Rheinische Post

Kein Aufbruch, nirgends

- VON MICHAEL BRÖCKER

Diese Koalition wollte nicht regieren. Man spürte es in fast jeder Äußerung eines Spitzenpol­itikers von Union und SPD am Abend der Bundestags­wahl. Das ist ein Jahr her. Von Aufbruch, von einer neuen Dynamik, die Union und SPD Anfang des Jahres dann doch in ihrem Koalitions­vertrag versproche­n hatten, ist wenig zu spüren. Die Posse um Herrn Maaßen ist so surreal, dass man Freunden im Ausland die aktuelle Regierungs­krise gar nicht erklären kann. Union und SPD haben sich im Frühjahr erst über zwei Grenzüberg­änge und nun über ein paar unglücklic­he Aussagen eines Behörden-Chefs so zerfleisch­t, dass der Bruch im Raum stand und ein vertrauens­volles Miteinande­r nicht mehr vorstellba­r erscheint. Horst Seehofer, aber offenbar auch Andrea Nahles, haben sich völlig entfernt von jedem Gefühl ihrer einfachen Parteileut­e. Und die Kanzlerin stümpert munter mit. Dabei steht so viel auf dem Spiel, vor allem lautet der Auftrag an die großen Parteien, das zerrüttete Vertrauen der Deutschen in ihre politische Führung wiederherz­ustellen. Dabei versagen sie rundweg. Die Revisionsk­lausel war vielleicht noch eine der besseren Ideen der großen Koalition. Doch CDU, CSU und SPD werden sich wohl durchwurst­eln, die Angst vor dem Wähler ist groß. Ein Trauerspie­l.

BERICHT KOALITION HÄLT AN MAASSEN FEST, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany