Pappkarton feiert dritten Geburtstag
Im Zuge der Flüchtlingswelle wurde vor drei Jahren das Begegnungszentrum „Von Hand zu Hand“der Diakonie Meerbusch in Strümp eröffnet. Jetzt startete der erste Länderabend unter dem Motto Iran.
Vor drei Jahren, als die Flüchtlingswelle auch Meerbusch erreichte, entwickelte sich das ehemalige Jugendzentrum „Pappkarton“in Strümp zum Begegnungszentrum „Von Hand zu Hand“der Diakonie, in dem sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen treffen und voneinander lernen können.
Zur Geburtstagsfeier begrüßte Bettina Furchheim, Koordinatorin des Begegnungszentrums, ehrenamtliche Helfer, ehemalige Flüchtlinge und interessierte Gäste zum ersten einer Reihe von „Länderabenden“, der dem Iran gewidmet war. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie alles begann, als die Meerbuscher säcke- und kartonweise Sachspenden vorbeibrachten, die sich bis unter die Decke stapelten“, berichtete sie.
Viele Ehrenamtliche packten damals schon mit an, sortierten die Kleidung und halfen in der Kleiderklammer mit, als diese zusammen mit dem Begegnungscafé im Oktober 2015 eröffnet wurde. „Anfangs kamen viele Menschen, die für wenige Wochen in der Turnhalle des Meerbusch-Gymnasiums untergebracht waren“, so Furchheim. Die Arbeit habe sich inzwischen gewandelt. Aus einer kurzen Begegnung seien feste Kontakte zu denjenigen geworden, die dauerhaft in Meerbusch geblieben sind.
„Wir machen mit ihnen Hausaufgaben für ihre Sprachkurse, helfen bei dem Ausfüllen von Formularen und begleiten die Flüchtlinge zum Arzt und zu Behörden“, erzählte die Ehrenamtliche Anneliese Güldner.„Es hat sich ein wunderschönes Miteinander entwickelt“, sagte Furchheim, ehe sie den Film „Reform unter Beobachtung“über das Leben im heutigen Iran ankündigte. Er spiegele unglaublich viele Facetten aus dem Alltagsleben in der islamischen Republik wider. Ge- dreht wurde er 2016 von dem Journalisten Jens Eberl, der zusammen mit einer iranischen Kollegin durch das Land gereist war. Er zeigte Menschen, die sich, noch vorsichtig, im Aufbruch befinden und auf eine freiere Zukunft hoffen. Allerdings sei die soziale Lage schwierig und die Aufhebung der Sanktionen eine große Hoffnung. Dass diese sich in den vergangenen zwei Jahren erfüllt habe, bezweifelten einige der Anwesenden in der nachfolgenden Diskussion. Andere befürchteten, dass der iranische Staat die neuen finanziellen Mittel verstärkt in militärische Auseinandersetzungen investiere. Auch die Verfolgung der Muslime, die zum Christentum konvertieren wollten, wurde kritisiert. Dagegen lobte Marianne Keller, die kürzlich den Iran bereist hatte, die Offenheit der Menschen und die kulturellen Schätze des Landes. Wozu sicherlich auch das gemeinsame Essen gehört. Für diesem Abend hatte ein deutsch-iranisches Team, bestehend aus Zarah Baghershahi, Samaneh Poorkhodaverdi, Sylvia Paetau und Bettina Furchheim, stundenlang in der Küche gestanden und wunderbare exotische Speisen vorbereitet. Aus Granatapfel, Hähnchen und Walnüssen war das Gericht Fesenjoon entstanden. Hawidschpolo entpuppte sich als ein Püree aus Auberginen, Minze, Knoblauch, Molke und Walnüssen. Die Gäste griffen beherzt zu und lobten die unbekannten Genüsse. „Es ist gut, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen und mehr über einander erfahren“, sag- te Furchheim. Daher ist das Begegnungszentrum nicht nur offen für das tägliche Lernen. Um Deutschland und seine Kultur besser kennen zu lernen, gibt es gemeinsame Ausflüge zu interessanten Orten wie dem Gasometer in Oberhausen oder dem Fußballstadion in Mönchengladbach. Jeden zweiten Samstag bieten die Künstler Helmut Krüger, Anne Immink und Barbara Wylon Malkurse für Deutsche und Flüchtlinge an. Am Montag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr startet ein Trommelkurs mit Chris Zukowski, der für alle offen ist. Kostenbeitrag: ein Euro pro Abend. „Wir möchten demnächst auch einen Spielenachmittag zusammen mit interessierten Senioren anbieten“, so Furchheim.