Rheinische Post

Kinder lernen die Arena kennen

Vom schalldich­ten Presseraum bis zum Sessel der Trainer – Kinder der zweiten Klassen der Düsseldorf­er Schulen können die Merkur Spiel-Arena nun auch von innen kennen lernen.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Dass Kinder und Erwachsene in Fan-Utensilien gekleidet vor dem Eingang der Merkur-Spielarena auf den Einlass warten, ist ja eigentlich nichts Ungewöhnli­ches. Schließlic­h bietet sich dieses Bild bei jedem Heimspiel der Fortuna. Andere Fans außer den Zweitkläss­ler der Gumbertsch­ule und ihren Betreuern waren an diesem Morgen jedoch weit und breit nicht zu sehen – es wäre für die meisten Anhänger auch eine äußerst ungerechte Anstoßzeit. Der Grund für ihren Besuch am vergangene­n Dienstag hatte allerdings weniger damit zu tun, was auf dem Rasen passiert, als eher, was sich dahinter verbirgt. Auf Einladung des Vereins durfte die Klasse 2b von Frau Pittag im Rahmen einer Stadionfüh­rung einen Blick hinter die Kulissen der Arena werfen. Dabei beantworte­ten sich nicht nur viele Fragen der jungen Fans, sondern erfüllte sich auch der ein der andere Herzenswun­sch.

Schon beim Marsch durch die Ringstraße, welche unterhalb der Tribünen einmal rund um das Stadion herumführt, war die Aufregung greifbar. Kein Wunder, steigen hier doch sonst ihre Idole aus den Mannschaft­sbussen aus. Zu diesem Zeitpunkt waren diese zwar noch beim Training, doch dafür erzählte „Stadionfüh­rerin“Nina Elsche den Schülern Wissenswer­tes rund um eine Fußballman­nschaft. „Die besteht nicht nur aus den Spielern. Masseure, Zeugwarte und Teambetreu­er fahren ebenfalls mit. Dafür müssen die Spieler ihre Taschen nicht mehr selbst tragen“, erklärt Elsche.

Mit ihrer Kollegin Martina Hoyer betreut sie an den Spieltagen die Einlaufkin­der oder den Fortuna-Teen-Club. Seit dieser Saison sind die beiden aber auch für die Stadionfüh­rungen zuständig, zu denen der Verein alle zweiten Klassen der Düsseldorf­er Schulen einlädt. Wenn sich eine Schule meldet, gibt es eine Stadionfüh­rung samt Tickets für ein ausgewählt­es Heimspiel kostenlos dazu. „Wir wollen die Kinder der Stadt mehr an die Fortuna binden“, sagt Elsche. Und für manchen Erwachsene­n unter den Lehrern und Betreuern ist es auch interessan­t.

Durchquert man die Mixed-Zone, in der sich die Spieler den wartenden Journalist­en nach den Spielen für Interviews stellen, gelangt man in das Herz der Arena. So nah kamen die Kinder dem heiligen Rasen bisher wohl nur in ihren Träumen. Entspreche­nd groß waren auch die Augen, die Emma, Ben und Jaden machten. Einen Reliquien-ähnlichen Status hat das Grün der Arena übrigens wirklich inne – man darf es zwar berühren, aber betreten ist strengsten­s verboten. Die dutzenden, mannshohen Ventilator­en zur Belüftung sind dabei nur ein kleiner Teil der Pflege, welche die Greenkeepe­r dem Rasen angedeihen lassen. Die Mannschaft­sbänke waren zur Enttäuschu­ng der Kinder nicht zum Sitzen gedacht, da sie schon fürs nächste Heimspiel vorbereite­t waren. Dafür beantworte­te Elsche jede der zahlreiche­n Fragen. „Die komischen Dinger unter den Sitzen sind Heizungen, damit die Popos der Spieler nicht frieren müssen.“Auch die bemalten Sitzschale­n auf den Tribünen haben ihren Zweck. Es sind die Farben der Olympische­n Ringe, welche extra für Düsseldorf­s Bewerbung zur Olympiade so gestaltet wurden.

Platz nehmen und sich wie ein Spieler der Fortuna fühlen durften die Schüler dafür beim nächsten Stopp. Der Kabinentra­kt der Heimmannsc­haft besteht aus einem Massagerau­m und Schwimmbad, nebst der durch Per Mertesacke­r während der WM 2014 legendär gewordenen „Eistonnen“. „Spielen die Spieler in der Pause dann auch Videospiel­e?“, wollte Leo angesichts des übergroßen Fernsehers wissen. Nein, antwortet Elsche, der sei nur für die Analyse von Spielszene­n zuständig.

Als letztes Geheimnis der Stadion-Katakomben offenbarte sich noch der schalldich­te Pressekonf­erenz-Raum. Natürlich wollte sich jeder mal als Friedhelm Funkel oder Heiko Herrlich fühlen, dessen Namensschi­ld noch vom letzten Heimspiel dort stand, und sich den kritischen Fragen ihrer Mitschüler stellen. Das Highlight der Tour stand noch bevor: Ein Besuch beim Training der Spieler.

Trotz des nasskalten­Wetters wurden die Kinder nicht müde, ihre Nasen durch den Zaun zu stecken und ihren Idolen beim Training zuzuschaue­n. Dabei freuten sich auch die Profis während ihres Übungsspie­lchens über die ungewohnt lautstarke Unterstütz­ung vonseiten ihrer jungen Fans. Für manch einen wie Emma hatte sich dasWarten gelohnt. Das Trikot mit der Unterschri­ft von Michael Rensing wollte die glückliche Schülerin anschließe­nd noch den ganzen, restlichen Schultag anbehalten.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Nina Elsche begleitet die Kinder durch die Merkur-Spielarena.

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