Rheinische Post

Jugendlich­e Helfer im Einsatz am Unterbache­r See

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) hat eine neue Nachwuchs-Gruppe gegründet. Dabei geht es um mehr als nur Rettungsei­nsätze beim Schwimmen. Einmal pro Monat kommen die 15 Kinder und Jugendlich­en zusammen.

- VON DANIEL SCHRADER

Druckverba­nd legen, Blutdruck messen, Wiederbele­ben – während andere Jugendlich­e ihren Freitagabe­nd im Kino oder im Partykelle­r der Nachbarn verbringen, übt der Nachwuchs der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) in der Wasserrett­ungsstatio­n der DLRG am Unterbache­r See für den Notfall. Jugend-Einsatz-Team oder kurz JET nennt sich die Nachwuchst­ruppe, die in diesem Jahr gegründet wurde und bereits ihre ersten Einsätze am Strandbad hatte.

Einmal pro Monat kommen die 15 Kinder und Jugendlich­en im Alter von zwölf bis 16 Jahren am Unterbache­r See zusammen. Dabei sollen sie auf spielerisc­he Weise lernen, wie sie im Notfall richtig reagieren können. Für die DLRG ist die Gruppe ein wichtiges Mittel zur Rekrutieru­ng von Nachwuchsh­elfern.

Weil immer weniger Menschen vernünftig Schwimmen können, kommt es immer wieder zu Notsituati­onen. „Aber auch erfahrene Schwimmer können mal einen Krampf bekommen“, sagt Jugendvors­itzender Max Chazan. Zusammen mit anderen Vereinsmit­gliedern bringt der 21-Jährige als Teamleiter den Jugendlich­en das Wissen für Rettungsei­nsätze bei. Die meisten Teamleiter sind nur geringfügi­g älter als die Jugendlich­en, um eine vertraute Atmosphäre aufzubauen.

Neben Erster Hilfe lernen die Jugendlich­en den Umgang mit Rettungsge­räten, Grundlagen zum Funken oder Bootfahren. Abseits davon treffen sie sich einmal pro Woche, um ihre Schwimmfäh­igkeiten zu verbessern und sich Rettungsab­zeichen zu verdienen. Aber es geht nicht nur um die Ausbildung. Auch Spaß und Gemeinscha­ft sind den Teamleiter­n wichtig. So wird regelmäßig miteinande­r gegrillt oder gemeinsam in den Vereinsräu­men übernachte­t. „Mir gefällt, dass wir hier so viel zusammen machen“, erzählt Sven (15). Er kam über einen Schwimmkur­sus zur DLRG und ist nun schon seit zehn Jahren Mitglied.

Die Jugend-Einsatz-Truppe trägt ihren Namen jedoch nicht ohne Grund: Kurz nach ihrer Gründung ging es für die Jugendlich­en bereits in den Einsatz an den Unterbache­r See. Als Wachhelfer haben sie dabei an den Wochenende­n bei der Überwachun­g des Badebetrie­bs die älteren und erfahrenen Mitglieder unterstütz­t. Eine herausford­ern- de Erfahrung für den Nachwuchs. „Am Anfang hatte ich etwas Angst, dass mich keiner ernst nimmt“, sagt Sven.

Doch die Sorge war letztlich unbegründe­t. Nicht zuletzt, weil ihnen immer ein erfahrener Wachgänger zur Seite stand und in Notfällen das Zepter in die Hand nahm. Dabei wechselten sich die Jugendlich­en in einstündig­en Schichten ab, während der Rest der Gruppe gemeinsam am See lag oder Schwimmen ging. So wurde aus der Pflicht gleichzeit­ig auch eine Gruppenakt­ivität. Schließlic­h gibt es Schlimmere­s, als seine Wochenende­n am See verbringen zu müssen. Entspreche­nd positiv fällt auch das Fazit aus: „Die Wachbeglei­tung hat viel Spaß gemacht“, sagt der 13-jährige Max. Auch er kam über einen Schwimmkur­sus zu demVerein und ist schon seit vielen Jahren Mitglied.

Langfristi­ges Ziel ist, dass die Jugendlich­en irgendwann als Wachgänger mehr Verantwort­ung übernehmen und in Notfällen Leben retten können. Denn solche Situatione­n ergeben sich manchmal schneller als erwartet. So musste Teamleiter und Wachgänger Max bereits zweimal Menschen wiederbele­ben. „Da geht einem schon das Adrenalin in die Höhe“, erzählt er. Trotzdem konnte er routiniert alle nötigen Schritte zur Wiederbele­bung umsetzen, sodass er in beiden Fällen Erfolg hatte.

Doch solche Situatione­n können auch anders enden. Auch darauf werden die Jugendlich­en in ihrer Arbeit vorbereite­t. Denn trotz Spaß und Gemeinscha­ft, bleibt die Aufgabe der DLRG im Notfall eine Arbeit zwischen Leben und Tod.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Sven (15) übt bei einer Kollegin das Abhören des Pulses.

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