„Dr. House“auf der Spur der mysteriösen Beschwerden
Bei einer etwas anderen Medizin-Vorlesung durften Studierende ein Diagnose-Rätsel knacken. Die Rheumatologen wollen so Nachwuchs für ihre Fachrichtung gewinnen.
Ein Patient wird ins Krankenhaus eingeliefert mit geröteten Schwellungen an seinen Beinen. Zuvor war er bereits in einer anderen Klinik, wo ein Haarriss am Knochen diagnostiziert und ein Bein eingegipst wurde. Besser wurden seine Beschwerden aber nicht, etwas anderes muss hinter den Beschwerden stecken: ein Fall für Dr. House, beziehungsweise die Medizinstudenten der Heinrich-Heine-Universität. Denn diese durften in einer außergewöhnlichen und bestens besuchtenVorlesung in die Fußstapfen des Kult-TV-Doktors schlüpfen, der jedes noch so rätselhafte Krankheitsbild durchschaut.
Unter dem Titel „House im Hörsaal“bewies die Poliklinik für Rheumatologie den Studenten, dass mysteriöse Fälle nicht nur in der namensgebenden Serie „Dr. House“vorkommen. Auch im wirklichen Leben stehen Mediziner oft vor rätselhaften Krankheitsbildern, insbesondere im auf den ersten Blick wenig spannend anmutenden Bereich der Rheumatologie. Für die Ärzte, die die Veranstaltung organisiert hatten, ging es vor allem darum, Nachwuchs für dieses medizini- sche Fachgebiet zu gewinnen. „Die Rheumatologie hat ein Imageproblem“, erzählt Facharzt Philipp Sewerin.Viele angehende Ärzte hätten dieses Medizinfeld überhaupt nicht auf dem Schirm, da Rheuma als„Alte-Leute-Krankheit“verschrien sei. „Dabei sind viele unserer Patienten sehr jung“, sagt Sewerin.
So auch der Beispielpatient: Nach einem Fußballspiel kam er mit schmerzenden Beinen ins Krankenhaus. Dort wurde er von drei ratlosen – von Schauspielern dargestellten – Medizinern untersucht. Nach einem kurzen Blick und dem für den Patienten schmerzhaften Abtasten der Beine stand die Diagnose für die Ärzte fest: „Es wird irgendwas am Sprunggelenk sein.“Doch das sah ihr Vorgesetzter House anders: In die Rolle des TV-Arztes schlüpfte der Münsteraner Rheumatologe Markus Gaubitz. Er forderte seine Kollegen dazu auf, sich den Fall genauer anzusehen.
Denn das Schwierige an rheumatischen Erkrankungen ist, dass sie nicht nach einem allgemeingültigen Schema verlaufen. Mehr als 200 verschiedene Erkrankungen fallen unter diese Diagnose und sind nicht immer auf den ersten Blick zu identifizieren, weshalb es immer wieder zu Fehldiagnosen kommt. So wie im Fall des Patienten, der in der Vorlesung als Beispiel diente, das übrigens auf einem echten Fall beruhte.
Zwischen den Schauspieleinlagen bekamen die Studenten immer wieder detaillierte Infos zum Krankheitsbild und zu möglichen Untersuchungen im Stil einer klassischen Vorlesung. Dabei sollten sie jedoch nicht nur zuhören, sondern auch selbst Vorschläge zu Untersuchung und möglichem Krankheitsbild machen.Von diversen Blut- und Urintests bis zu Röntgenaufnahmen des Beins war die Bandbreite der Vorschläge groß. Wie im Fernsehen kam die Lösung am Ende von House/Gaubitz, der eine Röntgenaufnahme der Brust veranlasste. Darauf zeigten sich geschwollene Lymphknoten an den Lungen. Die Diagnose: Der Patient leidet am sogenannten Löfgren-Syndrom, eine Erkrankung des Bindegewebes.
Das Konzept aus Vorlesung und Schauspiel kam bei den Studenten gut an. Der kleine Vorlesungssaal in der Chirurgischen Klinik war rappelvoll. Und vielleicht entscheidet sich der eine oder andere Student nach dieser Lehrstunde gar für die Rheumatologie.