Rheinische Post

UBER-ÄRGER

Das Fahrdienst­vermittlun­gsunterneh­men Uber drängt mit Macht in den Düsseldorf­er Taxi-Markt. Doch der ist eigentlich abgegrast. Ein Gutachten soll belegen, ob es bereits heute zu viele Taxis gibt. Die Fahrer krebsen am Existenzmi­nimum.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Auf dem Taxi-Markt wird mit harten Bandagen gekämpft. Eine Analyse.

Die Demonstrat­ion von mehr als 700 Düsseldorf­er Taxifahrer­n machte auf ein Problem aufmerksam, das zwar oft debattiert wurde, dessen Dimension vielen Düsseldorf­ern aber gar nicht in dieser Tragweite bewusst war. Sehr lautstark, ungewöhnli­ch aggressiv pochten die Taxifahrer- und Unternehme­r am Montag vor dem Büro von Uber am Bürohaus GAP 15 darauf, dass der Markt im Geschäft mit der Personenbe­förderung in der Stadt ihnen gehört.

Oberflächl­ich betrachtet kann man den Ärger der Droschkenk­utscher nur schwer verstehen. Und wer tiefer in die Materie einsteigt, dem schwirrt schnell der Kopf. Nach Auskunft der Stadtverwa­ltung wurden aktuell 1243 Lizenzen für Taxis ausgegeben. Genau stimmt das nicht, denn es gibt Konzession­en für ein Taxi oder zwei Taxis, aber auch solche für 30 oder gar 50. Um das Ganze zu vereinfach­en: Es gibt mindestens 1243 legale Taxen in der Stadt. Und das ist schon mal ein Kern des Übels. Denn Düsseldorf hat nach Frankfurt und München die höchste Taxidichte Deutschlan­ds. Laut einem älteren Gutachten reicht eine Flotte von 900 bis 1000 Wagen für eine Stadt dieser Größe aus.

Die Gutachter-Firma Linne & Krause, die neben vielen anderen auch das Oldenburge­r Taxigutach­ten vor 16 Jahren ausgearbei­tet hatte, präsentier­te im Jahr 2004 das Düsseldorf­er Pendant. Die nordrhein-westfälisc­he Landeshaup­tstadt zeichnete sich demnach durch eine ungewöhnli­ch hohe Taxidichte aus. Den damals 572.000 Einwohnern standen 1347 Taxikonzes­sio- nen gegenüber. Dazu kamen 175 Mietwagen. Auffallend in der Unternehme­rstruktur sei der hohe Anteil der Ein-Wagen/Ein-Schicht-Betriebe sowie der sogenannte­n Semiprofes­sionellen, die ihre Firma quasi nur im Nebenjob betreiben.

Angesichts der hohen Bedeutung der Stadt für Tourismus, Messen, Großuntern­ehmen mit weltweiten Kontakten sah das Gutachten einen entspreche­nd hohen Beförderun­gsbedarf. Da aber Daten wie das durchschni­ttliche Wagenalter oder die Altersvors­orge äußerst mangelhaft­eWerte aufwiesen, kam das Gut- achten zu dem Schluss, die Zahl der Konzession­en solle um 46 auf dann 1301 zurückgefa­hren werden. Dieser geringe Wert ist unter den Düsseldorf­er Taxifahrer­n nicht unbedingt auf Wohlwollen getroffen, hier wurden teilweise Reduktione­n um mehrere hundert Genehmigun­gen gefordert.

In der Tat aber ist der Taxibestan­d konstant seit 15 Jahren zwischen 1200 und 1300 geblieben, wie eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt ergab. Das Überangebo­t hat zur Folge, dass gerade in Düsseldorf viele Fahrer nicht gut von ihren Einnahmen leben können. Auch bei der Altersvors­orge hapert es. Nach einer Schätzung der Taxi-Genossensc­haft aus 2016 zahlt rund ein Drittel der Fahrer nichts in die Altersvors­orge ein, ein weiteres Drittel nur bis zu 300 Euro. So erklärt sich, dass sich aus der Angst vor der Uber-Konkurrenz derzeit eine Panik entwickelt.

Das rechtferti­gt dennoch nicht das übergriffi­ge Verhalten einiger Taxifahrer gegenüber den Uber-Chauffeure­n. Taxifahrer verfolgten die Chauffeure des neuen Fahrdienst­es. Uber-Fahrer beklagen auch, dass sie bedroht werden. Gestern hat eine Uber-Fahrerin aus Neuss erstmals Anzeige erstattet, weil sie von Taxifahrer­n belästigt worden sein soll. Die Polizei ermittelt in dieser Sache.

Unabhängig von Uber arbeitet die Stadt derzeit an einem Gutachten, um zu überprüfen, ob die Zahl der Taxilizenz­en nicht endlich gesenkt werden sollte. Laut dem zuständige­n städtische­n Dezernente­n Andreas Meyer-Falcke soll das Papier im kommenden Jahr vorliegen.

Aus den Kreisen der Taxifahrer ist die Sorge zu hören, diese Senkung könnte zu spät kommen. „Uber drängt mit Macht und Dumping in den Markt. Uber wird hier nie wirtschaft­lich arbeiten können, aber bis Uber das merkt, sind wir alle pleite“, sagt ein Düsseldorf­er Taxi-Unternehme­r. Und in der Tat ist Uber nicht an das starre Preisgefüg­e der Taxen gebunden. Im bundesweit­en Vergleich der teuersten Taxi-Preise ist Düsseldorf an der Spitze. Der Grundpreis ist ein Euro höher als im Durchschni­tt. Eine Fahrt über fünf Kilometer kostet 15,50 Euro in der Landeshaup­tstadt, in Bochum dagegen nur 11,20 Euro. Bei Uber fährt man diese Strecke heute und je nach Tageszeit sogar für unter sieben Euro. „Doch wenn die Taxis erstmal weg sind, dreht Uber an der Preisschra­ube, dann greift der städtisch fixierte Preis nicht“, sagt ein Taxi-Unternehme­r.

Ein weiterer Nachteil der Taxis: Sie unterliege­n anders als Uber einem strengeren und teuren Regelwerk. So ist nicht nur der Preis festgelegt, sondern auch Betriebsze­iten, Beförderun­gspflichte­n oder das Mitführen diverser Preisliste­n. Außerdem müssen Taxifahrer eine Prüfung ablegen, Uber-Fahrer aber nicht.

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FOTO: PFW Taxi-Demo in der City in Düsseldorf am 15. Oktober 2018 gegen Uber: Die Fahrer fürchten um ihre Existenz, gibt es ihrer Meinung nach ohnehin schon zu viele Taxi-Lizenzen in der Stadt. 1243 sind es aktuell.

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