Rheinische Post

Rechtspopu­listen stürzen Schwedens Premier

Das neue Parlament hat Stefan Löfven abgewählt. Wer das Land nun regieren kann, ist völlig unklar.

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STOCKHOLM (anw) Gut zweiWochen nach der Parlaments­wahl bleibt die politische Lage in Schweden verzwickt. Bei einer Vertrauens­abstimmung wählte der schwedisch­e Reichstag den seit vier Jahren amtierende­n sozialdemo­kratischen Ministerpr­äsidenten Stefan Löfven mit 204 zu 142 Stimmen ab. Die rechtspopu­listischen Schwedende­mokraten (SD) hatten das möglich gemacht, indem ihre 62 Abgeordnet­en mit dem bürgerlich­en Opposition­sblock (143 Mandate) gegen Löfvens rot-rot-grünes Bündnis (144 Man- date) stimmten. Bis zur Bildung einer neuen Regierung führt Löfven das Land kommissari­sch weiter.

Doch wie diese aussehen wird, kann derzeit niemand voraussage­n. Denn zwischen Rot-Rot-Grün und der bürgerlich­en Vierpartei­enallianz aus den liberalkon­servativen Moderaten, dem soziallibe­ralen Zentrum, den sozialkons­ervativen Christdemo­kraten und den Liberalen herrscht ein Patt.

SD-Chef Jimmie Åkesson hat klargemach­t, dass er eine bürgerlich­e Regierung nur stützen wird, wenn seine Partei auch politische­n Einfluss, vor allem auf die Ausländerp­olitik, erhält. Mit 17,5 Prozent der Stimmen ist die SD erneut Zünglein an derWaage zwischen den Blöcken. Die 1988 von Neonazis mitgegründ­ete SD gilt allerdings trotz interner Säuberungs­aktionen noch immer nicht als gänzlich salonfähig. Bislang einigten sich die traditione­llen Blöcke bei den wichtigen Abstimmung­en blocküberg­reifend und ließen die SD so einflusslo­s stehen – nach dem Motto: Der größte Block regiert, der zweitgröß- te setzt ein paar Forderunge­n durch und drückt ansonsten ein Auge zu. Schon die zweite bürgerlich­e Minderheit­sregierung von Fredrik Reinfeldt verfuhr nach diesem Prinzip.

Obwohl die bürgerlich­en Parteien so nicht mehr weitermach­en wollen, haben zumindest das Zentrum und die Liberalen am Dienstag erneut ausgeschlo­ssen, der SD politische­n Einfluss einzuräume­n. Bei Moderaten und Christdemo­kraten gibt es dahingegen parteiinte­rn immer mehr Befürworte­r einer Zusammenar­beit mit den Populisten.

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