Fortunas Totalschaden
Die Düsseldorfer zeigen bei Mitaufsteiger Nürnberg ihre schwächste Saisonleistung und unterliegen 0:3.
NÜRNBERG Irgendwie erinnerte Fortuna an einen unglücklichen Fahranfänger. Da hatte er sich nun unter Mühen, aber mit berechtigtem Stolz den Führerschein gesichert, anschließend mit ein bisschen Glück und viel Geschick die ersten brenzligen Situationen im Straßenverkehr gut überstanden – um dann, als niemand damit rechnete, einen krachenden Totalschaden zu fabrizieren.
Und ein Totalschaden war es tatsächlich, der den Düsseldorfern da im Nürnberger Max-Morlock-Stadion passierte. Nichts klappte, nichts lief zusammen, und am Ende einer in dieser Saison beispiellosen Fehlerkette stand eine bittere 0:3-Niederlage. Das Ärgerlichste daran: Gastgeber 1. FCN spielte keineswegs gut, im Gegenteil. Der Mitaufsteiger gewann lediglich das Duell zweier Mannschaften, die es in dieser Form beide sehr schwer haben werden, ein zweites Bundesligajahr in Folge zu erleben.
Zum Glück aus Düsseldorfer Sicht war es seit dem Erstliga-Comeback das erste wirklich schwache Spiel, und nach nur einem Ausrutscher wäre es fahrlässig, den Stab über Fortuna zu brechen. Wichtig ist jedoch, das abenteuerliche Geschehen schonungslos aufzuarbeiten. Friedhelm Funkel fing noch im Stadion damit an. „Es war nicht unser Tag“, sagte der Trainer. „Wir haben zu wenig gemacht, zu wenig Initiative gezeigt. Auch unser Einsatz war nicht so nimmermüde, wie wir es gewohnt sind. Wenn man mehr investiert, gehen die Bälle auch rein.“
Das war das Positive an diesem tristen Nachmittag an der Noris: Niemand im Düsseldorfer Lager nahm ein Blatt vor den Mund, Selbstkritik war das Gebot der Stunde. Wie bei Stürmer Marvin Ducksch: „Ich habe eine ganz schlechte erste Halbzeit gepielt, und auch danach ist mir nicht viel gelungen. Beim Elfmeter zum 1:0 haben wir wieder mal gepennt und hinterher noch zwei dumme Tore kassiert. Das darf uns in der Bundesliga nicht passieren.“Sein Kollege Niko Gießelmann er- gänzte: „Das war insgesamt zu wenig heute. Wir müssen es schaffen, unsere individuellen Fehler abzustellen, sonst werden wir weiter so knallhart bestraft wie heute.“
Bestraft von einer Mannschaft wohlgemerkt, der die Verunsicherung über ihre vorangegangene 0:7-Pleite bei Borussia Dortmund deutlich anzumerken war. Doch „Club“-Trainer Michael Köllner fand das probate Mittel gegen Fortuna: Er formierte seine Mannschaft tief in der eigenen Hälfte und ließ die Düsseldorfer kommen. „Der erste Nürnberger erwartete uns ja erst zehn Meter hinter der Mittellinie“, erklärte Funkel – eine Igeltaktik, mit der Fortuna nicht gerechnet hatte. „Da wusste ich, dass es ein ganz ekliges Spiel für uns wird.“
Das bewahrheitete sich vor allem deshalb, weil die Gäste genau die Fehler machten, auf die der angeschlagene FCN gehofft hatte. Ein stümperhaftes Foul von Dodi Lukebakio an Tim Leibold, ein Kopfball Adam Bodzeks in den Lauf von Mikael Ishak und ein Ballverlust Davor Lovrens in der Vorwärtsbewegung. „Wir verteilen drei Monate vorWeihnachten schon Geschenke“, sagte Sportvorstand Erich Rutemöller kopfschüttelnd. Geschenke, die Nürnberg mit der gnadenlosen Effektivität von drei Treffern aus fünf Angriffen bestrafte. Ob diesmal der letzte Einsatz, der letzte Wille gefehlt habe, wurde Torhüter Michael Rensing gefragt. Die ehrliche Antwort: „Es fühlte sich so an, ja.“Rutemöller ergänzte:„Wenn man dieses Spiel sieht, liegt es nahe zu glauben, wir hätten den Gegner nicht richtig ernst genommen. Aber das ist nicht der Charakter dieser Mannschaft.“
Alle Partien vor dem Totalschaden von Nürnberg geben dem Sportvorstand Recht. „Wir werden keinen Knick zulassen“, versicherte Rensing. Und vielleicht hat Fahranfänger Fortuna ja am Samstag im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 schon ein neues Auto.