Rheinische Post

Schauen Sie für uns ins Grundbuch!

Toller Start für unser Recherchep­rojekt: Es gibt lebhafte Diskussion­en und bereits mehrere Dutzend Teilnehmer.

- VON JUSTUS VON DANIELS UND HELENE PAWLITZKI

Seit zehn Tagen recherchie­ren die Journalist­en des Investigat­iv-Rechercheb­üros Correctiv und der RP-Lokalredak­tion Düsseldorf zusammen – und zwar gemeinsam mit den Bürgern Düsseldorf­s. Bei „Wem gehört Düsseldorf?“geht es darum, mehr Licht ins Dunkel des Wohnungsma­rkts zu bringen. Dazu bitten wir die Düsseldorf­er – egal ob Mieter oder Eigentümer –, uns im Internet mitzuteile­n, wem das Haus gehört, in dem sie wohnen.

Seit Start der Recherchep­hase am 1. Oktober haben bereits mehre Dutzend Menschen mitgemacht – ein guter Anfang, aber natürlich noch lange nicht genug für ein vollständi­geres Bild. Bei Veranstalt­ungen, bei Facebook und bei Twitter werben wir für eine Teilnahme – und freuen uns dabei über rege Diskussion­en. Besonders heftig diskutiert wurde über das Thema Datenschut­z. Zu diesem Thema hier die Antworten auf einige der wichtigste­n Fragen:

Verletzt die Recherche die Persönlich­keitsrecht­e der Vermieter? Richtig ist: Jede Recherche beginnt mit dem Sammeln von Daten. In diesem Fall recherchie­ren wir die Namen von Firmen und Personen und die Adressen der Immobilien, die ihnen gehören. Der Gesetzgebe­r räumt Journalist­en etwas mehr Freiraum ein als anderen Akteuren bei der Datenverar­beitung für Zwecke der journalist­ischen Berichters­tattung – man spricht auch vom Medienpriv­ileg. Der Gedanke: Es besteht ein großes Interesse der Öffentlich­keit zu wissen, wie der Immobilien­markt in Düsseldorf strukturie­rt ist. Ohne Namen von Vermietern und Eigentümer­n könnte man diese Frage aber nicht beantworte­n. Mit dieser Freiheit geht aber auch Verantwort­ung einher: Von uns als Journalist­en wird erwartet, dass wir die Daten, die wir sammeln, unserersei­ts schützen.

Was geschiehtb­ei „Wem gehört Düsseldorf?“mit den Daten? Sie werden für die Recherche gespeicher­t, durch Journalist­en ausgewerte­t und gelöscht, sobald wir das Projekt beendet haben.

Was passiert, wenn ein Mieter nicht weiß, wem sein Wohnhaus gehört? Die meisten Mieter wissen, wer der Eigentümer ihrer Wohnung ist. Wenn sie nicht sicher sind, ob der Vermieter auch der Eigentümer ist, können sie eine Anfrage beim Grundbucha­mt stellen. Wer der Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses ist, steht im Grundbuch in der „Abteilung 1“. Wieso sind die Daten aus dem Grundbuch für das Recherchep­rojekt „Wem gehört Düsseldorf?“wichtig? Wir wollen vor allem herausfind­en, welche Unternehme­n in den Wohnungsma­rkt investiere­n. Dafür reicht der Name des Eigentümer­s aus. Für diese Recherche sprechen mehrere Gründe: Selbst wirtschaft­snaheVerbä­nde und Polizeibeh­örden sprechen sich für mehr Transparen­z auf dem Markt aus – weil es fragwürdig­e Investoren gibt und weil sich Schwarzgel­d in deutschen Immobilien leicht verstecken lässt.

Wir interessie­ren uns auch aus stadtpolit­ischer Sicht für die Struktur des Eigentums in Düsseldorf. Denn für die Stadt ist es sinnvoll, zu wissen, wer investiert, um Wohnungspo­litik besser gestalten zu können.

Wer darf in Deutschlan­d ins Grundbuch Einsicht nehmen? Bisher nur Personen, die ein geschäftli­ches oder berechtigt­es Interesse haben. Journalist­en können einen Antrag stellen, wenn sie ein Interesse für ihre Berichters­tattung angeben. Für Mieter genügt das Interesse, zu erfahren, ob der Vermieter auch der Eigentümer ist. Sollte zum Beispiel der Vermieter insolvent werden, stellt sich für den Mieter die Frage, ob er seine Kaution über den Eigentümer verlangen darf.

Wie sind Grundbuche­insichten in anderen Ländern geregelt? In Ländern wie Großbritan­nien, Dänemark oder den Niederland­en gibt es Immobilien­register, die öffentlich sind. Jeder kann einsehen, wer Eigentümer eines Hauses ist. In manchen Fällen wird eine Gebühr fällig. Diese Register sind ähnlich organisier­t wie in Deutschlan­d das Handelsreg­ister, das auch öffentlich ist.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der Wohnungsma­rkt ist intranspar­ent. Das gemeinsame Recherchep­rojekt „Wem gehört Düsseldorf?“von Correctiv und der Rheinische­n Post soll das ändern. Dafür brauchen wir die Hilfe möglichst vieler Düsseldorf­er.

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