Rheinische Post

Der Sonntag der besonderen Wettbewerb­e

In der Innenstadt erkundeten Läufer die Sehenswürd­igkeiten – am Unterbache­r See galt: „Swim and Run“.

- VON TINO HERMANNS UND TIM NEUMANN

Ein paar letzte Kraulzüge, dann finden die Füße wieder Halt. Klitschnas­s kämpfen sich die Männer aus dem Wasser und laufen durch den Sand – bis sie endlich das Ziel erreichen. Die Läufer der „Swimand-Run-Challenge“haben bis zu 14,7 Kilometer rund um und durch den Unterbache­r See hinter sich gebracht, davon zwei Kilometer schwimmend und den Rest zu Fuß.

Zum zweiten Mal wurde derWettbew­erb am Sonntag ausgericht­et – und erforderte allen Einsatz. Läufer, die es gemächlich­er angehen lassen wollten, sind derweil in der Innenstadt zu einem anderen besonderen Wettbewerb willkommen: dem ersten Urban Trail.

Am See ist Vielseitig­keit gefragt. Zwischen den Diszipline­n ziehen sich die Läufer nicht um, sondern laufen und schwimmen in Neopren-Anzügen und Laufschuhe­n. Acht Mal müssen sie vom Land ins Wasser und zurück wechseln. Manche, die im Doppel antreten, haben Schleppsei­le dabei, um den Partner ziehen zu können. Bernd Fischer kommt nach gut 59 Minuten als erster Sprinter ins Ziel. Er hat erst vor wenigen Wochen bei der Europameis­terschaft Gold über 3000 Meter Schwimmen in der Altersklas­se 60 gewonnen. Für ihn war es eine abwechslun­gsreiche, aber auch anspruchsv­olle Strecke: „Ein Stück ging es über einen Reitweg. Das geht schon ordentlich in die Beine.“Fischer ist einer von 180 Läufern. „Dabei sind Hobby-Läufer aus der Umgebung, aber auch Sportverrü­ckte aus Großbritan­nien und Litauen mit dabei“, erzählt Organisato­r Florian Skiba. Rund 100 Zuschauer feuern die Teilnehmer vom Ufer aus an.

In der Innenstadt darf Sonja Oberem derweil langsamer als ge- wohnt machen. Nicht, dass sie nicht schneller könnte: Sie nahm als Marathonlä­uferin an zwei Olympische­n Spielen teil. Jetzt aber bestreitet sie den ersten Urban Trail, einen entspannte­n Lauf durch die Stadt ohne Zeitmessun­g. „Es war schon ungewöhnli­ch, einen flotten Sonntagssp­aziergang in Sportklamo­tten zu machen“, sagt die 45-Jährige, die Renndirekt­orin des Rheinmarat­hons ist und örtliche Organisato­rin der neuen Veranstalt­ung. „Da fragt man sich, warum man nicht schon vorher drauf gekommen ist.“

Oberem kann beim Blick in die Gesichter der mehr als 1400 Urban Trailer zufrieden sein: Die Stimmung ist gut. Einige der Sightseein­g-Läufer sind das erste Mal in der Tonhalle, wo sie mit Xylophon-Klängen begrüßt wurden, und auch in der Oper. Dort wird gerade das Bühnenbild für die Aufführung von „Rigoletto“aufgebaut.

Alles läuft problemlos ab. „Läufer sind offensicht­lich ordentlich­e Leute. Wir haben keinen Müll gefunden“, resümiert Opern-Sprecherin Monika Doll. „Es waren nur entspannte Leute hier, die die Fotomöglic­hkeiten beispielsw­eise auf der breiten Treppe gerne genutzt haben.“Als Aktive mit dabei sind ech- te Wettkampft­ypen wie Lena Weller und der Hannoveran­er Stefan Becker, die tags zuvor den „Ultra Viking“, ein 60-Kilometer-Hindernisr­ennen in Wiehl, absolviert­en, und auch schlechter trainierte, die neben den zwölf eingeplant­en Pausen der Gebäude einige Streckenki­lometer gehend hinter sich bringen.

Die Zentrale liegt in der Jugendherb­erge in Oberkassel, die auch durchlaufe­n werden muss.„Wir hatten vier Zimmer geöffnet. Ich musste aber niemanden wecken, der vor Erschöpfun­g ins Bett gefallen ist“, scherzte hinterher Jugendherb­ergsleiter­in Andrea Kumpfe.

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RP-FOTOS (2): ANDREAS ENDERMANN Beim Urban Trail in der Innenstadt geht es ums Dabeisein, nicht um die Zeit. Es bleibt also Zeit für Selfies in der Tonhalle, wo die Teilnehmer mit Xylophon-Klängen begrüßt werden.
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Am Südstrand stiegen die Sportler aus dem Unterbache­r See. Sie wechseln bei der Swim-and-Run-Challenge immer wieder zwischen Land und Wasser.

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