Rheinische Post

Trödel, Trash und Tränenmeer

In den Schadow Arkaden konnten Sammler ihre Antiquität­en von den Juroren der TV-Sendung „Bares für Rares“schätzen lassen.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Mit Hoffnungen auf schnelles Geld oder eine Anerkennun­g des Familiensc­hatzes waren 200 Besitzer mit ihren „Antiquität­en“am Sonntag in die Schadow Arkaden gekommen. Dort waren Markus Wildhagen und die anderen Händler aus der ZDF-Sendung „Bares für Rares“. Für einige wenige war die Schätzung ein Erfolg. Etwa für Ursula Saalfeld. Sie hatte einen alten Schinken dabei. Ein dunkles Bild. Von wem es stammt? Das wussten auch die Schätzer nicht. Aber das Motiv überzeugte Antiquar Markus Wildhagen. Das Gemälde zeigt eine Wirtshaus-Szene, Getränke werden ausgeschen­kt, aus einem Fenster an der Kneipenwan­d istVater Rhein zu sehen. Markus Wildhagen schlägt zu. Für nicht wenige Hundert Euro geht das Gemälde über den Tisch. Und ist auch schon verkauft. „Ich habe es im Auftrag eines Kunden erworben, der genau solche Gasthäuser mit rheinische­m Charme betreibt, da soll das Bild hin“, sagt Wildhagen.

Haben Sie heute was Kurioses unter die Lupe bekommen? Wildhagen zögert kurz, sagt dann: „Ja, da kommt es “. Vor ihm steht eine Frau mit den „Betenden Händen“von Albrecht Dürer. Das Original befindet sich in der Albertina in Wien und dürfte Millionen kosten. Doch die Version der Dame ist eine kleine Sperrholzp­latte mit betenden Händen aus Plastik. Wildhagen guckt skeptisch.„Diese Devotional­ie dürfte einmal gut 20 Mark gekostet haben“, sagt der Schätzer der sichtlich enttäuscht­en Frau. Die hatte die Replik von einer älteren Dame als Geschenk bekommen. Wildhagen tröstet. „Sie müssen das Stück als ideellen Wert betrachten. Manche Menschen hängen sich so etwas auch als Gag auf.“Die Enttäuschu­ng kann das nicht mildern.

Klaus Siegmund ist mit einem Barographe­n gekommen, ein hölzernes Gehäuse mit einem metallenen Innenleben, das an ein Uhrwerk erinnert. Das Gerät hat früher einmal den Luftdruck aufgezeich­net. „Vermutlich in einem Klassenzim­mer, ich denke es ist aus den frühen zwanziger Jahren“, sagt Wildhagen. Doch einen monetärenW­ert möchte er dem Barographe­n nicht beimessen. „Sie müssen die Schönheit dieser Antiquität schätzen, nicht den Geldwert“, meint der Schätzer diplomatis­ch.

Mehr Glück hat eine Düsseldorf­erin. Sie hat eine Litografie, die zunächst wie 70er-Jahre-Trash aussieht. Das Motiv könnte eine blau-orange Sonne sein, oder einen Fußball vor dunklem Hintergrun­d darstellen. Wieder nichts wert? Wildhagen erkennt, dass es sich um ein Werk von Otto Steinert handelt. Der lebte von 1915 bis 1978 und war einer der bedeutends­ten deutschen Fotografen der Nachkriegs­zeit. Wildhagen findet schnell heraus, dass eine ähnliche Litografie vor kurzem für mehr als 1000 Euro versteiger­t worden ist.

Interesse an Antiquität­en? Am Sonntag, 30. September, ist von 11 bis 18 Uhr Antikmarkt in den Schadow Arkaden.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Markus Wildhagen (l.) schätzt einen Barographe­n aus dem frühen 20. Jahrhunder­t, der im Besitz von Klaus Siegmund ist.
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Valentina Cau mit einem Gefäß, dessen Nutzung sie nicht kennt.
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RP-FOTO (2): BREITKOPF Kerstin Matulla mit einem Weihwasser­kelch.

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