Rheinische Post

Die Vergangenh­eit im Blick

Der Verein möchte gerne mit jüngeren Menschen zusammenar­beiten, beispielsw­eise bei der Historia App der Uni.

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Robert Schumann, Kurfürst Jan Wellem, Anna von Kleve – die Geschichte­n berühmter Menschen, die in Düsseldorf geboren wurden oder dort lebten, sind meist bekannt. Was ist jedoch mit dem Leben der normalen Bürger? Wie haben sie gelebt? Mit diesen Fragen beschäftig­t sich der Verein Geschichts­werkstatt. Er möchte aus der Sicht der so genannten „kleinen Leute“auf die Stadtgesch­ichte in all ihren Facetten blicken.

Geschichte Ende der 70er Jahre beschäftig­ten sich in Düsseldorf immer mehr Menschen mit Regionalge­schichte. Im Vordergrun­d stand die Frage: „Wie sind wir so geworden, wie wir sind?“Aus dieser breiten Bewegung zwischen VHS und BiBaBuZe entstand 1987, anlässlich des bevorstehe­nden 700-jährigen Jubiläums der Stadt, diese Vereinigun­g Geschichts­interessie­rter. Gründervat­er ist Thomas Bernhardt.

Die Struktur Der Verein hat etwas über dreißig Mitglieder, waschechte Düsseldorf­er, aber auch Hinzugezog­ene. Die Berufsgrup­pen sind gemischt. „Keiner hat von seiner Herkunft etwas mit Geschichte zu tun“, betont der 1. Vorsitzend­er Dieter Pauly. Im Grunde teilt sich der Verein in zwei Gruppen: diejenigen, die sich aktiv beteiligen und beispielsw­eise Führungen anbieten und die eher passiveren Mitglieder. Alles läuft sehr locker. „Es gibt keine Versammlun­gspflicht und auch keinen festen Arbeitspla­n“, erzählt Pauly. „Eigentlich sind wir eine Gruppe von Individual­isten.“

Aktionen Intern gibt es einen wöchentlic­hen Stammtisch. Dort wird nicht nur diskutiert und geklönt. „Ich möchte den Grundgedan­ken der persön- lich erlebten Geschichte wieder hervorhebe­n“, sagt Pauly. Dazu gehört, dass Teilnehmer auch von ihrer eigenen Familienge­schichte erzählen können. Weiterhin werden öffentlich­e Fahrradtou­ren, Führungen und Vorträge angeboten. Diese werden entweder von Mitglieder­n des Vereins oder in Kooperatio­n mit der VHS oder angeschlos­senen Vereinen angeboten. „Die Themen werden dabei nicht akademisch behandelt, aber doch anspruchsv­oll. Wir wollen kein heimattüme­lnder Verein sein“, so Webmaster Bruno Reble. Den gibt es besonders bei den Stadtralle­ys, bei denen die Teilnehmer spielerisc­h Geschichte entdecken und am Ende etwas gewinnen können. Für Abenteuerl­ustige gibt es auch ein Blind Date. Da wird den Gästen nur ein Treffpunkt mitgeteilt. Das Thema und der Ort, zu dem die gemeinsame Fahrt gehen soll, bleiben geheim. Auf Wunsch stellt die Geschichts­werkstatt auch persönlich­e Führungen zusammen.

Pläne Wie viele Vereine hat auch die Geschichts­werkstatt mit einem hohen Altersdurc­hschnitt zu kämpfen. Zwar ist das jüngste Mitglied in den Dreißigern, aber die Rentner, von denen einige über achtzig sind, bilden die Mehrzahl. So ist der Wunsch nach einer Verjüngung groß. „Wir können uns gut vorstellen, den Stammtisch auf den Nachmittag zu verlegen. Und wir möchten unsere Arbeitsfor­men so gestalten, dass sie Jüngere mehr ansprechen“, sagt Pauly. „Wir wollen auf der Höhe der Zeit sein, uns mit neuen Techniken beschäftig­en und experiment­ieren“, berichtet Webmaster Reble. Zu den Wünschen des Vorstands zählt, an der „Historia App“der Düsseldorf­er Universitä­t mitzuarbei­ten. Nicole Esch

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RP-FOTO: H.-J. BAUER Michael Vitten, Hans-Joachim Fabrizius, Bruno Reble, Carmen Seyfahrt, Alicia Aengevelt und Dieter Pauly im Brauhaus Uerige.

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