Der Sonntag der besonderen Wettbewerbe
In der Innenstadt erkundeten Läufer die Sehenswürdigkeiten – am Unterbacher See galt: „Swim and Run“.
Ein paar letzte Kraulzüge, dann finden die Füße wieder Halt. Klitschnass kämpfen sich die Männer aus dem Wasser und laufen durch den Sand – bis sie endlich das Ziel erreichen. Die Läufer der „Swimand-Run-Challenge“haben bis zu 14,7 Kilometer rund um und durch den Unterbacher See hinter sich gebracht, davon zwei Kilometer schwimmend und den Rest zu Fuß.
Zum zweiten Mal wurde derWettbewerb am Sonntag ausgerichtet – und erforderte allen Einsatz. Läufer, die es gemächlicher angehen lassen wollten, sind derweil in der Innenstadt zu einem anderen besonderen Wettbewerb willkommen: dem ersten Urban Trail.
Am See ist Vielseitigkeit gefragt. Zwischen den Disziplinen ziehen sich die Läufer nicht um, sondern laufen und schwimmen in Neopren-Anzügen und Laufschuhen. Acht Mal müssen sie vom Land ins Wasser und zurück wechseln. Manche, die im Doppel antreten, haben Schleppseile dabei, um den Partner ziehen zu können. Bernd Fischer kommt nach gut 59 Minuten als erster Sprinter ins Ziel. Er hat erst vor wenigen Wochen bei der Europameisterschaft Gold über 3000 Meter Schwimmen in der Altersklasse 60 gewonnen. Für ihn war es eine abwechslungsreiche, aber auch anspruchsvolle Strecke: „Ein Stück ging es über einen Reitweg. Das geht schon ordentlich in die Beine.“Fischer ist einer von 180 Läufern. „Dabei sind Hobby-Läufer aus der Umgebung, aber auch Sportverrückte aus Großbritannien und Litauen mit dabei“, erzählt Organisator Florian Skiba. Rund 100 Zuschauer feuern die Teilnehmer vom Ufer aus an.
In der Innenstadt darf Sonja Oberem derweil langsamer als ge- wohnt machen. Nicht, dass sie nicht schneller könnte: Sie nahm als Marathonläuferin an zwei Olympischen Spielen teil. Jetzt aber bestreitet sie den ersten Urban Trail, einen entspannten Lauf durch die Stadt ohne Zeitmessung. „Es war schon ungewöhnlich, einen flotten Sonntagsspaziergang in Sportklamotten zu machen“, sagt die 45-Jährige, die Renndirektorin des Rheinmarathons ist und örtliche Organisatorin der neuen Veranstaltung. „Da fragt man sich, warum man nicht schon vorher drauf gekommen ist.“
Oberem kann beim Blick in die Gesichter der mehr als 1400 Urban Trailer zufrieden sein: Die Stimmung ist gut. Einige der Sightseeing-Läufer sind das erste Mal in der Tonhalle, wo sie mit Xylophon-Klängen begrüßt wurden, und auch in der Oper. Dort wird gerade das Bühnenbild für die Aufführung von „Rigoletto“aufgebaut.
Alles läuft problemlos ab. „Läufer sind offensichtlich ordentliche Leute. Wir haben keinen Müll gefunden“, resümiert Opern-Sprecherin Monika Doll. „Es waren nur entspannte Leute hier, die die Fotomöglichkeiten beispielsweise auf der breiten Treppe gerne genutzt haben.“Als Aktive mit dabei sind ech- te Wettkampftypen wie Lena Weller und der Hannoveraner Stefan Becker, die tags zuvor den „Ultra Viking“, ein 60-Kilometer-Hindernisrennen in Wiehl, absolvierten, und auch schlechter trainierte, die neben den zwölf eingeplanten Pausen der Gebäude einige Streckenkilometer gehend hinter sich bringen.
Die Zentrale liegt in der Jugendherberge in Oberkassel, die auch durchlaufen werden muss.„Wir hatten vier Zimmer geöffnet. Ich musste aber niemanden wecken, der vor Erschöpfung ins Bett gefallen ist“, scherzte hinterher Jugendherbergsleiterin Andrea Kumpfe.