Charlie spendet Blut
Der ruhige Jagdhund ist der ideale Spender für kranke Artgenossen. Katzen benötigen seltener Blutspenden als Hunde.
Der vierjährige Gordon Setter Charlie vom Helenstein ist nicht nur ein ausgebildeter Jagdhund, sondern seit kurzem in der Tierklinik Dr. Krauß auch als Blutspender registriert.
Auch Hunde und Katzen sind, genau wie Menschen, in bestimmten Situationen auf Blutspenden angewiesen. Das können beispielsweise starker Blutverlust nach einem Unfall oder einer Operation sein oder eine Blutgerinnungsstörung, etwa bei einer Vergiftung durch Rattengift. „Mögliche Gründe für eine Bluttransfusion sind zudem starker Eiweißverlust, zum Beispiel bei Nieren- oder Darmerkrankungen oder Blutarmut“, erklärt Anna Pauline Matthias. Die 28-jährige Internistin arbeitet als Oberärztin in der Tierklinik Dr. Krauß und ist dort für die Blutspenden zuständig. Tendenziell, so Matthias, seien Hunde häufiger auf eine Transfusion angewiesen als Katzen, da sie weniger wählerisch seien und deshalb eher mal Rattengift fressen würden.
Um für solche Notfallsituationen gut gerüstet zu sein, betreibt die Düsseldorfer Tierklinik eine Blutbank für Hunde und Katzen. „Dafür sind wir natürlich auf Blutspenden angewiesen und suchen Tiere, die uns dabei unterstützen“, sagt Klinikleiter Maximiljan Krauß.
Zu diesen Unterstützern gehört seit kurzem auch der Gordon Setter Charlie vom Helenstein. Sein Besitzer Markus Jäschke war über die sozialen Medien auf das Thema gestoßen, denn dort suchte eine Hundebesitzerin dringend eine Blutspende für ihr krankes Tier. „Ich hatte gleich die Idee, dass Charlie Spender werden sollte, auch vor dem Hintergrund, dass er ja selbst einmal auf eine Spende angewie- sen sein könnte“, erzählt Jäschke. Also habe er Kontakt zur Tierklinik Dr. Krauß aufgenommen. Und weil Charlie alle notwendigenVoraussetzungen erfüllt, spendete er schon wenige Tage später zum ersten Mal.
Als Jagdhund ist der vierjährige Rüde nämlich ganz besonders gut geeignet, denn er ist gut erzogen und sehr gehorsam. Und weil der Einstich – das Blut für die Spende wird entweder an der Halsvene oder am Bein abgenommen, dafür wird etwas Fell geschoren – natür- lich spürbar ist, sollte der Hund ein ruhiges Temperament haben und stillhalten können. „Charlie ist der ideale Spender, er war vollkommen tiefenentspannt und hat sich nicht gerührt“, schmunzelt Matthias.
Bei Katzen, so die Ärztin, sei das anders, die meisten bekämen vor der Blutentnahme eine Beruhigungsspritze. Dass Tiere, die Blut spenden, gesund sein müssen und regelmäßig geimpft und entwurmt sein sollten, versteht sich natürlich von selbst. Dennoch werden sie – übrigens kostenlos – vor jeder Spende klinisch untersucht.
Beim ersten Mal gehören eine vollständige Blutuntersuchung mit Blutgruppenbestimmung sowie ein persönlicher Blutspenderausweis dazu. Daneben gibt es noch einige weitereVoraussetzungen. So dürfen die Tiere beispielsweise nicht älter sein als zehn Jahre, Hunde sollten mehr als 25 und Katzen mehr als vier Kilogramm wiegen.„Zudem sollten sie möglichst nie im Ausland gewesen sein, zumindest nicht außerhalb von Mittel- oder Nordeuropa“, erläutert die Ärztin. Die Gefahr, dass sie sich dort mit Bakterien oder Parasiten infiziert haben könnten, sei bei weitgereisten Tieren zu groß. Mögliche Krankheiten sind auch ein Grund, warum bei Katzen die idealen Spender keine Freigänger sein sollten.
Übrigens hilft die Düsseldorfer Tierklinik auch den umliegenden Tierärzten mit Blutspenden. „Die Tiere werden dafür von den Hausärzten zu uns überwiesen, und wir nehmen die Bluttransfusion dann hier vor, denn aus rechtlichen Gründen dürfen wir keine Blutprodukte weitergeben“, erläutert Maximiljan Krauß. Um den wachsenden Bedarf zu decken, freut er sich über jeden neuen Blutspender wie den freundlichen Charlie.