In München droht der Herbststurm
Als der FC Bayern München zum vorläufig letzten Mal im Herbst ein Fußballspiel mit 0:3 verlor, riss der folgende Sturm im Klub den Trainer davon. Carlo Ancelotti musste nach der Niederlage bei Paris St. Germain, die vor allem die Münchner Klubführung als Demütigung empfand, seinen Stuhl räumen. Vor einem Jahr war das. Wie in solchen Situationen üblich, versprachen die Klubchefs, „alles auf den Prüfstand zu stellen“. Das wichtigste Problem lösten sie, indem sie Jupp Heynckes vom Schwalmtaler Alterssitz lockten. Der Triple-Trainer des Jahres 2013 sorgte für eine Blitzheilung. Am Ende der Saison fuhr der Abo-Meister erneut den Titel ein – wieder mit einem spektakulären Vorsprung.
Ein Jahr darauf gab es wieder mal ein 0:3 - diesmal allerdings nicht in der Champions League gegen eine kleine Weltauswahl, sondern zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach. Die großen Bayern ließen sich taktisch vorführen, sie boten eine bedenklich schwache mannschaftliche Leistung. Insofern sind Vergleiche zur Vorstellung vom Herbst 2017 zulässig. An einen Trainerwechsel denken die Münchner diesmal zwar (noch) nicht, aber die Vertrauensbeweise für Coach Niko Kovac klingen auch nicht zu laut. Kovac muss den Generationswechsel in einer in die Jahre gekommenen Mannschaft moderieren. Das ist eine undankbare Aufgabe, weil die angejahrten Stars im Umgang nicht einfach sind, und weil Kovac wenige Alternativen im Aufgebot hat, mit denen er Druck auf die Etablierten ausüben kann. Die Bundesliga-Konkurrenz freut sich darüber, dass der Branchenführer trudelt. Das gibt Hoffnung auf eine einigermaßen spannende Saison an der Spitze. Aber die gab es im Herbst 2017 auch.