Blutbad in den Niederlanden verhindert
Die Polizei hat sieben mutmaßliche Islamisten verhaftet. Die Männer sollen einen großen Anschlag geplant haben.
ARNHEIM Den niederländischen Sicherheitsbehörden ist es offenbar gelungen, einen schweren Terroranschlag zu verhindern. Am Donnerstagabend gab es an mehreren Punkten in den Städten Arnheim undWeert Razzien durch die Polizei. In Videos, die die Generalstaatsanwaltschaft bereitstellte, sind bis zu zehn Spezialeinsatzkräfte zu sehen, die eng gedrängt in eine Wohnung stürmen, schwer bewaffnet und mit Schutzwesten ausgestattet.
Insgesamt nahmen die Beamten an jenem Abend sieben Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren fest. Der Generalstaatsanwaltschaft zufolge sollen sie einen „großen Anschlag“auf ein „Event“in den Niederlanden geplant haben. Spekulationen, wonach dieses „Event“die Kirmes von Weert gewesen sein soll, die an diesem Freitag begonnen hat, dementierten die Behörden. Der Anschlag stand offenbar nicht unmittelbar bevor. Das Justizministerium gab an, dass die Verdächtigen noch nach Tatwaffen und Material für einen Bombenanschlag gesucht hatten. Der Zugriff sei früh erfolgt. Es habe aber auch ausreichend Informationen gegeben, die einen solchen Einsatz gerechtfertigt hätten. Insgesamt waren mehr als 400 Polizisten beteiligt.
Bei Durchsuchungen in denWohnungen derVerdächtigen fanden die Ermittler große Mengen an Grundstoffen zur Herstellung von Bomben. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Rotterdam mit. In den Wohnungen hätten Beamte auch 100 Kilogramm Kunstdünger gefunden, die möglicherweise für die Produktion einer Autobombe verwendet werden sollten. Der Haftrichter bestätigte den Haftbefehl gegen die sieben Männer. Bei ihrer Ergreifung trugen sie insgesamt vier Handfeuerwaffen mit sich. Die Polizei gab während des Einsatzes jedoch keinen einzigen Schuss ab. Es sei aber zu heftigen Handgreiflichkeiten gekommen, hieß es. Bei den Operationen in Weert wurden drei Autos sichergestellt: ein gemieteter Bus mit französischem Kennzeichen, ein Golf-Volkswagen und ein Peugeot.
Mittlerweile gibt es auch Informationen über die Identitäten der Tatverdächtigen. Kopf des Netzwerks soll der gebürtige Iraker Hardi N. (34) sein. Er lebte zuletzt im Arnheimer Viertel Statenkwartier. N. ist für die Sicherheitsbehörden kein unbeschriebenes Blatt. 2014 wurde er bereits einmal verhaftet, weil er konkrete Pläne geschmiedet hat- te, um nach Syrien auszureisen. Er wollte sich dort der islamistischen Al-Nusra-Front anschließen. Die Terrororganisation ist mittlerweile zerschlagen. Wegen Vorbereitung einer terroristischen Straftat wurde er zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Das Strafmaß wurde 2017 jedoch von höherer Instanz zu drei Monaten Gefängnis plus 21 Monaten auf Bewährung gesenkt. N. begab sich damals wegen eines posttraumatischen Stresssyndroms in psychiatrische Behandlung. Zudem gab er an, mittlerweile an seinem strengen Glauben zu zweifeln. Er wolle neu anfangen. Die Bewährungshelfer brachten ihn darum in Kontakt mit einem gemäßigteren religiösen Gelehrten, mit dem er sich regelmäßig traf. Doch im April dieses Jahres gab der niederländische Geheimdienst der Generalstaatsanwaltschaft einen Hinweis, wonach N. möglicherweise weitere Straftaten vorbereite. Seitdem hatten die Ermittler N. und sein Umfeld unter Beobachtung.
Vor seiner Verhaftung arbeitete N. als Flüchtlingshelfer. Er ist geschieden und hat eine Tochter im Alter von sechs Jahren. Seine Eltern seien mittlerweile im Irak, erzählte ein jüngerer Bruder dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender NOS. Er sagte auch: „Ich glaube nichts von dieser Geschichte. Hardi ging es gut. Er hatte gerade erst die Vormundschaft für seine Tochter zurückerhalten.“