Kristian Karlsson gewinnt zwei Medaillen bei Tischtennis-EM
Kristian Karlssons (Borussia) Gefühlswelt war deutlich an seinem Gesicht abzulesen. Die Enttäuschung in seiner Miene war nahezu mitleiderregend. Gerade hatte der Borusse gemeinsam mit seinem schwedischen Landsmann Matthias Falck das Doppel-Finale der Tischtennis-Europameisterschaft im spanischen Alicante verloren. Mit 1:4 Sätzen (9:11, 11:6, 4:11, 11:9, 9:11) ging das Endspiel an die Österreicher Daniel Habesohn/Robert Gardos.
Da war Karlssons Halbfinalniederlage im Einzel gegen den Rumänen Ovidiu Ionescu gerade mal zwei Stunden vorbei. Wenn sich Frust zu Frust gesellt, wie beim schwedischen Borussen, dann spricht die Miene eben Bände. Ionescu hatte die „Düsseldorfer Stadtmeisterschaft“als EM-Finale gegen Borussias Top-Mann Timo Boll noch mal verhindert. „Kristian wird erst in zwei, drei Tagen realisieren, was er geleistet hat. Dann wird er merken, was er gewonnen hat und sich nicht nur daran erinnern, was er verloren hat“, erläutert Borussia-Manager Andreas Preuß.„So war Kristians Sieg im Viertelfinale gegen Marcos Freitas ein Riesenerfolg. Für mich sind es für Kristian zwei gewonnene Medaillen.“Freitas war 2015 Vize-Europameister und steht in der Weltrangliste auf Platz 15 und damit zehn Ränge vor Karlsson.
Dass Habesohn/Gardos den EM-Titel gewannen, ist keine Über- raschung. Immerhin hatten die beiden Österreicher schon 2012 gemeinsam triumphiert. Wie der Düsseldorfer noch weiß. „Die beiden haben uns schon damals im Finale geschlagen. Wir waren also extra motiviert“, sagt er. Im Halbfinale hatten Karlsson/Falck das Bundesliga-Duo Ruwen Filus/Ricardo Walther (TTC RS Fulda-Maberzell/ASV Grünwettersbach) locker mit 4:0 eliminiert. „Wir waren sehr selbstbewusst in unserem Spiel und haben ihr Spielsystem gut gelesen. Wir ha- ben nur ein paar Bälle ausgelassen und den Effet ihrer Bälle gut kontrolliert“, freute sich Karlsson. Das hatte die Erwartungen an sich selbst weiter angehoben.„Wenn sich der Frust gelegt hat, wird Kristian feststellen, dass er langsam aber stetig immer besser wird. Seine richtig gute Zeit kommt noch“, verspricht Preuß.
Im Einzel hatte der Schwede gegen den Mann das Nachsehen, der zuvor Titelverteidiger Emmanuel Lebesson (Frankreich) sowie den Ex-Borussen und Ex-Weltranglisten- ersten Vladimir Samsonov ausgeschaltet hatte. Doch Ionescu scheiterte im Finale an Timo Boll. „Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, was Timo in Alicante geleistet hat. Wegen seines angeschlagenen Nackens konnte er in den letzten Wochen nur ganz dosiert trainieren und dann wird er Europameister. Das schafft nur Timo“, meint Preuß. So schreibt Boll mit seinem siebten Einzel- und 18 EM-Titel insgesamt an seiner Legende weiter.