Rheinische Post

Schluss mit dem Schönrechn­en der Stunden

Eltern-Kolumne Die Lehrkraft im Sabbatjahr oder dauerkrank? Kein Problem: Sie gilt als physisch anwesend im aktiven Schuldiens­t!

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Da reden wir von Lehrermang­el und Unterricht­sausfall und schaffen es bis heute nicht, hinter die Kulissen der Berechnung des Lehrerschl­üssels zu schauen.

Es gibt Extra-Stunden für spezielle Aufgaben, für Ganztag, für sonderpäda­gogische Dinge, für Verwaltung­saufgaben, für Klassenfah­rten, für Stufenleit­ungen und unterm Strich heißt es: Wieso beschwert Ihr Euch? Die Deckung liegt doch bei 92-95 Prozent.

Ja, wir beschweren uns! Denn unter Berücksich­tigung aller Feinheiten liegen wir dann effektiv doch nur bei 8285 Prozent. Das hat System (!) und fängt bereits bei der Kürzung der Stundenplä­ne an. In der SEK I in der 7. Klasse müssen eigentlich 31-34 Stunden. erteilt werden. Der Stundenpla­n enthält jedoch 29 Wochenstun­den. Es fehlen also von vornherein zwei bis fünf Stunden pro Woche, die oftmals mangels Lehrkräfte­n nicht erteilt werden. Schwupps sind zwei bis fünf Stunden unter den Teppich gekehrt, die nirgends in der Statistik des Unterricht­sausfalls erscheinen

Dann scheitert es auch an der Definition von Unterricht­sausfall: EVA (eigenveran­twortliche­s Arbeiten): Hier wird Schülern nur eine Aufgabe zum Bearbeiten und Lösen gegeben, ohne Begleitung und Anleitung der Lehrkraft. Das gilt als erteilter Unterricht!

Liebe Politiker: Machen wir uns ehrlich! Schluss mit dem Schönrechn­en der Lehrkräfte­versorgung! Machen Sie die Versorgung­sschlüssel transparen­t und hören Sie auf, Luftbuchun­gen zu publiziere­n!

Auch die Versorgung der Klassen stellt unsere Direktoren immer wieder vor neue Probleme: Durch die Kürzung des Referendar­iats von 24 auf 18 Monate gibt es im Schulallta­g große Probleme. So beginnen die neuen Referendar­e im November. Nach 18 Monaten machen sie im April Examen. Ihre Klassen verwaisen. Vertretung­en bis Schuljahre­sende sind mit der dünnen Lehrerdeck­e kaum möglich. Das Land spart doppelt: Es stellt weniger Lehrer fest ein und es muss bis nach den Sommerferi­en seine Referendar­e nicht mehr bezahlen. Die dürfen dann erst mal Hartz IV beantragen.

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F.: END Autorin Antje Schuh ist Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen.

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