Die Bilder wecken intensive Gefühle – Empathie, Respekt, Horror
Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto, 1943. Das Gesicht der Weltwirtschaftskrise: Erntehelferin Florence Owens Thompson (32) im März 1936 mit drei ihrer zehn Kinder in Kalifornien. flugs, noch die Perversion seines Traums vom Fliegen miterlebte – Luftangriffe, zuletzt mit Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.
Die Bilder wecken intensive Gefühle. Respekt für die Erbauer des Suezkanals, der Transsibirischen Eisenbahn, der Freiheitsstatue. Belustigung über die kuriosen Haltungen der 100-Meter-Sprinter bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896. Hypnotisierend ist die Aufnahme aus einer türkisen Eishöhle nahe des Südpols. Prächtig ein Schnappschuss von Leo Tolstoi mit seinen Enkeln. Tragikomisch ein Gruppenbild von neun europäischen Königen in ihren operettenhaften Kostümen von 1910 angesichts des Wissens um den folgenden Weltkrieg. Apropos: Immer wieder thematisieren Amaral und Jones die Geißel des Kriegs und seine Folgen für Soldaten wie Zivilisten, vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zur Landung in der Normandie. So viel Ehrlichkeit über die prägenden Kräfte dieser Zeit muss sein, nicht zuletzt als Mahnung.
Ein rundum gelungenes Werk, weil nicht nur die Einzelaufnahmen überzeugen, sondern auch ihre Auswahl und Anordnung. Das Porträt des„Roten Barons“Manfred von Richthofen etwa, aus dem spricht, dass das adelige Flieger-Ass nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinn über den höllischen Gemetzeln schwebte, ist eingerahmt von den Fotos einfacher Soldaten in den Schützengräben.
Tröstlich, dass das Buch nicht mit der Doppelseite des apokalyptischen Atomtests der US-Militärs vor dem Bikini-Atoll endet, sondern mit dem Porträt eines Kosmonauten.