Düsseldorf im Höhenrausch
Bars und Restaurants in luftiger Höhe sind ein großer Trend. Die Stadtplaner wollen noch mehr solcher Objekte.
Man ruft besser früh an, wenn man einen Tisch im Restaurant des 25hours-Hotels haben will. Sonst sind am Samstag nur noch „Slots“um 18 oder 21.30 Uhr frei. Der Turm am Kopf der Toulouser Allee ist zurzeit eine der beliebtesten Ausgeh-Adressen in der Landeshauptstadt, und wer zum Tagesausklang nur einen Drink nehmen möchte, geht halt in „The Paris Club“, die Bar on top. Die Stadt von oben zu genießen, das geht im Rheinturm schon lange und auch von den Bars im „me and all“-Hotel an der Immermannstraße oder vom „The View“im Medienhafen. Allein sollen sie nicht bleiben. „Wir haben noch Luft nach oben“, sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke.
In qualitätssichernden Planverfahren will Zuschke dafür sorgen, dass, wer beim Bau an Höhe gewinnt, der Öffentlichkeit auch etwas zurückgibt. Sie könne sich ein Hochhaus nicht mehr ohne Nutzung in der Top-Etage vorstellen. Die Zeiten, wo dort Klima-Technik untergebracht worden sei, seien endgültig vorbei. Die Nutzung könne privat, öffentlich oder halb-öffentlich sein. Mischformen gibt es schon heute, etwa bei der Dachter- rasse des Dreischeibenhauses, die vom Restaurant Phoenix mitbespielt wird. Uwe Schmitz von der Frankonia Eurobau errichtet im Hafen gerade die Wohntürme „WinWin“mit 400 Einheiten. Wer dort einmal einzieht, kann sich im Dachgarten entspannen und dort auch einen Drink ordern. „Wenn die Bewohner dort frühstücken wollen, kann das auch organisiert werden“, sagt Schmitz. Öffentlich wiederum soll die Skybar auf der 36. Etage des Upper Nord-Towers werden, der am Mörsenbroicher Ei geplant ist.
Für Zuschke ist zentral, dass der Mensch „von oben intuitiv viel versteht“. Wie Alkohol gehe ein solcher Blick gleich ins Blut, man sehe eine Stadt von oben, die man un- ten zu bewältigen habe, erobere sich diese Welt gleichsam und verstehe die „Landschaftlichkeit der Stadt“. Gefühl und Verstand kämen zusammen. Joachim Faust, Geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer Architekten von HPP, sieht es ähnlich. Sein Büro hat den Turm für das 25hours entworfen. „Die Menschen wollen immer oben drauf.“Früher sei es der Kirchturm gewesen, der den außergewöhnlichen Blick ermöglicht habe. „Nun ist es ein Ding unserer Zeit.“Es sei jedoch stets ein Glücksfall, wenn ein Investor die öffentliche Nutzung vorsehe. In Rheinnähe erst recht: „Man sieht die ganze Schönheit der Stadt, vielleicht verstärkt durch die Reflexion des Lichts auf dem Wasser.“
Die Betreiber der Hotels und Bars bestätigen die besondere Wirkung des Orts. Von Juni bis Ende August bot Phoenix-Chef Philipp Wolter erstmalig die Veranstaltungsreihe „Sundowner“oben auf der Dachterrasse an. „Dies wurde so gut angenommen, dass wir sie vom 19. November bis 22. Dezem- ber zum Glühwein trinken öffnen wollen.“Begeistert berichtet Markus Vergin, Direktor im Innside Hotel, von den unzähligen Events, die auf der 16. Etage stattfinden: Afterwork-Veranstaltungen jeweils mittwochs oder die Deep-House-DJ-Sessions jeden Freitag und Samstagabend.„An denWochenenden ist es zur ’rush hour’ zwischen 22 Uhr und Mitternacht immer rappelvoll.“Ursprünglich wollte das „me and all“-Hotel seine Lounge in der 11. Etage nicht exklusiv vermieten, „aber wir erhalten so viele Anfragen, dass wir dies nun nach Absprache gerne ermöglichen“, sagt Sprecherin Catherine Bouchon. Vom neuen Restaurant Qomo im Rheinturm heißt es: „Die Menschen begeistert es, mit einer solch spektakulären Aussicht zu speisen.“Eine Dachterrasse sei wie ein kostbares Juwel in einer urbanen Nachbarschaft, weiß Christina Korte, Geschäftsführerin der Event-Location Sturmfreie Bude in der 11. Etage in Golzheim. Es sei dieses Gefühl von absoluter Freiheit und Grenzenlosigkeit – wenn sich alles für einen kurzen Moment füge. Wegen der Anfragen soll auch „The Paris Club“in der 17. Etage 2019 für besondere Anlässe exklusiv vermietet werden. Marketing-Manager Jelena Meyer Vicente: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“