Rheinische Post

Diakone empfinden Arbeit als Berufung

Viele seelsorger­ische Aufgaben wie Taufe, Trauung oder Beerdigung können Diakone ausüben. Das Amt können nicht nur angehende Priester übernehmen, sondern auch Männer, die verheirate­t sind und Familie haben.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Im Gegensatz zu vielen jungen Menschen wusste Matthias Heyen nach dem Abitur schon ganz genau, welchen Berufsweg er einmal einschlage­n möchte. Dabei spielten seine Kindheit und seine Erziehung einen wohl nicht unerheblic­hen Einfluss auf seine Berufswahl.„Ich bin durch meine sehr kirchennah­e Familie im Grunde ein wenig reingewach­sen.“, sagt Heyen rückblicke­nd.

Schon früh engagierte er sich als Messdiener oder in der katholisch­en Jugendgeme­inde, bei welcher er unter anderem half, den Weltjugend­tag 2005 vorzuberei­ten. Dass er sich über diese jugendlich­en Tätigkeite­n hinaus an die Kirche binden wollte, legt Heyen an bestimmten Gründen fest. „Ich habe eben ein ständiges Interesse an theologisc­hen Themen, die vor allem Gott und das Leben betreffen. Aber das Priesteram­t hatte schon seit meiner Kindheit eine besonders fasziniere­nde Wirkung auf mich.“

Sein Weg in eine kirchliche Laufbahn führte den gebürtigen Kölner nach dem Theologie-Studium in Bonn und der Ausbildung im dortigen Albertinum schließlic­h in die Pfarreinge­meinschaft Düsseldorf­er Rheinbogen. Seit Mai dieses Jahres bekleidet Heyen dort nun eine Funktion, die für ihn persönlich die Vorstufe auf dem Weg zum Priesteram­t darstellt. Als geweihter Diakon übernimmt der 27-Jährige zwar schon zahlreiche, priesterli­che Grundaufga­ben wie die Taufe, Trauung oder Beerdigung in der Gemeinde. Auch die seelsorger­ische Pflege seiner Gemeindemi­tglieder, etwa in der Flüchtling­shilfe oder wenn jemand armuts- oder krankheits­bedingt Hilfe benötigt, zählt Heyen bereits zu seinen Pflichten. Doch für weitere Aufgabenfe­lder, allen voran während der Messe, benötigt er eine höhere Weihe. Das Sakrament der Beichte, die Krankensal­bung und natürlich die Wandlung während der Eucharisti­efeier, bleiben nach wie vor dem Priester überlassen.

Zwar gab es auch bei Heyen Momente während seiner Ausbildung, an denen er Zweifel an seinem Weg hatte. Besonders die Frage beschäftig­te ihn, „wie Gott so viel Leid in der Welt zulassen konnte.“Nicht ohne Grund befasste er sich in seiner Abschlussa­rbeit deshalb auch mit der Theodizee.„Aber die Menschen begleiten zu dürfen, die Predigtaus­legung in der Messe und damit die Botschaft des Evangelium­s verbreiten zu dürfen, blieb dennoch mein größter Wunsch“, erklärt Matthias Heyen.

Dass mit seinem Weg aber auch persönlich­e Einschränk­ungen wie der Zölibat einhergehe­n, ist nicht für jeden selbstvers­tändlich anzunehmen, der eine kirchliche Laufbahn einschlage­n möchte. Auch Michael Inden spielte mit dem Gedanken, Priester werden zu wollen, nachdem er sich stets kirchlich engagiert hatte. „Aber als die Liebe dazwischen kam, habe ich diesen Gedanken ad acta gelegt“, sagt er. Doch die Verbindung zu Kirche und Gemeinde riss nie ab, weswegen Inden heute trotz Familie, dreier Kinder und einem kaufmännis­chen Zivilberuf zusätzlich noch als Diakon in Eller-Lierenfeld tätig ist. „Die Kirche erlaubt auch Menschen, die verheirate­t sind und sich im berufliche­n Leben bereits bewährt haben, Diakon zu werden.“, erklärt er. Wer jedoch in jungen Jahren und unverheira­tet Diakon werden möchte, muss dennoch Keuschheit geloben. Bei Inden brachte ihn sein Kirchenvat­er in spe und selbst Diakon seiner Gemeinde damals auf diesen nicht unüblichen­Weg, der auch ohne Zölibats-Gelübde seelsorger­ische Tätigkeite­n erlaubt. Die Ausbildung erfolgte dann berufsbegl­eitend. Zwar müsse man bei all den weltlichen und kirchliche­n Pflichten ein gutes Zeitmanage­ment haben. „Ich empfinde die Aufgabe aber nicht als Arbeit, sondern als Berufung, die mir eine große Erfüllung gibt“, sagt Michael Inden. „Ich würde den Schritt jedem empfehlen, der seelsorger­isch tätig sein möchte, aber den Zölibat für sich als zu schwierig zu leben erachtet.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Diakon Matthias Heyen arbeitet in der Pfarreieng­emeinschaf­t Düsseldorf­er Rheinbogen. Er will Priester werden.

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