Unterbilk braucht mehr Wohnungen
Auf dem Friedensplätzchen diskutierten Experten über steigende Mieten und mögliche Lösungen.
UNTERBILK (tino) In Berlin tagte der Wohnungsgipfel und beschloss, dass bis 2021 in Deutschland 1,5 MillionenWohnungen gebaut werden sollen. Davon sollen mehr als 100.000 Sozialwohnungen, also zu niedrigen Preisen zu mieten sein. Zeitgleich machte die Caritas auf dem Friedensplätzchen in Unterbilk mit einer Podiumsdiskussion auf die stark angespannteWohnungssituation in Düsseldorf und speziell im Stadtbezirk 3 aufmerksam.
„Die Landeshauptstadt wächst enorm. In den letzten sieben Jahren sind 50.000 Menschen zusätzlich nach Düsseldorf gekommen und alle wollen ein Dach über dem Kopf haben“, erläutert Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund.„Inzwischen ist Düsseldorf von der Einwohnerzahl her die sechstgrößte Stadt der Bundesrepublik, von der Fläche her aber nur auf Position 73.“Das verschärft die Lage. „Viele Menschen müssen bereits ein Drittel ihres Einkommens oder mehr für die Miete ausgeben. Und dann sieht man Wohnungen, die nicht vermietet sind, sondern über Internetportale als Ferienwohnungen angeboten werden“, ärgert sich der stellvertretende Vorstand des Caritasverbands, Thomas Salmen.
Düsseldorf hinkt in Sachen Wohnungsbau offensichtlich den eigenen Ansprüchen hinterher. Zuletzt sollten jährlich 3000 neueWohnungen gebaut werden, mehr als 2000 waren es aber nicht. „Ich habe das Gefühl, dass die Politik nicht genug tut“, so Salmen. Bauen ist schön, lindert aber nicht die Situation auf dem Wohnungsmarkt. „Es müssen vernünftige Lösungen gefunden werden, um Mietpreissteigerung unter anderem durch Luxussanierungen zu stoppen. In der Schweiz beispielsweise sind Mietsteigerungen an die Inflation gekoppelt. Auch eineWohnraumschutzsatzung würde helfen“, erklärt Soziologieprofessor Reinhold Knopp. „Wohnungsmangel hat Auswirkungen auf alle gesellschaftliche Bereiche. Wenn zum Beispiel Fachkräfte keine bezahlbareWohnung finden, verschärft das den Fachkräftemangel.“
Inzwischen gehen Institutionen, die eigentlich nicht für die Vermietung vonWohnraum stehen, eigene Wege. So hat die Caritas für 15 ihrer Auszubildenden in ihren Häusern Wohngemeinschaften eingerichtet und die katholische Seelsorgebereich Unter- und Oberbilk, Friedrichstadt und Eller-West beschäftigt sich jetzt intensiver mit den 120 Wohnungen im Besitz der Kirche. „Es gibt Möglichkeiten, ad hoc für Entspannung am Düsseldorfer Wohnungsmarkt zu sorgen, man muss es nur wollen“, meint Siegesmund auch mit Blick auf die Stadtpolitik.