Ein junges Paar in Eller und die Energiewende
Ein altes Haus in Eller wurde vorbildlich saniert und vom Umweltamt mit der Energieeffizienz-Plakette ausgezeichnet.
Noch ist Baustelle. Hat alles etwas länger gedauert, als ursprünglich geplant war. Aber dafür soll es auch top werden - in jeder Hinsicht. Jennifer Breising (31) und Rafael Wybranietz (28) sanieren zurzeit ein altes Haus in Eller. Wenn sie in einigen Monaten einziehen, dann wird ihr neues Zuhause eine Art Musterhaus sein, denn das junge Paar vollzieht gerade seine ganz persönliche Energiewende. Was letzten Freitag gewürdigt wurde - mit einer Auszeichnung des Düsseldorfer Umweltamtes.
Das Haus mit der schlichten weißen Fassade hat Jennifers Großvater in den 1950-er Jahren gebaut. Seine Familie war groß, die Räume waren klein, Jennifers Vater ist dort mit acht Geschwistern aufgewachsen. Haus und Garten blieben für die nächste Generation erhalten, von diesem Stück Eller sagt Jennifer: „Das ist Heimat.“Die beiden jungen Besitzer wollen den Familienbesitz zwar erhalten, „aber auch zu unserem Zuhause umgestalten“. Ein Satz der es in sich hat. Denn von der Vergangenheit blieb nicht mehr übrig als die äußere Fassade. Innen wurden die vier winzigen Zimmerchen im Erdgeschoss zu einem großen Raum geöffnet. Dort steht gerade Rafael und blickt in die Zukunft: „Hier wird die Kochinsel installiert.“Er ist ein Mensch, der offenbar schnell lernt und mit beachtlichem handwerklichem Geschick ausgestattet ist. Heißt: Etwa 50 Prozent der Sanierungsarbeiten sind seine Eigenleistung.
Die begann mit einem Lernprozess. Denn am Anfang stand der Wusch, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und möglichst viel für den Klimaschutz zu leisten. Also die Frage:„Wie heizen wir, wenn wir auf Öl und Gas verzichten wollen?“Die Antwort heißt Erdwärmepumpe und rückte in Form eines imposanten Geräts an: Ein Spezialbohrer trieb Sonden 70 Meter tief in den Erdboden, um die dort gespeicherte Wärme von etwa 12 Grad zu nutzen und mithilfe der Pumpe auf 35 Grad zu erhitzen. „Das reicht für die Fußbodenheizung und warmes Wasser im Haus“, erläutert Architekt Stefan Mock, Spezialist für Schallund Wärmeschutz. Dabei brauche diese Pumpe nur 4,8 Kilowattstunden Strom - zumVergleich: Ein üblicher Durchlauferhitzer käme auf 18 bis 22 Kilowattstunden.
Mit Hilfe des Architekten fügten sich auch alle möglichen Puzzle-Teile einer optimalen Isolierung zusammen: Dreifachglas für Fenster und Türen, besonders dicke Dachund Wanddämmung - dafür wurde sogar eine bestehende Mauer und die alte Terrasse abgerissen (und wieder neugebaut), um die Wände dahinter dämmen zu können. Das Ergebnis: Ein „Kfw-Energieeffizienz-Haus 55“- wie das in schönstem Amtsdeutsch heißt und von Steffen Mock übersetzt wird: Der Energieverbrauch dieses Haus wird künftig um 45 Prozent niedriger sein als der Mindeststandard von Neubauten.
Auch die Wohnraumluft wird durch Technik ausgetauscht und kontrolliert - ohne, dass dafür ein Fester geöffnet und Wärme verschwendet wird. Dazu wird Luft von außen angesaugt, gefiltert über die Wärmepumpe im Sommer gekühlt, im Winter gewärmt, „so dass wir deutlich weniger heizen müssen, um ein behagliches Raumklima zu haben“, so der Bauherr. Der hat sich in den letzten Monaten durch viele Programme, Bestimmungen und Verordnungen gekämpft, um ver- schiedene Fördermittel zu kombinieren. Seine Rechnung: Die Sanierung des Hauses kostet rund 260.000 Euro, durch Eigenleistung will er rund 100.000 Euro einsparen, an Fördermitteln bekam er insgesamt rund 60.000 Euro.
9100 Euro wurden aus dem Programm des Umweltamtes „KlimafreundlichesWohnen und Arbeiten“bewilligt. Begründung: „Der Ver- brauch von Energie und der Ausstoß von Kohlendioxid des Hauses konnten im Vergleich zum Zustand vor der Sanierung um mehr als 80 Prozent verringert werden.“Umweltdezernentin Helga Stulgies bezeichnete kürzlich die Sanierung als vorbildlich und brachte die „Energieeffizienz-Plakette“mit, die nun die Fassade schmückt. Auch deshalb: Das Dach ist bereits vorbereitet für eine Photovoltaik-Anlage zur Stromversorgen („Da warten wir noch, bis die Batterien günstiger werden“), und die Garage hat schon das Stromkabel für ein Elektroauto.
Währenddessen plant das Eigentümer-Paar die letzten Feinheiten, damit das Haus ein wahres SmartHome wird: Eine vollautomatische Anlage wird über Sensoren die Heizung steuern, aber auch bei einem bestimmten Lichteinfall die Jalousien, sie wird Luftfeuchtigkeit und -Luftqualität prüfen, und sie ist mit Präsenzmeldern ausgestattet, damit Licht und Musik eingeschaltet werden, wenn jemand einen Raum betritt - wie durch Zauberhand.