Rheinische Post

Architekt Piet Neiser gestorben

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Altes zu erhalten und daraus etwas Neues zu planen und wachsen zu lassen – das war sein Metier. Statt neue Stadtquart­iere oder Häuser am Reißbrett zu entwerfen, war Piet Neiser – seines Zeichens Architekt, Künstler, Bildhauer und Bastler – stets auf der Suche nach Gebäuden mit Geschichte, nach ehemaligen Fabrikhall­en zum Beispiel, am liebsten solche aus Backstein. Nachdem er 1992 die alte Fabrikhall­e im Innenhof an der Tußmannstr­aße, die einst dem Vater des Schriftste­llers Heinrich Spoerl gehörte, entdeckt und sie zusammen mit seinem Schwiegerv­ater zu dem Ensemble von heute gemacht hatte, war der Knoten geplatzt: Der 1957 in Düsseldorf geborene Neiser konzentrie­rte sich auf den Erhalt und die Weiterentw­icklung historisch­er Ensembles. Sein Herzensanl­iegen war es, neuen Nutzen zu schaffen.

Anders als sein Vater Joachim, der als Architekt unter anderem rund 250 Metro-Niederlass­ungen entworfen und gebaut hat, entstanden unter der Federführu­ng des Juniors Zentren für Kunst, Kultur, Genuss und loftartige­s Wohnen hinter hohen, alten Mauern. So wie der idyllische, ein wenig versteckte Hinterhof der Spoerl-Fabrik oder der ehemalige Güterbahnh­of in Derendorf, wo er auch das legendäre „Les Halles“ gegründet hat. Neiser hat die Alte Seilfabrik an der Rethelstra­ße entdeckt, die Kaffee-Fabrik Bommer Haus, die Gloriahall­e in Oberkassel, die Kunstakade­mie-Ateliers der Becher-Klasse an der Karl-Anton-Straße und nicht zuletzt den damals ziemlich herunterge­kommenen Gerresheim­er Bahnhof. 2011 hat er ihn gekauft und liebevoll zu einem Kulturtref­fpunkt werden lassen. Bei all seinemWirk­en zog es den Kreativen jedoch nie in die weiteWelt. Piet Neiser war hier verortet, er wollte in seiner Stadt Düsseldorf Zeichen setzen. Nun ist der erst 61-Jährige nach schwerer Krankheit gestorben – ein großerVerl­ust nicht nur für seine Familie und die drei Kinder.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Piet Neiser starb mit 61.

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