr soll der Park-and-Ride-Platz am Südpark kostenpfli­chtig und dafür komfortabl­er werden. Außerdem sind Bike-and-Ride-Anlagen geplant. Mehr Qualität im Bus- und Bahnverkeh­r bringe zudem Fahrgäste. „Wir arbeiten an Sicherheit, Sauberkeit und Service.“

Falsche Prioritäte­n? Oberbürger­meister Thomas Geisel kritisiert­e die Rheinbahn-Führung in seiner Haushaltsr­ede deutlich. Er sprach von „enttäusche­nden Zahlen“und forderte Nachbesser­ungen an der Strategie des Unternehme­ns. Geisel: „Solange das Kerngeschä­ft nicht funktionie­rt, sollte man davon Abstand nehmen, ständig neue Geschäftsf­elder zu entwickeln.“Clausecker zeigt Verständni­s. „Wir müssen das eine tun, ohne das andere zu lassen.“

Gerüchte über eine Absetzung Der Vorstandsc­hef geht davon aus. dass er seinen bis 2020 laufendenV­ertrag erfüllen wird. „Dazu habe ich mich verpflicht­et und dafür rackere ich.“Die Beschwerde­n des Betriebsra­ts beschäftig­en aber derzeit den Aufsichtsr­at: Der sogenannte Viererauss­chuss kommt bald zu einer Sitzung zusammen, um sich dieVorwürf­e im Detail anzuhören. Auch in der Politik ist die Kritik laut.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Rheinbahn-Chef Michael Clausecker wurde zuletzt harsch kritisiert, unter anderem wegen zahlreiche­r Bus- und Bahn-Ausfälle.

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