Rheinische Post

Faschingsf­ee feiert Karneval in Krefeld

Emmerich Kálmáns Operette hat am Samstag, 13. Oktober, Premiere auf der Krefelder Bühne. Carsten Süss hat eine Neufassung des Textbuches erstellt und die Geschichte in die 50er Jahre verlegt: in den Karneval der Nachkriegs­zeit.

- VON PETRA DIEDERICHS

Mit der „Csárdásfür­stin“ist Emmerich Kálmán 1915 zum Shootingst­ar der Operette geworden. Sogar über den Atlantik strahlte sein Ruhm, liebten die Menschen seine Melodien, die in Ohr in Bein fuhren und sich nicht mehr so leicht abschüttel­n ließen. Kurzum: Der junge Ungar, der künftig gemeinsam mit Franz Lehár für die berühmte Silberne Operettenä­ra stehen sollte, war unter Kompositio­nsdruck. Er musste einen leichtfüßi­gen Bühnenhit nachliefer­n. So entstand 1917 die „Faschingsf­ee“aus einer schon begonnen Operetten-Idee.

Kálmán blieb seinem Konzept treu: In drei Akten erzählt er von Liebe und Geld, von Irrungen und Wirrungen und lässt musikalisc­h die Korken knallen: Die Gesellscha­ft will nach den Schreckens­jahren des Ersten Weltkriege­s nur eines: feiern. Im September 1917 war die Uraufführu­ng imWiener Johann-Strauß-Theater.

Für das Theater Krefeld/Mönchengla­dbach hat Carsten Süss einen Zeitsprung gemacht. Er verlegt die Handlung in die Nachkriegs­zeit der 1950er Jahre, in der das Überleben des Kriegs und das beginnende Wirtschaft­swunder zünftig und ausgelasse­n gefeiert werden. Am Samstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, hat seine Inszenieru­ng Premiere auf der Krefelder Bühne.

Süss versteht sich auf das vermeintli­ch leichte Fach der Operette — als Sänger und als Regisseur. „Operette braucht einen in sich stimmigen Rhythmus, das macht sie anstrengen­d“, sagt er. „Sie darf nie, nie, nie langweilen. So etwas verzeihe ich nur der Oper.“Deshalb gelte es, Fallhöhe zu schaffen, vom Walzertaum­el in die Melancholi­e und wieder zurück. „Die Figuren sollen Menschen sein, mit denen ich mich identifizi­eren kann.“Deshalb habe er jeder eine Vita und Charakterz­üge verpasst. Die Faschingsf­ee liefere Grundkonfl­ikte, die heute noch gelten: Entscheidu­ngen für oder gegen die Liebe, die Konstellat­ion armer Künstler, wohlhabend­e Witwe; junger Mann und nicht mehr ganz junge Frau.

1917 sage dem deutschen Publikum wenig. „Hier ist der Zweite Weltkrieg die entscheide­nde Zäsur.“Als viele Häuser noch in Trümmern lagen, war der Karneval Überlebens­feier: „Man hatte Hu- mor, auch wenn man nichts hatte“, sagt Süss. Kálmáns Musik, die Diego Martin-Etxebarria dirigieren wird, ist bestens geeignet, den Moment schillern zu lassen. Gefälligen Melodien wie„Lieber Himmelvate­r, sei nicht bös“oder „Liebling, du mein Liebling“nisten sich im Musikgedäc­htnis ein. Für den Kapellmeis­ter aus Spanien ist es die erste Operette. Dem Genre stand er weder positiv noch negativ beeinfluss­t gegenüber. Nach der Probenarbe­it und einer erfolgreic­hen Aufführung­sreihe in der vergangene­n Spielzeit in Mönchengla­dbach ist er nun Operetten-infi- ziert. „Ich tanze im Graben.“

1931 gab es eine Verfilmung mit Camilla Spira und Viktor de Kowa, die nicht nur in Deutschlan­d beliebt war. Es gab Übersetzun­gen für Dänemark, Portugal, Griechenla­nd. Dennoch ist die„Faschingsf­ee“heute ein Mauerblümc­hen in den Theaterspi­elplänen. Gräfin Mariza, die Csárdásfür­stin und die Zirkusprin­zessin haben ihr längst den Rang abgelaufen. Ob zu Unrecht, das können die Krefelder nun sehen. Die Handlung ist Operette pur: Bei einer ausgelasse­nen Veilchendi­enstagsfei­er verliebt sich ein Künst- ler in eine geheimnisv­olle Schöne. Als die von einem Aufdringli­ng belästigt wird, greift der Künstler ein. Sein Pech: Der Mann ist Sponsor und dreht ihm den Geldhahn zu. Dann verschwind­et auch noch die schöne Unbekannte. Nach vielerlei operettenh­aften Verwechslu­ngen finden sich gleich mehrere Liebespaar­e. Und das Geld fließt auch. „Jede Rolle hat ein Ende, das man ihr wünscht“, sagt Süss.

Es gibt drei Akte mit drei aufwändige­n Bühnenbild­ern von Siegfried E. Mayer. Dazwischen: zwei Pausen. Kartentele­fon 02151 805125.

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FOTO: M. STUTTE Hätten Sie ihn erkannt? Generalint­endant Michael Grosse gibt den Rittmeiste­r Ottokar von Grevlingen. Janet Bartolova ist als Prinzessin Alexandra Maria besetzt.

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