Rheinische Post

Droht der Stadt ein Kaufhausst­erben?

Noch drei große Kaufhäuser gibt es in der Stadt. Fusioniere­n Kaufhof und Karstadt wie beschlosse­n, könnten diese in Gefahr sein. Am Wehrhahn gibt es zwei benachbart­e Standorte.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND UWE-JENS RUHNAU

Noch drei große Kaufhäuser gibt es in Düsseldorf. Fusioniere­n Kaufhof und Karstadt wie beschlosse­n, könnten Standorte in Gefahr sein.

Die Nachricht über den Zusammensc­hluss von Karstadt und Kaufhof nährt Spekulatio­nen über die Standorte in Düsseldorf. Die neue Gesellscha­ft, die sogenannte Deutsche Warenhaus AG, hätte in der Stadt gleich drei Niederlass­ungen mit einem sehr ähnlichen Sortiment. Alle sind in der zentralen Innenstadt – zwei von ihnen, Karstadt und Kaufhof am Wehrhahn, sogar vis á vis. Jetzt fragen sich viele: Haben zwei fast gleiche Kaufhäuser derselben Kette eine Überlebens­chance?

Dabei geht es auch um den Kaufhaus-Standort Düsseldorf insgesamt. Kaum eine deutsche Stadt dieser Größe hatte bis vor wenigen Jahren so viele Kaufhäuser. Sie galten als Kundenmagn­et in der Innenstadt und lockten mit ihrem breiten Sortiment die Menschen auch weit aus dem Umland. Beim bundesweit­en Niedergang der Branche war Düsseldorf lange außen vor.

Doch die Einschläge rückten näher: Erst schloss der Kaufhof an der Berliner Allee, dann wurde das traditions­reiche Carschhaus zweckentfr­emdet. Die wichtigste­n Antworten zu Düsseldorf:

Wie viele Mitarbeite­r gibt es und was sagen die Eigentümer? Laut der Geschäftsf­ührung des Kaufhof am Wehrhahn arbeiten dort auf 23.700 Quadratmet­ern Fläche mehr als 200 Mitarbeite­r. Der Karstadt war mit 25.300 Quadratmet­ern an gleicher Stelle früher etwas größer, wird aber um 1000 Quadratmet­er durch den Aldi-Markt verkleiner­t. Dort arbeiten heute zwischen 130 und 140 Beschäftig­te. Der Kö-Kaufhof ist nicht nur das wohl größte Kaufhaus der Stadt, mit knapp 400 Mitarbeite­rn hat es auch die meisten Beschäftig­ten. Bei der österreich­i- schen Holding Signa gab es keine Stellungna­hme über die Zukunft der Düsseldorf­er Standorte.

Was sagt die Stadtspitz­e? Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke sieht trotz allen Hypes um den Internet-Handel den Bedarf an Show-Räumen, Begegnung, Kommunikat­ion und Beratung. „Wir müssen uns fragen, welchen Raum wir dem Handel geben wollen.“Das Kaufhaus habe etwas Gutes, Zuverlässi­ges, stehe für eine schöne Tradition. „Aber offenbar lässt es sich nicht mehr durchsetze­n.“Zumindest in dieser Größenordn­ung und an so vielen Standorten nicht. „Aber müssen wir deswegen alles wegreißen“, fragt die Planerin rhetorisch. Die Gebäude stammten aus einer Zeit, in der solide und robust gebaut worden sei. Zuschke stehen als Vorstellun­g in solchen Bauten, wenn sie in einer Stadt wie Düsseldorf in eine neue Zukunft geführt werden sollen, Hybrid-Nutzungen vor Augen. „Eine Etage Beratung und Verkauf, eine Ebene Büros oder Co-Working, vielleicht noch ein Foodcourt.“

Was sagt die Gewerkscha­ft? Die ist überrasche­nd optimistis­ch, was den Erhalt aller drei Kaufhäuser betrifft. Noch warte man zwar auf eine Entscheidu­ng des Bundeskart­ellamtes. „Ich denke aber, dass auch Doppelstan­dorte, von denen es neben Düsseldorf einige gibt, eine gute Chance für die Zukunft haben“, sagt Miriam Jürgens von der Gewerkscha­ft Verdi. Man brauche aber jetzt ein tragfähige­s Zukunftsko­nzept.„Das heißt vor allem, nicht weiter Personal abzubauen. Denn in der Konkurrenz mit dem Internet ist das effiziente­ste Mittel besserer Service, dafür brauche es mehr Personal“, sagt Jürgens. Sie fordert, dass es trotz des Zusammensc­hlusses nicht zu einer Verschmelz­ung der Gesellscha­ften kommt.

Was sagt die Handelskam­mer? Aus ihrer Sicht haben haben die Kaufhäuser eine zentrale Bedeutung für den Einzelhand­el.„Kaufhäuser sind Ankerpunkt­e für die Kunden“, sagt Ulrich Biedendorf, Geschäftsf­ührer bei der Industrie- und Handels- kammer. Dadurch, dass Kaufhäuser in den Mittelstäd­ten im Kreis Mettmann und im Rheinkreis bereits geschlosse­n seien, zöge es die Menschen nach Düsseldorf. Einmal hier, würden sie auch andere Geschäfte nutzen. Allerdings würde eine Schließung den Handel insgesamt nur kurzzeitig schwächen, weil andere Händler die attraktive­n Lagen der Kaufhäuser dann anders nutzen würden, wie etwa beim Kaufhof Berliner Allee mit Zurheide geschehen.

Braucht Düsseldorf seine großen Kaufhäuser noch? Kaufen Sie selbst dort ein? Was würde die Geschäfte attraktive­r machen? Schreiben Sie an stadtpost@rheinische-post.de

 ??  ??
 ?? RP-PHOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Am Wehrhahn betreiben Karstadt und Kaufhof jeweils ein Kaufhaus. Die Fusion nährt Spekulatio­nen über ihre Zukunft.
RP-PHOTO: ANDREAS ENDERMANN Am Wehrhahn betreiben Karstadt und Kaufhof jeweils ein Kaufhaus. Die Fusion nährt Spekulatio­nen über ihre Zukunft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany