Konverter: Bürgermeisterin lädt Altmaier ein
Stadt und Politik hoffen, dass der Bundeswirtschaftsminister sich vor Ort ein Bild vom umstrittenen Standort Osterath macht. Es ist einer der wenigen Hoffnungsschimmer, den Konverter in Meerbusch noch abzuwenden.
Ein fünfseitiges Schreiben ist in diesen Tagen vom Meerbuscher Rathaus nach Berlin ins Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verschickt worden. Darin wendet sich Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage direkt an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), um den Bau des Stromkonverters am Standort Osterath möglicherweise doch noch zu verhindern.
Der Stadtrat hatte der Verwal- tungschefin in seiner Sitzung Ende September dazu den Auftrag erteilt. Politik und Stadt hoffen, dass der Minister sich bei einem Besuch in Osterath ein Bild vom möglichen Konverterstandort und der damit verbundenen Problemlage macht.
Altmaier hatte im August einen Aktionsplan vorgelegt, der die Energiewende und den dafür nötigen Ausbau der Stromnetze deutlich beschleunigen soll. Im Zuge dessen hatte der Minister angekündigt, mit allen Beteiligten den Dialog zu suchen – auch mit Bürgerinitiativen. In Meerbusch hatte er sich jedoch bisher nicht angekündigt. Die Bürgermeisterin findet das unverständlich:„Meerbusch könnte die von der Energiewende am stärksten betroffene Kommune werden. Das ist Motivation genug, mit Herrn Altmaier ein persönliches Gespräch bei uns vor Ort zu suchen“, so Mielke-Westerlage. „Zudem ist mir wichtig, Herrn Altmaier auch die teils abstruse Vorgeschichte zu erläutern, die trotz all‘ unserer Bemühungen zum jetzigen Stand der Dinge geführt hat.“
Als einen zentralen Auslöser des Meerbuscher Unmuts nennt sie die Entscheidung des Regionalrats, die objektiv besser geeignete „Dreiecksfläche“zwischen Autobahn und Bahnlinie auf Kaarster Stadtgebiet nicht aus der Zweckbindung als Kiesabbaufläche zu nehmen – ob- wohl diese Fläche nur ein Prozent der gesamten Auskiesungsfläche ausmacht.
In ihrem Brief geht Mielke-Westerlage auch auf die bisherige Standortsuche ein und erläutert, dass Meerbusch eigentlich aufgrund des vergleichsweise geringen Abstands zur geschlossenen Wohnbebauung in den Suchverfahren 2014 und 2015 nicht mehr als Standort infrage kam. Nun aber drohe der Bau eines 18 Meter hohen Industriegebäudes auf einer Fläche von 100.000 Quadratmeter auf einem Gebiet, das bisher landwirtschaftlich oder als Erholungsgebiet genutzt wurde. „Die Landschaft und das Stadtbild würden hierdurch extrem verbaut“, mahnt Mielke-Westerlage.
Es sei den Bürgern der Stadt Meerbusch nicht vermittelbar, dass „ein nachweislich schlechterer Standort genehmigt wird“. Entsprechend groß sei die Verärgerung und die Enttäuschung der Bevölkerung und der Politik. Nun also setzt die Bürgermeisterin auf die Unterstützung des Ministers. Altmaier werbe für den Netzausbau und die Akzeptanz der erforderlichen Maßnahmen. „Das hier durchgeführte Verfahren wird dem Anspruch in keinster Weise gerecht.“Gemeinsam mit dem CDU-Politiker solle eine „unter Abwägung aller Kriterien auch für die Bevölkerung nachvollziehbare und vernünftige Lösung“gefunden werden.
Ob der Minister tatsächlich der Einladung nach Meerbusch folgt, war gestern nicht zu erfahren. Das Wirtschaftsministerium wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu dem Schreiben äußern.