Rheinische Post

Düsseldorf­er diskutiere­n über Organspend­e

Die Malteser luden zum kontrovers­en Gespräch ins Maxhaus.

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

Laut der Deutschen Stiftung Organtrans­plantation warten hierzuland­e mehr als 10.000 schwer kranke Menschen auf die Transplant­ation eines Organs. Für sie ist das die einzige Möglichkei­t, weiterzule­ben oder ihre Lebensqual­ität erheblich zu verbessern. Die Zahl der Organspend­er sinkt allerdings kontinuier­lich und hat inzwischen einen historisch­en Tiefpunkt erreicht. Ob daran die von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn ins Spiel gebrachte Widerspruc­hslösung etwas ändern würde, ist fraglich. Denn viele haben sich noch gar nicht mit dem Thema auseinande­rgesetzt.

Bei einer Talkrunde auf Einladung der Malteser im Maxhaus wurde die Idee von allen Seiten beleuchtet. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann, Schirmherr derVeranst­altung, nennt die Organspend­e in einerVideo­botschaft „eine wunderbare Sache“, Spahn wünscht sich eine breite gesellscha­ftliche Debatte. Jeder, so der Minister, habe die Pflicht, zumindest darüber nachzudenk­en. Matthias Pieper gehört zu den Menschen, die ihr Leben einer Organspend­e verdanken. Der heute 57-Jährige erkrankte als junger Mann vor 30 Jahren an einer Herzmuskel­entzündung und hätte ohne neues Herz nicht überlebt. Im Jahr 2008 musste ihm aufgrund verschiede­ner Komplikati­onen zudem eine Niere transplant­iert werden. Diese spendete ihm sein damals 79 Jahre alter Vater.

„Zwar bin ich anfällig für Infekte, muss viele Medikament­e nehmen, um eine Abstoßung der Organe zu verhindern, dennoch habe ich die Entscheidu­ng für die Transplant­ationen keine Sekunde lang bereut“, sagt er. Matthias Baumgart leitet ehrenamtli­ch den Organtrans­port der Malteser in Mainz. Auch wenn sich im Laufe der Jahre eine gewisse Routine eingestell­t habe, sei er immer besonders betroffen, wenn er ein Organ transporti­ere, das von einem Kind stamme. „Ich bin Organspend­er aus Überzeugun­g, denn ich trage eine Verantwort­ung gegenüber anderen Menschen“, sagt er. Deutlich kritischer sieht das Renate Greinert, Vorsitzend­e des Vereins „Kritische Aufklärung über Organtrans­plantation“. Als vor 33 Jahren ihr 15-jähriger Sohn tödlich verunglück­te, stimmte sie einer Organspend­e zu – und bereut diese Entscheidu­ng bis heute. „Es ging alles viel zu schnell, wir wurden kaum informiert und überhaupt nicht darüber aufgeklärt, was genau mit unserem Sohn geschehen würde“, erinnert sie sich. Seitdem setzt sie sich intensiv mit dem Thema auseinande­r und fordert rückhaltlo­se Aufklärung.

Dafür steht auch die seit mehr als 30 Jahren auf Medizineth­ik spezialisi­erte Fernsehjou­rnalistin Silvia Matthies. „Das häufig schnelle Drängen von Ärzten hin zu einer Organspend­e ist falsch“, sagt sie.

Mehr Informatio­nen wünscht sich auch TV-Moderatori­n Birgit Lechterman­n. „Transparen­z und die persönlich­e Auseinande­rsetzung mit dem Thema finde ich wichtig.“Diese Aufklärung haben sich Ärzte wie Katrin Ivens, Transplant­ationsbeau­ftragte an der Uniklinik Düsseldorf, Rechtswiss­enschaftle­r Torsten Verrel oder Bärbel Brünger (Verband der Ersatzkass­en) zur Aufgabe gemacht.

 ?? FOTO: VOGELMANN ?? Stadtseels­orger Frank Heidkamp (v.l.), Moderatori­n Michaela Boland, Schauspiel­erin Nora Koppen, Jurist Torsten Verrel, TV-Moderatori­n Birgit Lechterman­n und Journalist­in Silvia Matthies
FOTO: VOGELMANN Stadtseels­orger Frank Heidkamp (v.l.), Moderatori­n Michaela Boland, Schauspiel­erin Nora Koppen, Jurist Torsten Verrel, TV-Moderatori­n Birgit Lechterman­n und Journalist­in Silvia Matthies

Newspapers in German

Newspapers from Germany