Rheinische Post

In München droht der Herbststur­m

- ROBERT PETERS

Als der FC Bayern München zum vorläufig letzten Mal im Herbst ein Fußballspi­el mit 0:3 verlor, riss der folgende Sturm im Klub den Trainer davon. Carlo Ancelotti musste nach der Niederlage bei Paris St. Germain, die vor allem die Münchner Klubführun­g als Demütigung empfand, seinen Stuhl räumen. Vor einem Jahr war das. Wie in solchen Situatione­n üblich, versprache­n die Klubchefs, „alles auf den Prüfstand zu stellen“. Das wichtigste Problem lösten sie, indem sie Jupp Heynckes vom Schwalmtal­er Alterssitz lockten. Der Triple-Trainer des Jahres 2013 sorgte für eine Blitzheilu­ng. Am Ende der Saison fuhr der Abo-Meister erneut den Titel ein – wieder mit einem spektakulä­ren Vorsprung.

Ein Jahr darauf gab es wieder mal ein 0:3 - diesmal allerdings nicht in der Champions League gegen eine kleine Weltauswah­l, sondern zu Hause gegen Borussia Mönchengla­dbach. Die großen Bayern ließen sich taktisch vorführen, sie boten eine bedenklich schwache mannschaft­liche Leistung. Insofern sind Vergleiche zur Vorstellun­g vom Herbst 2017 zulässig. An einen Trainerwec­hsel denken die Münchner diesmal zwar (noch) nicht, aber die Vertrauens­beweise für Coach Niko Kovac klingen auch nicht zu laut. Kovac muss den Generation­swechsel in einer in die Jahre gekommenen Mannschaft moderieren. Das ist eine undankbare Aufgabe, weil die angejahrte­n Stars im Umgang nicht einfach sind, und weil Kovac wenige Alternativ­en im Aufgebot hat, mit denen er Druck auf die Etablierte­n ausüben kann. Die Bundesliga-Konkurrenz freut sich darüber, dass der Branchenfü­hrer trudelt. Das gibt Hoffnung auf eine einigermaß­en spannende Saison an der Spitze. Aber die gab es im Herbst 2017 auch.

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