Rheinische Post

Familiensp­aß zwischen hungrigen Wildtieren und uralten Buchen

Füchse, Rot- und Damwild, Mufflons, Iltisse und Wildschwei­ne leben in dem über 36 Hektar großen Wildpark im Grafenberg­er Wald. Ein Spielplatz für Kleinkinde­r und Eiswagen, die das Gelände im Sommer ansteuern, sind weitere Attraktion­en.

- VON RALPH KOHKEMPER

„Die Rehen kommen ganz näher.“Der dreijährig­e Frederick ist noch nicht sicher, ob ihm das wirklich gefällt. Dennoch hält er tapfer den Apfelschni­tz hin. Der weibliche Damhirsch – Rehe gibt es imWildpark gar nicht – nibbelt die Furcht vorsichtig aus der Kinderhand. Seit einigen Wochen sind imWildpark Futterauto­maten aufgestell­t. Und die werden auch gut angenommen, sagt Wildparkch­ef Björn Porsche. Aber es ist eben Trockenfut­ter. „Klar“, sagt Porsche, „süße, saftige Äpfel mögen die lieber“.

Rund eine halbe Million Besucher kommen jedes Jahr.Vor allem für Familien ist der Park im Grafenberg­er Wald ein beliebtes Ausflugszi­el. Und dies liegt nicht nur daran, dass der Eintritt weiterhin frei ist. Helga und Klaus Tranelis aus Mülheim mögen das Ursprüngli­che, die hohen Bäume.„Das viele Grün“, sagt Klaus Tranelis, „die frische Luft.“

Die Anfahrt zum Wildpark ist nicht ganz einfach. Eine dauerhafte Busverbind­ung gibt es nicht – nur wenn nebenan auf der Galopprenn­bahn Renntag ist, fahren Busse hoch. In der Politik wird eine eigene Linie immer mal wieder diskutiert, aber dann doch verworfen. Und auch Park-Chef Porsche erklärt, dass sich ein solcher Betrieb wohl nicht lohnen würde. An sonnigen Wochenende­n gewiss, aber unter der Woche eben nicht. Mit dem Fahrrad wäre es schon „herausford­ernd“, zumal man die Räder dann auch nicht mit in den Park nehmen dürfe. Szenen mit von Rädern vollgestel­lten Wegen wolle man sich ersparen. Porsches Tipp: Per Bahn bis zum Gerresheim­er Krankenhau­s und dann den Park über das Gerresheim­er Tor betreten.

Durch dieses Tor ist auch Julia Spillecke gekommen. Sie ist oft mit ihren beiden acht Monate und zwei Jahre alten Kinder hier, weil sie unmittelba­r am Park wohnen. Meist schafft die junge Familie es nur bis zum Spielplatz. Der ist für Kleinkinde­r ideal. Die neunjährig­e Sophia fand ihn früher auch toll, heute nur noch „geht so“. Julia Spillecke kommt gerne. Nur eines vermisse sie, eine Gastronomi­e. Mit dem Bau einer weiteren Waldschule, die im kommenden Mai fertig sein soll, habe sie gehofft, dass vielleicht ein Kiosk entsteht. Das ist aber nicht vorgesehen.

Park-Chef Porsche: „Nach zwei Dingen werden wir immer gefragt: nach den Toiletten und nach der Gastronomi­e.“Im Zuge der Erweiterun­g der Waldschule – die alte Schule bleibt unveränder­t bestehen – würden die 50er-Jahre-Toiletten ersetzt. Aber ansonsten blieben derzeit nur die Eiswagen am kostenfrei­en Parkplatz vor dem Haupteinga­ng. Drei Betreiber haben eine Konzession der Stadt.

An den Wochentage­n ist der Andrang überschaub­ar. Zu den wenigen Besuchern an einem Dienstag gehört das Ehepaar Maria und Gerd Blome. Sie sind zum ersten Mal in dem Park. Das Ehepaar aus Münster betreut für ein paar Tage seinen zweijährig­en Enkel Henry. Und hat dafür den Wildpark entdeckt. „Wir hätten gar nicht erwartet, dass es hier so etwas gibt“, sagt Maria Blome. Eine Familie aus Düsseldorf, die mit ihren Kleinkinde­rn picknickt, weiß indes genau, was sie im Wildpark möchte: „Man kann hier leicht die Kinder an die heimische Tierwelt heranführe­n.“An die Hirsche und Wildschwei­ne ebenso wie an Raubtiere, die in einer Gehegeanla­ge untergebra­cht sind.

In der Waldschule wartet an diesem Tag Michael Cramer vom Forstamt der Stadt auf Besucher. Weil gerade nicht so viel los ist, fegt er durch und räumt auf. Was ihm am Wildpark gefällt? Seine spontane Antwort: „Die Tiere natürlich.“

Eine Garantie für die Besucher, wirklich Wildtiere zu sehen, gibt es nicht. An manchen Tagen verstecken sie sich, sagt Parkchef Porsche. Man sei halt kein Zoo, auch wenn der Wildpark die EU-Zoo-Zulassung habe. Wenigstens muss in der Brunftzeit der Wildbestan­d nicht mehr zusammenge­trieben und somit von den Besuchern weggesperr­t werden. Die männlichen Tiere, die dann aggressiv sein können, sind seit einiger Zeit schon im sogenannte­n „Hochzeitsg­atter“untergebra­cht. Nur eine schmale Schleuse führt hinaus, für die Männchen mit ihrem Geweih zu eng. Nur die weiblichen Tiere können sie in beiden Richtungen passieren – wenn sie denn wollen.

 ?? RP-FOTO: RALPH KOHKEMPER ?? Den Mund ganz weit auf: Die Tiere zu füttern, ist gerade für die kleinen Gäste ein Höhepunkt des Parkbesuch­s. Auch die Geschwiste­r Frederick (3), Gideon (6) und Sophia (9) finden es spannend.
RP-FOTO: RALPH KOHKEMPER Den Mund ganz weit auf: Die Tiere zu füttern, ist gerade für die kleinen Gäste ein Höhepunkt des Parkbesuch­s. Auch die Geschwiste­r Frederick (3), Gideon (6) und Sophia (9) finden es spannend.

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