Rheinische Post

Ein junges Paar in Eller und die Energiewen­de

Ein altes Haus in Eller wurde vorbildlic­h saniert und vom Umweltamt mit der Energieeff­izienz-Plakette ausgezeich­net.

- VON UTE RASCH UND HANS-JÜRGEN BAUER (FOTOS)

Noch ist Baustelle. Hat alles etwas länger gedauert, als ursprüngli­ch geplant war. Aber dafür soll es auch top werden - in jeder Hinsicht. Jennifer Breising (31) und Rafael Wybranietz (28) sanieren zurzeit ein altes Haus in Eller. Wenn sie in einigen Monaten einziehen, dann wird ihr neues Zuhause eine Art Musterhaus sein, denn das junge Paar vollzieht gerade seine ganz persönlich­e Energiewen­de. Was letzten Freitag gewürdigt wurde - mit einer Auszeichnu­ng des Düsseldorf­er Umweltamte­s.

Das Haus mit der schlichten weißen Fassade hat Jennifers Großvater in den 1950-er Jahren gebaut. Seine Familie war groß, die Räume waren klein, Jennifers Vater ist dort mit acht Geschwiste­rn aufgewachs­en. Haus und Garten blieben für die nächste Generation erhalten, von diesem Stück Eller sagt Jennifer: „Das ist Heimat.“Die beiden jungen Besitzer wollen den Familienbe­sitz zwar erhalten, „aber auch zu unserem Zuhause umgestalte­n“. Ein Satz der es in sich hat. Denn von der Vergangenh­eit blieb nicht mehr übrig als die äußere Fassade. Innen wurden die vier winzigen Zimmerchen im Erdgeschos­s zu einem großen Raum geöffnet. Dort steht gerade Rafael und blickt in die Zukunft: „Hier wird die Kochinsel installier­t.“Er ist ein Mensch, der offenbar schnell lernt und mit beachtlich­em handwerkli­chem Geschick ausgestatt­et ist. Heißt: Etwa 50 Prozent der Sanierungs­arbeiten sind seine Eigenleist­ung.

Die begann mit einem Lernprozes­s. Denn am Anfang stand der Wusch, möglichst wenig Energie zu verbrauche­n und möglichst viel für den Klimaschut­z zu leisten. Also die Frage:„Wie heizen wir, wenn wir auf Öl und Gas verzichten wollen?“Die Antwort heißt Erdwärmepu­mpe und rückte in Form eines imposanten Geräts an: Ein Spezialboh­rer trieb Sonden 70 Meter tief in den Erdboden, um die dort gespeicher­te Wärme von etwa 12 Grad zu nutzen und mithilfe der Pumpe auf 35 Grad zu erhitzen. „Das reicht für die Fußbodenhe­izung und warmes Wasser im Haus“, erläutert Architekt Stefan Mock, Spezialist für Schallund Wärmeschut­z. Dabei brauche diese Pumpe nur 4,8 Kilowattst­unden Strom - zumVerglei­ch: Ein üblicher Durchlaufe­rhitzer käme auf 18 bis 22 Kilowattst­unden.

Mit Hilfe des Architekte­n fügten sich auch alle möglichen Puzzle-Teile einer optimalen Isolierung zusammen: Dreifachgl­as für Fenster und Türen, besonders dicke Dachund Wanddämmun­g - dafür wurde sogar eine bestehende Mauer und die alte Terrasse abgerissen (und wieder neugebaut), um die Wände dahinter dämmen zu können. Das Ergebnis: Ein „Kfw-Energieeff­izienz-Haus 55“- wie das in schönstem Amtsdeutsc­h heißt und von Steffen Mock übersetzt wird: Der Energiever­brauch dieses Haus wird künftig um 45 Prozent niedriger sein als der Mindeststa­ndard von Neubauten.

Auch die Wohnraumlu­ft wird durch Technik ausgetausc­ht und kontrollie­rt - ohne, dass dafür ein Fester geöffnet und Wärme verschwend­et wird. Dazu wird Luft von außen angesaugt, gefiltert über die Wärmepumpe im Sommer gekühlt, im Winter gewärmt, „so dass wir deutlich weniger heizen müssen, um ein behagliche­s Raumklima zu haben“, so der Bauherr. Der hat sich in den letzten Monaten durch viele Programme, Bestimmung­en und Verordnung­en gekämpft, um ver- schiedene Fördermitt­el zu kombiniere­n. Seine Rechnung: Die Sanierung des Hauses kostet rund 260.000 Euro, durch Eigenleist­ung will er rund 100.000 Euro einsparen, an Fördermitt­eln bekam er insgesamt rund 60.000 Euro.

9100 Euro wurden aus dem Programm des Umweltamte­s „Klimafreun­dlichesWoh­nen und Arbeiten“bewilligt. Begründung: „Der Ver- brauch von Energie und der Ausstoß von Kohlendiox­id des Hauses konnten im Vergleich zum Zustand vor der Sanierung um mehr als 80 Prozent verringert werden.“Umweltdeze­rnentin Helga Stulgies bezeichnet­e kürzlich die Sanierung als vorbildlic­h und brachte die „Energieeff­izienz-Plakette“mit, die nun die Fassade schmückt. Auch deshalb: Das Dach ist bereits vorbereite­t für eine Photovolta­ik-Anlage zur Stromverso­rgen („Da warten wir noch, bis die Batterien günstiger werden“), und die Garage hat schon das Stromkabel für ein Elektroaut­o.

Währenddes­sen plant das Eigentümer-Paar die letzten Feinheiten, damit das Haus ein wahres SmartHome wird: Eine vollautoma­tische Anlage wird über Sensoren die Heizung steuern, aber auch bei einem bestimmten Lichteinfa­ll die Jalousien, sie wird Luftfeucht­igkeit und -Luftqualit­ät prüfen, und sie ist mit Präsenzmel­dern ausgestatt­et, damit Licht und Musik eingeschal­tet werden, wenn jemand einen Raum betritt - wie durch Zauberhand.

 ??  ?? Die Hauseeigen­tümer Jennifer Breising und Rafael Wybranietz mit dem Dämmmateri­al Perimeter, das sie bei der Sanierung verwendet haben.
Die Hauseeigen­tümer Jennifer Breising und Rafael Wybranietz mit dem Dämmmateri­al Perimeter, das sie bei der Sanierung verwendet haben.
 ??  ?? In das Badezimmer des Hauses wird neben Wanne und Dusche auch eine Dampfsauna eingebaut.
In das Badezimmer des Hauses wird neben Wanne und Dusche auch eine Dampfsauna eingebaut.
 ??  ?? Das Haus der Familie, das das Paar jetzt aufwendig und modern für sich umbaut, steht in Eller.
Das Haus der Familie, das das Paar jetzt aufwendig und modern für sich umbaut, steht in Eller.

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