Rheinische Post

Neue Kunst für den Graffiti-Tunnel

Mehr als 100 Künstler hatten am Wochenende die gesamte Unterführu­ng am S-Bahnhof in Eller neu gestaltet. Das ist bislang die einzige legale Graffitflä­che in der Stadt. Der Verein Verbunt hätte gerne weitere Freifläche­n.

- VON JULIA DAGG

ELLER AmWochenen­de konnte man an derVennhau­ser Allee in Eller wieder zahlreiche Spraydosen rasseln hören. Mehr als 100 Graffitikü­nstler hatten über zwei Tage die gesamte Unterführu­ng am S-Bahnhof neu gestaltet. Christian Dünow vom Düsseldorf­er Jugendkuns­tverein Verbunt gab für ein paar Interessie­rte, die sich von dem schlechten Wetter nicht hatten abhalten ließen, eine Führung durch den Tunnel. Er erzählte von der Geschichte der Graffitiku­nst und von einzelnen Bildern und Künstlern.

Die Wandfläche­n in Eller werden auch„Hall of Fame“genannt, was in der Graffitisz­ene legal zu bemalende Wände bezeichnet. Allerdings ist diese Freifläche in Düsseldorf bislang die einzige in der gesamten Stadt, wo das Sprayen erlaubt ist.

Einmal im Jahr wird die gesamte Fläche von 4000 Quadratmet­ern überstrich­en und dann von Künstlern neu gestaltet. Der Verein Verbunt betreut die Freifläche, seitdem sie 2015 zur legalen Graffitiwa­nd erklärt wurde. Finanziert wird die Aktion vom Kulturamt. Verbunt stellt Spielregel­n auf, grundsätzl­ich gilt aber: Jeder darf malen.

Doch es wird nicht nur einmal im Jahr gesprüht, ständig schaffen Künstler immer neue Bilder. Stets nach dem Prinzip „das Beste bleibt“. Technisch und künstleris­ch hochwertig­e Graffiti dürfen länger bleiben. Natürlich ist nicht immer so einfach zu entscheide­n, welches Graffito weg muss.„Klar, manchmal kommt es auch zu Konflikten“, erzählt Dünow.„Dann sind wir alsVerbunt da und vermitteln.“Spätestens nach einem Jahr wird jedes Graffiti übermalt. Die Künstler würden sich über den Austausch untereinan­der sehr freuen. Für sie ist die jährliche Aktion auch eine Möglichkei­t, sich kennenzule­rnen.

„Es ist immer cool, das Gesicht hinter den Graffiti zu treffen, die man teilweise schon total häufig gesehen hat“, erzählt ein Sprayer. In der Szene ist der Name des Künstlers üblicherwe­ise das Bild. Werke können also problemlos Künstlern zugeordnet werden, ohne dass man diese persönlich kennt.

Die großformat­igen und konzeption­ell erarbeitet­en Graffiti, die an der Vennhauser Allee realisiert werden, sind sehr zeit- und kosteninte­nsiv. Ohne die Unterstütz­ung von Verbunt und der Möglichkei­t legal zu sprayen, wäre das undenkbar. Darüber freuen sich nicht nur die Künstler, auch Anwohner sind begeistert von den wechselnde­n Kunstwerke­n. Eine Dame aus Unterbach erzählt, dass sie immer wieder begeistert sei von den Feinheiten und dem Zusammensp­iel von Farben, die sie in den Graffiti an der Vennhauser Allee entdecke.„Früher war ich mir nicht sicher, aber jetzt ist es für mich ganz klar: Graffiti, das ist richtige Kunst“, sagt sie.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Christian Dünow (l) vom Verein Verbunt führt die wenigen Besucher entlang der Graffiti-Wände im S-Bahntunnel.

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