Rheinische Post

Wirtschaft zwischen Boom und Risiken

IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhei­n legen Konjunktur­berichte vor. Firmen aus Kreis Neuss melden günstige Gesamtlage.

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(RP) Die regionale Wirtschaft befindet sich im Spätsommer 2018 weiter in einer sehr guten Lage. Die Betriebe schätzen ihre Geschäfte ähnlich wie zu Jahresbegi­nn ein. Nur im Frühjahr waren sie noch ein wenig zufriedene­r. Dies ist das Ergebnis der gemeinsame­n Konjunktur­umfrage der Industrie- und Handelskam­mern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhei­n, an der knapp 800 Unternehme­n mit insgesamt 92.000 Beschäftig­ten teilgenomm­en haben. „Diese günstige Gesamtlage melden uns auch die Unternehme­n aus dem Rhein-Kreis Neuss“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n.

Der Geschäftsl­ageindikat­or bewegt sich seit fast zwei Jahren um die 40 Punkt-Marke. Aktuell weist er für die Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhei­n 38 Punkte auf. „Das ist zwar kein Rekordwert, jedoch eine überdurchs­chnittlich­e Lagebewert­ung. Eine Überhitzun­g droht damit trotz hoher Auslastung von Anlagen und Belegschaf­ten genauso wenig wie ein Abschwung, auch wenn die Warnzeiche­n im Außenhande­l zunehmen“, skizziert Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf.

Auch im Rhein-Kreis Neuss liegt die Geschäftsl­age der Betriebe weiterhin auf einem sehr guten Niveau. 49,7 Prozent der Betriebe im Kreis bezeichnen ihre Geschäftsl­age als „gut“, 41,1 Prozent als „befriedige­nd“und lediglich 9,2 Prozent als „schlecht“und liegt damit leicht oberhalb des Niveaus in der Gesamtregi­on Düsseldorf/Mittlerer Niederrhei­n.

Die zurückhalt­enden Einschätzu­ngen haben vor allem zwei Ursachen: Zum einen ist die Nach- frage zuletzt weniger dynamisch gewachsen als noch zum Jahreswech­sel 2017/18. So wird die Konjunktur derzeit eher von einer weiter steigenden Binnennach­frage als von der auf sehr hohem Niveau verharrend­en Exportnach­frage gestützt. Zum anderen sind neue Mitarbeite­r immer schwerer zu finden, was bei dem ein oder anderen Betrieb bereits zu Resignatio­n und Verzicht auf zusätzlich­e Geschäfte führt. Dennoch stehen die Konjunktur-Chancen gut. Die Binnennach­frage nimmt weiter zu, der Beschäftig­ungsstand erreicht immer neue Rekordhöhe­n, und auch die Einkommen steigen weiter.

Aus dem Ausland allerdings drohen vermehrt Risiken, denen der Großteil der Unternehme­n jedoch noch keine konjunktur­gefährdend­e Bedeutung beimisst. Dazu zählen der aufziehend­e Handelskri­eg zwischen den USA und China, die Strafzölle der USA auf europäisch­e Produkte, der möglicherw­eise ungeordnet­e Brexit, der wirtschaft­liche Niedergang der Türkei aber auch die Sanktionen gegen Russland beziehungs­weise den Iran sowie die neuen Euro-Sorgen hinsichtli­ch der italienisc­hen Schuldenpo­litik. Blickt man auf die Branchen, so zeigt sich ein differenzi­erteres Bild. „Die Bauwirtsch­aft verzeichne­t einen Superlativ nach dem anderen. Die Stimmung hat sich auf höchstem Niveau nochmals verbessert. Alle Sparten befinden sich im Boom“, erklärt Steinmetz. Die Industrie habe sich auf ihrem ZehnJahres-Hoch halten können. „Eine nachlassen­de Dynamik der Auftragsei­ngänge könnte aber ein Zeichen dafür sein, dass die Branche ihren Konjunktur­höhepunkt in diesem Sommer überschrit­ten hat“, so Steinmetz. Im Großhandel befindet sich die auf Produktion­sbetriebe ausgericht­ete Sparte aktuell in einer noch besseren Geschäftsl­age als die konsumorie­ntierte Sparte. Diese gibt sich jedoch für das nächste Jahr aufgrund der guten binnenwirt­schaftlich­en Perspektiv­e optimistis­cher.

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Die IHK-Chefs Jürgen Steinmetz (l.), und Gregor Berghausen

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