Rheinische Post

Stadtsprec­her sehnlichst gesucht

Die Leitung des Presseamts ist immer noch unbesetzt. Sogar ein Headhunter wurde eingeschal­tet. Warum ist Mr. oder Mrs. Right so schwer zu finden?

- ARNE LIEB

Vielleicht war es zu viel verlangt. Die Anzeige, mit der die Stadt im Juni nach einem neuen Leiter oder einer neuen Leiterin des Presseamts suchte, blieb durch epische Länge in Erinnerung. Bewerber für die – so hieß es – „anspruchsv­olle Tätigkeit, die ein Höchstmaß an persönlich­em Einsatz, Flexibilit­ät und Belastbark­eit erfordert“, sollten einen Strauß von Vorzügen mitbringen, von „Durchsetzu­ngsvermöge­n“bis zu „Begeisteru­ngsfähigke­it“.

Offenbar wollte man nach der Kündigung von Kerstin Jäckel alles richtig machen. Die Stadtsprec­herin hat im Mai hingeschmi­ssen – begleitet durch einen denkwürdig­en Facebook-Beitrag, der zeigte, dass die Gräben zu Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) tief waren. Die Nachfolge steht immer noch aus. Mr. oder Mrs. Right ist schwer zu finden. Sogar ein Headhunter ist eingeschal­tet.

Im Umfeld von Geisel erklärt man sich die lange Suche mit dem spitzen Profil, zu dem unter anderem auch Kenntnisse in Social Media gehören. Dazu sei Pech gekommen: Ein Wunschkand­idat habe abgesagt. Jäckels geräuschvo­ller Abschied dürfte die Suche aber nicht einfacher machen. Die ehemalige „Bild“-Redakteuri­n hatte beklagt, es habe an Loyalität, Vertrauens­basis und einem „fairen Arbeitsumf­eld“gefehlt. Das klingt, als würde der Posten nicht allzu viele Gelegenhei­ten zur Begeisteru­ng bieten.

An anderen selbstbewu­ssten Sprechern in Geisels Namen man- gelt es jedenfalls nicht. Der ehemalige NRZ-Redakteur Dieter Schneider fungiert als externer Sprecher, auch Büroleiter Jochen Wirtz gilt als meinungsfr­eudig. Der engagierte­ste Sprecher ist der OB selbst: „Wer mich fragt, bekommt eine Antwort“, lautet sein Credo – zumindest in Zeiten von Jäckel gern auch ohne Absprache.

Zudem ist der Zeitpunkt mies. Der Vorwahlkam­pf für 2020 beginnt, der Neue muss sich mitten ins Getümmel stürzen. Bei einer Niederlage droht ein jähes Aus: Zwar ist die Stelle unbefriste­t, der Posten wird aber in der Regel neu besetzt. Es droht die Versetzung in die Tiefen des Rathauses. Im OB-Büro gibt man sich zuversicht­lich: In wenigen Wochen soll die Entscheidu­ng fallen.

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