Fortuna spürt erstmals Druck
Am sechsten Bundesliga-Spieltag geht es zum Mitaufsteiger 1. FC Nürnberg.
DÜSSELDORF Zugeben würde es Friedhelm Funkel nie. Schließlich versucht der erfahrene Fußballlehrer doch immer wieder, eventuell von außen herangetragenen Druck von seiner Mannschaft zu nehmen – doch diesmal entsteht er von ganz allein. Am sechsten Spieltag der Bundesliga ist der Aufsteiger zum ersten Mal nicht von vornherein krasser Außenseiter, sondern gastiert bei einem Team, das selbst eben erst wieder zurück im deutschen Oberhaus ist.
Der 1. FC Nürnberg, Mitte Mai gemeinsam mit Fortuna aus der Zweiten Liga heraufgekommen, steht gleichauf im unteren Mittelfeld der Tabelle. Wer das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gewinnt, hat sich einen wirklich gelungenen Saisonauftakt verschafft, wer es verliert, rutscht erst einmal hinab in die gefährdete Zone. Zum ersten Mal seit ihrem Aufstieg verspüren die Düsseldorfer so etwas wie Druck.
Das gilt natürlich in mindestens gleichem Maße für die Mittelfranken. Sie haben am Mittwoch bei Borussia Dortmund eine deftige 0:7-Klatsche einstecken müs- sen und brennen nun auf Wiedergutmachung. Dass sie diese gern gegen jene Mannschaft anbringen würden, die ihnen am 13. Mai im eigenen Stadion durch einen Last-Minute-Sieg (3:2) die Zweitliga-Meisterschaft entriss, versteht sich von selbst. Kaan Ayhan, Fortunas Abwehrchef und seinerzeit Schütze des entscheidenden Kopfballtors, freut sich schon: „Natürlich kommen im Nürnberger Stadion schöne Erinnerungen auf.“
Funkel dagegen wischt diesesThema vom Tisch. „Das ist alles Vergangenheit, und mit der Vergangenheit beschäftigen wir uns nicht“, kom- mentiert der Trainer knurrig. Ebenso wenig möchte er das Nürnberger 0:7 in seine Planungen einbeziehen: „Das hat keine Auswirkung auf unser Spiel. Vor zwei Jahren haben wir ein Pokalspiel in Hannover 1:6 verloren und dann kurz darauf 1:0 bei Union Berlin gewonnen, das zuvor eine Ewigkeit kein Heimspiel verloren hatte. Es ist ein ganz anderes Spiel für den FCN als in Dortmund, eine ganz andere Konstellation.“
Auch Fortuna muss sich mit einer neuen Konstellation erst einmal zurechtfinden. Favorit ist sie zwar in Nürnberg nicht (Funkel: „Dafür ist der Club mit seinen überragenden Einzelspielern Mikael Ishak und Hanno Behrens viel zu gut besetzt“), aber eben auch nicht der Außenseiter der ersten fünf Partien. Auch die Erwartungshaltung der 1800 mitreisenden Fans ist am Samstag entsprechend höher, wozu auch die beiden 3:2-Siege in den jüngsten Zweitligaduellen in Nürnberg beitragen. Zusätzliche Brisanz erhält die Partie durch die unverhohlene Genugtuung, die viele Fortunen im Mai öffentlich ausdrückten, weil FCN-Trainer Michael Köllner zuvor recht großspurig aufgetreten war – und Köllner ist immer noch im Amt.