Der Abstieg eines Aufschneiders
Der Tesla-Chef ist nicht länger Alleinherrscher. Die Börsenaufsicht zwingt ihn, den Kontrolleurs-Posten abzugeben, weil er die Aktionäre narrte.
Elon Musk war viele Jahre einer der beeindruckendsten und auch arrogantesten Gründer der USA, jetzt entmachtet ihn die US-Börsenaufsicht (SEC): Obwohl der 47-jährige den Elektrowagenbauer Tesla seit 2004 im Alleingang vorantrieb, muss er den wichtigen Verwaltungsratsvorsitz für drei Jahre abgeben. Dies sagte Musk zu. Als Gegenleistung darf er Vorstandschef bleiben, nachdem die SEC ihm noch am Freitag den kompletten Rauswurf angedroht hatte. Außerdem muss Musk hinnehmen, dass zwei unabhängige Aufsichtsräte ernannt werden und dass eine Arbeitsgruppe seine Kommunikation nach außen kon- trolliert.
Damit erhält er die Quittung dafür, dass er im August per Twitter eine angeblich bevorstehende Firmenübernahme durch einen privaten Investor meldete, so den Kurs um zehn Prozent auf 379 Dollar hochtrieb, doch weil es in Wahrheit gar keinen Käufer gab, stürzte die Aktie seitdem auf 274 Dollar ab. Als Schadenersatz für die Aktionäre müssen Musk und Tesla jeweils 20 Millionen Dollar an Schadenersatz zahlen.
Die große Frage ist, ob Musk sich dauerhaft als Vorstandschef hält. „Der Verwaltungsratschef wird ihn an die ganz kurze Leine nehmen“, sagt Branchenexper- te Ferdinand Dudenhöffer. Denn Musk ist zwar ein inspirierender Innovator mit der Entwicklung des Tesla oder der Weltraumrakete SpaceX, doch als Manager eine Katastrophe: Die Produktionsprobleme des „Model 3“halten an, die Verluste bleiben hoch, immer wieder kündigen wichtige Mitarbeiter – und die Konkurrenz greift ab 2019 mit dem Audi e-tron, dem Porsche Taycan und dem EQC von Daimler an. „Die Einschläge kommen näher für Tesla und Musk“, prognostiziert Dudenhöffer. „Irgendwann könnte es Tesla ohne Musk geben.“